Das Märchen vom bösen Wolf

Ein Raubtier kehrt zurück: Eine Ausstellung im Waldhaus erzählt von alten Mythen und neuen Erfahrungen.  

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Ein ausgestopftes Exemplar von Canis lupus zeigt die Ausstellung im Waldhaus.    | Foto: Ingo Schneider
Ein ausgestopftes Exemplar von Canis lupus zeigt die Ausstellung im Waldhaus. Foto: Ingo Schneider

Für die Biologen ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Wolf sich auch in baden-württembergischen Gefilden wieder niederlässt. Doch bevor es soweit ist, soll Aufklärungsarbeit geleistet werden. "Und wenn der Wolf kommt? – alte Mythen und neue Erfahrungen" heißt daher eine neue Ausstellung im Waldhaus, die am Sonntag eröffnet wurde. Highlight für Bürgermeisterin Gerda Stuchlik: In der Ausstellung einmal sehen, hören und riechen zu können wie das viel gefürchtete Tier.

Schon auf dem Weg zur Ausstellung wird der Besucher mit allerlei Wölfischem konfrontiert: "Reißwolf", "Wolfshunger", "Schienenwolf", "Fleischwolf" – links und rechts vom Treppengeländer sind Begriffe angebracht, die den "Wolf" in sich bergen. Die meisten davon sind negativ besetzt.

"Unser täglicher Sprachgebrauch trägt dazu bei, dass uns so ein diffuses Unbehagen erfasst, wenn es um den Wolf geht", sagte Margret Hansen vom Waldhaus. Gemeinsam mit dem Verein Wildwege und der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg hat sie die Ausstellung konzeptioniert. Dabei war es ihr ein wichtiges Anliegen, dem Besucher zu erklären, woher die tief verwurzelte Skepsis gegenüber dem Wolf überhaupt kommt.

Schließlich galt das Tier seit dem 19. Jahrhundert in Deutschland als ausgerottet. "Wir haben also Angst vor etwas, mit dem wir jahrhundertelang gar keine Erfahrung mehr gemacht haben", stellte Hansen fest. Deckenhohe Illustrationen im ersten Ausstellungsabschnitt geben daher die geschichtliche Entwicklung der Mensch-Wolf-Beziehung wieder, von der Zeit der Jäger und Sammler bis heute. Wer sich dann von den historischen Fakten abwenden möchte, kann in einem roten Sessel Platz nehmen und die Märchen nachlesen, in die der Wolf als Bösewicht Einzug gefunden hat. Drum herum kann sich der Ausstellungsbesucher ein Bild davon machen, wie der Wolf wirklich ist. Kinder dürfen in eine "Wolfshöhle" krabbeln, auf einer reich gedeckten Tafel steht eine Flasche Rotkäppchensekt, umringt von allem, was auf den Speiseplan des Wolfes gehört.

"Das mit dem Sekt ist eine witzige Idee, aber der nächste Abschnitt ist gerade in pädagogischer Hinsicht die gelungenste", sagte Bürgermeisterin Gerda Stuchlik, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Waldhaus. Gemeint ist eine Station, an der der Besucher die Sinneswahrnehmungen des Wolfes annehmen kann. Durch eine Linse tauscht er seinen Blickwinkel mit dem des Wolfes, hat plötzlich den Duft des Kaffees in der Nase, der auf dem Münsterplatz getrunken wird und lauscht per Kopfhörer den Gesprächen, die dort geführt werden.

Im Jahr 2000 kehrten die ersten Wölfe nach Deutschland zurück, 30 Rudel leben inzwischen über das ganze Land verteilt. Die Ausstellung zeigt die Wanderbewegungen der Tiere, erklärt Techniken, sie zu beobachten und ein reibungsloses Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf abzusichern. Micha Herdtfelder von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt betonte: "Es gibt viele Gruppen, die ein Interesse daran haben, dass der Wolf kommt, oder eben auch nicht kommt. Die Ausstellung hier ist neutral. Wir wollen das Bild des bösen Märchenwolfes relativieren, aber das sehr wehrhafte Tier auch nicht verharmlosen." Angriffe auf Menschen hat es seit der Rückkehr der Wölfe keine gegeben.

Ausstellung "Und wenn der Wolf kommt?", Waldhaus Freiburg, Wonnhaldestraße 6. Geöffnet Dienstag bis Freitag, 10 bis 17 Uhr, Sonntag, 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Schlagworte: Margret Hansen, Micha Herdtfelder, Gerda Stuchlik
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