Harriersand
Claus Hartmann schnitzt Galionsfiguren für Segelschiffe
Claus Hartmann macht Galionsfiguren für Segelschiffe, darunter eine für die Gorch Fock der deutschen Marine.
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HARRIERSAND (dpa/BZ). Schnitzen in anderen Dimensionen: Claus Hartmann arbeitet mit Holzstämmen von bis zu vier Meter Länge. Mit einer großen Benzinmotorsäge beginnt er, den Kopf- und Schulterbereich in seinem Garten auf der Weserinsel Harriersand zwischen Bremen und Bremerhaven auszuschneiden. Nach einer Woche Arbeit mit der Motorsäge kann man die grobe Form einer Galionsfigur erkennen. Nur noch wenige Menschen gehen dieser Profession nach.
Zu den jüngsten Auftraggebern des Paares zählt die indonesische Marine. Für ein Schulschiff kreiert Hartmann eine 450 Kilogramm schwere Figur, die das mythologische Wesen "Bima Suci" darstellen soll. Dabei symbolisiert die Galionsfigur, die in diesem Fall aus Bronze und nicht aus Holz ist, mehr als nur ein Schmuckstück am Schiff – "Bima Suci" repräsentiere Kraft, Entschlossenheit, aber auch Verbindung und Teamgeist, erklärt der Schiffsbildhauer. "Also alles das, was bei der Navy von ihren Kadetten erwartet wird."
Obwohl er nicht viele Auftraggeber in Deutschland hat, arbeitete Hartmann auch schon für die deutsche Marine und fertigte für das Schulsegelschiff "Gorch Fock" eine Galionsfigur an. "Es ist auch manchmal so, dass ein Schiff die Galionsfigur verliert." Insgesamt hatte die "Gorch Fock" bereits sechs Figuren – jeweils ein stilisierter Albatros – an der Spitze des Schiffs, die erste riss 1958 ab, wie ein Sprecher sagt. Hartmann erklärt sich den Verlust der Galionsfiguren mit der besonderen Nutzung des Schulschiffs. Anders als Passagierschiffe meide die "Gorch Fock" vermutlich nicht jeden Sturm, um die Besatzung auf solche Situationen vorzubereiten. Auch Hartmanns Albatros ereilte ein trauriges Schicksal – seine Figur ging 2003 in der stürmischen Biskaya verloren.
An den Entwürfen arbeitet das Künstlerpaar in Rücksprache mit den Auftraggebern teils bis zu einem halben Jahr. Dabei arbeitet Hartmann parallel an drei oder vier Projekten gleichzeitig. Nachdem er die grobe Form einer Figur mit der Benzinmotorsäge ausgeschnitten hat, wechselt Claus Hartmann zu einer kleineren, handlicheren Motorsäge und beginnt die Feinheiten herauszuarbeiten. Mittlerweile gingen knapp 40 Galionsfiguren aus der Werkstatt auf der Insel Harriersand in die Welt hinaus. Die mit Galionsfigur ausgestatteten Schiffe fungieren dabei wie eine fahrende Visitenkarte. So kommen viele Aufträge über Kontakte zustande.