DAS COMEBACK
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Der Weg zurück ins Scheinwerferlicht beginnt am 21. April in Leverkusen beim Rennen "Rund um Köln". Der erste Start Jan Ullrichs nach eineinhalbjähriger Pause. "Ich habe hart gearbeitet und man muss auch leiden, wenn man an die Spitze zurückkehren will", hatte Ullrich vorher verkündet. Würde er diesen Worten Taten folgen lassen?
Nach einer 56 Kilometer langen Solofahrt ins Ziel hatte der gebürtige Rostocker die Zweifler eines Besseren belehrt. Ullrich gewann in eindrucksvoller Manier. Einen solchen Husarenritt hatte Ullrich niemand zugetraut, zumal der Tour-de-France-Sieger von 1997 angekündigt hatte, bei dem mäßig besetzten Rennen nur "mitrollen" zu wollen. Doch unterwegs, so sagte er später, habe es für ihn kein Halten mehr gegeben; "Ich wollte zeigen, dass ich noch dazu gehöre."
Im Frühjahr 2002 war Ullrich ganz unten gewesen. Ein schmerzendes Knie zwingt ihn zum Abbruch des Trainings und in die Wartezimmer der Ärzte. Frustriert über seine hartnäckige Verletzung schaut Ullrich in geselliger Runde zu tief ins Glas und landet schließlich nach einem Bagatellunfall mit Fahrerflucht nächtens auf einem Freiburger Polizeirevier. Operation und Reha schließen sich an, ein erneuter Discobesuch dazu. Nach diesem wird der Olympiasieger von Sydney 2000 bei einer unangemeldeten Dopingprobe positiv getestet. Ullrich wird ein halbes Jahr gesperrt. Aus dem Star ist ein Nichts geworden, Ullrich steigt aus dem ruhenden Vertrag mit Telekom aus und bricht am Tuniberg seine Zelte ab. Von Merdingen geht's in die Schweiz, nach Scherzingen an den Bodensee.
Doch die Querelen sind nicht beendet. Ullrichs neuer Arbeitgeber Coast kränkelt. Hohe Ansprüche, kein Geld. Der Weltradsport-Verband sperrt die Mannschaft im Frühjahr 2003, wieder steht Ullrich draußen. So lange, bis der italienische Fahrradhersteller Bianchi die Fahrer übernimmt. Ullrich fährt die Deutschland-Tour, wird Fünfter, die Tour de Suisse, wird Siebter, und steht schließlich am 5. Juli zum Prolog der Tour de France auf der Startrampe.
Einmal hat er dieses Rennen schon gewonnen, viermal wurde er Zweiter. Ullrich verkündet "mitfahren" zu wollen - und startet zu einem Rennen der Superlative. Der haushohe Favorit Lance Armstrong möchte die Tour zum fünften Mal und in Folge gewinnen und damit in der erlauchten Kreis der Eddy Merckx, Jacques Anquetil, Bernard Hinault und Miguel Indurain aufsteigen. Keiner könne Armstrong ernsthaft gefährden, sind sich die Experten sicher - bis zur 12. Etappe am 18. Juli, einem 47 Kilometer langen Einzelzeitfahren. Ullrichs Fahrt ist ein Triumph seiner Willenskraft. Ein Tritt wie ein Uhrwerk, rund, ästhetisch, schnell. Ullrich siegt! 1:36 Minuten nimmt er Armstrong ab, liegt in der Gesamtwertung nur noch 34 Sekunden hinter dem Texaner. Armstrong schwächelt, stürzt sogar auf dem Weg nach Luz Ardiden. Ullrich hat freie Fahrt, doch er tritt nicht an, er macht langsam, wartet auf seinen Gegner. Eine Geste, die ihm Fair-Play-Preise einbringt - nur nicht das Gelbe Trikot. Das behält Armstrong bis Paris. Dort kommt Ullrich zum fünften Mal als Zweiter an. Er hat das Rennen gegen Armstrong verloren, und doch ist er ein Sieger. "Motiviert wie nie" will der junge Vater 2004 wieder ganz nach oben aufs Podest der Tour. Denn: "Ich will mich selbst beweisen." Als ob er das im Sommer dieses Jahres nicht schon getan hätte.
Michael Dörfler
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