"Das Gesetz sollte konsequent umgesetzt werden können"
BZ-INTERVIEW mit Titisee-Neustadts Amtsgerichtsdirektor und Jugendrichter Bruno Gebele über die Diskussion, ob das Jugendstrafrecht verschärft werden muss.
TITISEE-NEUSTADT. In der Diskussion um das Jugendstrafrecht wird die Tonlage giftiger. Notwendigkeit oder Wahlkampfgeschrei? Einer, dem man ein fundiertes Urteil zutrauen darf, ist Bruno Gebele. Der 56-jährige Jurist ist seit fast 18 Jahren Direktor des Amtsgerichts, und ihm sitzen regelmäßig junge Leute auf der Anklagebank gegenüber. Gebele antwortete auf Fragen von Peter Stellmach und Annemarie Zwick.
BZ: Herr Gebele, mit wie viel Unbehagen verfolgen Sie die Debatte?Gebele: Mich stört, dass die Politiker stereotyp wiederholen, härtere Strafen würden das Problem lösen. Ein jugendlicher Schläger oder Dieb denkt bei der Tat (leider) weder an die Folgen für das Opfer noch an die mögliche Strafe für sich. Wer jemanden erstechen will, wird sich durch fünf Jahre Strafvollzug mehr oder weniger nicht von der Tat abhalten lassen. Die Politiker sollten lieber sich fragen, weshalb viele Jugendliche grundsätzliche Wertmaßstäbe unserer Gesellschaft nicht verinnerlicht haben, Rücksicht, Solidarität oder Eigenverantwortung für sie ...