Denkmalpflege schießt quer beim Friedhofspflegewerk

Zielkonflikt: historische Authentizität und Klimaanpassung. Der Förderkreis für den Offenburger Waldbachfriedhof und die TBO haben sich zusammengerauft. Doch jetzt schießt das Denkmalamt quer. Die Stadt will zur Not klagen.  

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Eine unendliche Geschichte? Das Pflege...f kommt einfach nicht von der Stelle.   | Foto: Barbara Puppe
Eine unendliche Geschichte? Das Pflegewerk für den Waldbachfriedhof kommt einfach nicht von der Stelle. Foto: Barbara Puppe
"Förderkreis und TBO finden Kompromiss" lautete die Überschrift im Lokalteil der BZ am 2. April 2024. In mehreren Sondersitzungen hatten der einflussreiche Förderkreis für den Offenburger Waldbachfriedhof unter seiner Vorsitzenden Cornelia Kalt-Jopen, die sich ehrenamtlich um den Erhalt des Waldbachfriedhofs kümmern, und Alex Müller, Chef der für die Friedhofspflege zuständigen Technischen Betriebe Offenburg, sich auf einen Kompromiss geeinigt. Streitpunkt war ein sogenanntes Parkpflegewerk, das die TBO und der Förderkreis befürworteten. Es sollte eine Rahmenvereinbarung her, die die Leitlinie der Pflege des historischen Waldbachfriedhofs klärt. Der 1871 eröffnete Friedhof ist durch die vielen stadtprominenten Persönlichkeiten, die hier ruhen, nicht nur eine einzigartige Quelle der Stadtgeschichte, er ist auch eine grüne Oase in der Oststadt mit rund 400 Bäumen und 120 Baumarten, die vom Förderkreis als eine Art Baummuseum (Arboretum) ebenso wie die Gräber gepflegt werden. Das Parkpflegewerk sollte nun dafür sorgen, dass nicht jede Einzelmaßnahme auf dem Friedhof beraten und genehmigt werden muss, sondern einen klaren Rahmen für die Arbeiten dort vorgibt. Dazu gab es einen Gemeinderatsbeschluss im Februar 2022. Aber Förderkreis und TBO verhakten sich zunächst über der Frage, wie viel parkähnlich, historische Authentizität und wie viel Klimaanpassung bei den Ersatzpflanzungen abgängiger Bäume notwendig seien. Nach zahlreichen Verhandlungsrunden schien die Kuh im April 2024 vom Eis. Doch weit gefehlt.

Wie in der Sitzung des Technischen Ausschusses jetzt deutlich wurde, ist es nun die Planerin eines von der Stadt selbst beauftragten externen Büros im Schulterschluss mit der Landesdenkmalbehörde, die auf quasi einer Rekonstruktion des Friedhofs in einen Zustand um die vorletzte Jahrhundertwende bestehen. In den letzten zwei Runden mit der Planerin und der Landesdenkmalpflege sei man fast vom Stuhl gefallen, berichtet Axel Müller. "Das hat alles konterkariert, was wir bisher verhandelt haben."

Im Ausschuss erteilten die Freien Wähler Offenburg (FWO) Altstadtrat Thomas Bauknecht Rederecht, der als Vertreter des Förderkreises an den Verhandlungen mit dem LDA teilgenommen hatte. Er erklärte, dass man dort eine Rekonstruktion des Friedhofs im Sinn habe. Abgängige Bäume in der heute parkähnlichen Anlage sollten teils nicht mehr ersetzt werden, um wieder Grabfelder zu schaffen, die es früher einmal gab. Dem hielt FWO-Stadträtin Angi Morstadt entgegen, dass man angesichts der zahlreichen Offenburger Friedhöfe diese zusätzlichen Grabfelder gar nicht brauche. Mehrheitlich sollen abgängige nichteinheimische Bäume nach Vorstellung des LDA durch heimische Baumarten ersetzt werden. Dass diese im Klimawandel teils gar nicht überlebensfähig wären, wie Alex Möller erklärte, habe als Argument bislang nicht gefruchtet. Müller ist überzeugt: "Wir haben keine Rekonstruktionspflicht". Rekonstruktive Denkmalpflege war bisher auch nicht die von staatlichen Denkmalpflegern vertretene Linie. Es wurden erhaltene Partien geschützt, aber die gewachsene Entwicklung eines Denkmals respektiert.

Man sei zwar in Abhängigkeit von der staatlichen Denkmalpflege, wie Baubürgermeister Oliver Martini in der Sitzung erklärte, aber man solle jetzt Druck ausüben, so Angi Morstadt. "Im Zweifelsfall müssen wir klagen", erklärt Alex Müller in der erneut verfahrenen Situation.
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