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Gastronomie

Darum wird im neuen Restaurant Cinar in Minseln kein Alkohol ausgeschenkt

  • Mi, 09. Oktober 2024, 17:57 Uhr
    Rheinfelden

     

Hasan Colak hat in Rheinfelden-Minseln im früheren "PiPaBu" das "Cinar" eröffnet. Ein einschneidendes Erlebnis mit seinem Sohn hat ihn überzeugt, in seinem Restaurant keinen Alkohol zu verkaufen.

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Im „Cinar“ gibt es keine alkoholischen Getränke. Foto: Evgeny Karandaev
"Cinar" ist in Minseln angekommen. Der 44-jährige Hasan Colak und der 23-jährige Said Eren Deberoglu haben das ehemalige PiPaBu im Dinkelackerweg 2 im Ortsteil übernommen und daraus das "Cinar Hotel Restaurant" gemacht. Alleinstellungsmerkmal ist, dass im Cinar keine alkoholischen Getränke angeboten werden. Am vergangenen Freitag war Eröffnung, dabei schnitten Hasan Colak und Said Eren Deberoglu, zusammen mit Oberbürgermeister Klaus Eberhardt und Ortsvorsteherin Eveline Klein, die "Rote Schleife" durch – mit goldenen Scheren.

"Schön, dass sie mit ihrer 30-jährigen gastronomischen Erfahrung hierhergekommen sind. Das ist auch ein Zeichen der Integration", freute sich OB Eberhardt. Er findet es zudem wichtig, dass es in den Ortsteilen ein gastronomisches Angebot gibt, wo die Leute zusammenfinden. Als Symbol, dass die türkischen Mitbürger hier angekommen sind, überbrachte Klaus Eberhardt eine Dinkelbergtüte.

Leerstand ist beendet

Ortsvorsteherin Eveline Klein wünschte ebenfalls viel Erfolg mit den Worten: "Ich freue mich, dass der Leerstand beendet ist und es ein neues Angebot gibt." Hasan Colak und Said Eren Deberoglu sind nun mit ihrem Gastronomie- und Hotelbetrieb in Rheinfelden, genau gesagt auf dem Dinkelberg, angekommen. Sie haben das Haus, dessen gastronomischer Ursprung im einstigen Café Baumgartner liegt, neu gestaltet und eingerichtet. Der Freisitzbereich wird zu einem großen Wintergarten umgebaut.

Ein Restaurant ohne Alkohol ist eine Seltenheit. Dazu erklärt Hasan Colak, der Geschäftsmann, der bisher das Cinar-Restaurant in Weil am Rhein-Friedlingen betrieb: "Das hat absolut nichts mit Religion zu tun." Und er erzählt offen seine ganz persönliche Geschichte: "Ich war nicht immer ein Gegner von alkoholischen Getränken. Das entscheidende Erlebnis, ohne Alkohol zu leben, passierte vor über zehn Jahren. Ich kam nachts nach Hause und bin auf der Toilette eingeschlafen, ich hatte Alkohol getrunken. Mein Sohn hat mich in diesem unschönen Zustand entdeckt und aufgeweckt.

Anfangs nicht überall auf Sympathie gestoßen

Von diesem Zeitpunkt an habe ich weder Alkohol konsumiert noch verkauft." Er habe mit sämtlichen alkoholischen Getränken abgeschlossen. Mit dieser Reaktion sei er anfangs nicht bei allen Freunden, Bekannten und Gästen auf Sympathie gestoßen. "Ich hörte Aussagen wie beispielsweise: Bist Du jetzt Moslem geworden? Dazu kann ich sagen, ja, ich bin schon immer ein Moslem, aber dass ich keinen Alkohol will, hat damit absolut nichts zu tun. Man kann auch ohne Alkohol das Essen genießen und Freude haben."

Die Menschen nach Religion oder Nationalität zu beurteilen, verurteilt er sowieso. Und das ist mit Sicherheit, neben der Qualität seines kulinarischen Angebots und der Hygiene, maßgebend für seinen geschäftlichen und privaten Erfolg verantwortlich, denn das "Cinar" in Weil am Rhein kann auf einen internationalen Kundenstamm aus dem gesamten Dreiländereck zurückblicken. Im neuen "Cinar" in Minseln wird eine internationale Küche – für die Ehefrau Gülnara Colak verantwortlich ist – mit deutschen, italienischen und türkischen Spezialitäten serviert.

Legendärer Ruf

Die Namen "Cinar" und "Tadim" genießen einen legendären Ruf und begleiten Hasan Colak schon sehr lange. Er ist in der Türkei geboren, die Eltern arbeiteten in einem gastronomischen Familienbetrieb, in dem Hasan aufgewachsen ist. 1992 kam die Familie als anerkannte Asylbewerber in Mannheim an, wo sich die Eltern dann mit ihren ersten "Tadim" selbstständig machten. Dieser Anfang war für den damals zwölfjährigen Hasan vor allem sprachlich sehr holprig. Jahre später zog es die Familie nach Weil am Rhein, wo im Jahre 2005 "Tadim" Nummer zwei und bald darauf das Cinar folgten. "Mein Vater war ein Pionier mit den türkischen Spezialitätenrestaurants mit Holzkohlegrill und -ofen. Das hat den Menschen gefallen, geschmeckt und zog längst nicht nur die türkischen Landsleute, sondern die Deutschen und viele andere Nationalitäten an. Meine Eltern und wir sieben Geschwister waren sehr mutig, unser Zusammenhalt machte all das möglich."

Der Vater ist inzwischen verstorben, die Geschwister haben ihre eigenen Familien, Berufe und Restaurants. Sie sind längst in Deutschland und in der Schweiz heimisch. Zu Hasan Colaks persönlicher Erfolgsgeschichte gehört neben der Gastronomie auch ein Bauunternehmen mit 20 Beschäftigten. Aber, so gesteht der Familienvater von vier Kindern: "Meine Wurzeln sind in der Gastronomie und ich freue mich auf Cinar in Minseln."

Ressort: Rheinfelden

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