Unterm Strich
Darf ich pampig sein zu ChatGPT?
Wir Menschen sind ja auch nur Menschen. Da kann man sich schon einmal im Ton vergreifen. Künstliche Intelligenz dagegen hat sich stets im Griff. Wir sollten sie zum Vorbild nehmen.
Gekränkt... Eine Software... Das klingt doch skurril. Ist es aber nicht. Denn mit ChatGPT lassen sich Gespräche führen wie mit einem Menschen. Der Chat-Roboter weiß auf (fast) jede Frage eine Antwort. Manchmal sind die Antworten Quatsch, doch ChatGPT bleibt immer freundlich. Und umgekehrt? Darf man Chat-Roboter verhöhnen, wenn die Antworten fragwürdig sind? Ist es okay, wenn Menschen eine Künstliche Intelligenz übel beleidigen?
Nein. Für die Freiburger Knigge-Trainerin Betül Hanisch sind gute Umgangsformen in der virtuellen Welt genauso wichtig wie in der wirklichen Welt. "Für die Kommunikation zwischen einem Menschen und einer Maschine gelten die gleichen Regeln wie für die Kommunikation zwischen Menschen." In gewissem Sinne sieht die Knigge-Expertin die KI sogar als Vorbild. Sie sei geduldig und souverän und nähme nichts persönlich.
Die bedingungslose Höflichkeit von ChatGPT ist in der Tat bemerkenswert. Der Begriff Höflichkeit ist übrigens an den mittelalterlichen Königshöfen entstanden. Dort wurde ein Kodex entwickelt für gutes, höfisches Benehmen, mit dem sich die damalige Oberschicht vom Rest des Volkes abgrenzen wollte, der eben noch kein gutes Benehmen hatte. Manieren waren ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal. Wollen sich also KI-Maschinen wie ChatGPT mit ihrem höflichen Habitus wie seinerzeit die höfischen Gesellschaften ganz bewusst von uns Menschen abgrenzen? Ein unheimlicher Gedanke.
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