Astrid Viciano
Das doppelte Spiel des Physikers
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Als junger und begabter Wissenschaftler war Gentner kurz vor Hitlers Machtübernahme nach Paris gegangen, sein Doktorvater hatte ihn der Nobelpreisträgerin Marie Curie empfohlen. Mit deren Tochter und Schwiegersohn, Irène und Frédéric Joliot-Curie, forschte Gentner an künstlicher Radioaktivität.
1935 wandte er sich nach Heidelberg, fünf Jahre später war er zurück in Paris. Und musste den Joliot-Curies als feindlicher Offizier gegenübertreten. Im Auftrag des Heereswaffenamts sollte er herausfinden, wie weit sie bei ihren Forschungen zur Kernspaltung waren. Nach deren Entdeckung durch Otto Hahn 1938 hatte der Wettlauf um die Atombombe begonnen.
Gentner, keineswegs ein Nazi, deckte erst wissenschaftliche Aktivitäten der Joliot-Curies, dann ihre Tätigkeit in der Résistance. Spannend erzählt Viciano von Wissenschaftlern, die fliehen mussten, von Waffen hinter Laborwänden, von einer Nacht-und-Nebel-Aktion, mit der die Franzosen schweres Wasser in Sicherheit brachten, das man fälschlicherweise für elementar für die Kernforschung hielt. Die Atombombe der Nazis scheiterte nicht an dieser Aktion.
Einige der sehr vielen Biographien, welche Viciano in ihrem Buch skizziert, führen vom Plot ab, störend sind häufige Wiederholungen und Beschreibungen architektonischer Details. Aber man erfährt auch sehr viel über physikalische Forschung, über das Milieu der Wissenschaft, über die Verfolgung durch die deutschen Besatzer.
Nach dem Krieg bürgte Frédéric Joliot-Curie für Gentner, der eine Professur in der französischen Besatzungszone bekam. Von Freiburg zog er wieder nach Heidelberg und ans CERN, an dem heute noch ein Forschungsstipendium seinen Namen trägt.