Künstliche Intelligenz

Freiburger Student Philipp Jund hat sein Masterprojekt bei der Robotikschau in Brisbane gezeigt

Wie bringt man Robotern bei, räumlich zu denken? Der Freiburger Student Philipp Jund forscht auf diesem Gebiet und durfte mit einem Stipendium zur größten Robotik-Messe nach Australien fliegen.  

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Informatikstudent Philipp Jund und sein „Schüler“  | Foto: Dominic Heißler
Informatikstudent Philipp Jund und sein „Schüler“ Foto: Dominic Heißler
Philipp Jund bringt Robotern bei, räumlich zu denken. Seine Forschung stellte er auf der Jahreshauptversammlung des Vereins der Freunde der Universität Freiburg vor. Denn der Verein ermöglichte dem Informatikstudenten mit einem Stipendium, nach Australien zur größten Robotik-Messe der Welt zu fliegen.

Langsam, Zentimeter für Zentimeter stellt Philipp Jund eine runde Kaffeedose in einen Blumentopf. Der Roboter schaut ihm dabei über eine Kamera zu. Und versucht dann, die Bewegung nachzumachen – aber mit einer rechteckigen Dose in eine rechteckige Kiste. Denn der Roboter soll das mit allen Objekten können.

Videos wie diese hat Jund viele: Mal hat es der Roboter geschafft, mal stieß er an seine koordinativen Grenzen. "Wir haben versucht, eine Repräsentation von räumlichen Relationen für den Roboter zu entwickeln", erklärt der 25-Jährige aus Denzlingen sein Masterprojekt, mit dem er die Forschung des Lehrstuhls weiterführt.

Diese Art von künstlicher Intelligenz bringt viele Anwendungsmöglichkeiten mit sich.

Der Roboter sollte lernen, wie ähnlich sich zwei Relationen sind, etwa dass nebeneinander etwas anderes ist als aufeinander oder dass zwei Dinge auch dann nebeneinander sind, wenn sich der Abstand zwischen ihnen ändert.

"Das Neue daran ist, dass er das nicht nach festen Kategorien machen soll", so Jund. Denn solche Kategorien seien meist "hart gecodet" – das heißt, die Programmierer legen aufwändig fest, was räumliche Angaben wie nebeneinander oder aufeinander bedeuten. "Für einen Roboter steht die Tasche an Position 453xyz", sagt Jund. Wenn er nun etwa eine Tasche bringen soll, muss er wissen, was alles "neben" bedeutet. Die Position neben dem Stuhl oder doch die neben dem Tisch? Diese Art von künstlicher Intelligenz bringt viele Anwendungsmöglichkeiten mit sich. "Es geht gar nicht darum, die Menschen zu ersetzen", so Jund. Er sieht in Robotik und Machine Learning vielmehr die Chance, Probleme wie eine alternde Gesellschaft oder die Klimakrise anzugehen.

Algorithmen entwerfen und Probleme klug lösen

Künstliche Intelligenz könne in der Pflege unterstützen, im Haushalt, in der Industrie, sie könne aber auch Klimamodelle verbessern oder Produktion und Verbrauch von Autos optimieren.

In diese Richtung führen Jund auch seine nächsten Schritte. Wenn er das Visum bekommt, wird er Anfang Juli ein Praktikum im Bereich autonomes Fahren machen, und zwar im Silicon Valley bei Google. Langfristig könnte er sich vorstellen, zu promovieren. "Ich schaue, welches Problem ich aktuell spannend finde", so Jund.

Zum Informatikstudium kam er auf ähnlichem Weg. Sein Abitur machte er 2012, danach reiste er für ein Jahr durch Neuseeland, Australien und Südamerika.

Dabei habe er gemerkt, "dass es auch ganz andere Lebensweisen und Auffassungen von Dingen gibt. Trotzdem entdeckt man immer auch viele Parallelen." Im Anschluss schrieb er sich zum Informatikstudium ein. Er wollte ausprobieren, "ob es was ist", sagt er, und dass er Informatik spannend fand, "weil man damit in alle Richtungen gehen kann", also auch zu Natur- und Sprachwissenschaften.

Aber weder habe er schon mit zehn sein erstes Programm geschrieben noch begeistert Computerspiele gespielt, wie es das Klischee nahelegt. Für ihn ist Informatik vielmehr "das Mathematische und der Spaß am Knobeln, Algorithmen entwerfen und Probleme klug lösen". Wobei "klug" bedeutet, mit möglichst wenig Instanzen oder in kurzer Laufzeit.

Zur Robotik und zum Machine Learning kam er über ein Seminar, in dem er gefragt wurde, ob er nicht als Hilfswissenschaftler arbeiten wolle. Für Mai 2018 erhielt er dann ein einmaliges Stipendium vom Verein der Freunde der Universität Freiburg und auch der Lehrstuhl unterstützte ihn – wodurch er sein Masterprojekt auf der größten Robotikmesse der Welt, der International Conference on Robotics and Automation in Brisbane vorstellen konnte. "Einerseits habe ich mich riesig gefreut, andererseits war ich ziemlich ehrfürchtig. Ich bin ja noch Student."
Verantwortliche Künstliche Intelligenz: Thementage der Uni Freiburg mit fünf öffentlichen Veranstaltungen vom 21. bis 25. Juni. Info und Programm unter mehr.bz/thementage
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