Reproduktion

Chinesen planen riesige Klon-Fabrik für Hunde

Ab dem kommenden Jahr sollen Vierbeiner in industriellem Maßstab reproduziert werden / Betreiber will bis zu 300 Tiere pro Tag vom Fließband lassen.  

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Hunde – bestellbar wie aus dem Katalog  | Foto: DoraZett  (Fotolia.com)
Hunde – bestellbar wie aus dem Katalog Foto: DoraZett  (Fotolia.com)

PEKING. Angriff der Klon-Wuffis: In der chinesischen Hafenstadt Tianjin entsteht die weltgrößte Anlage zum Kopieren von Tieren. Neben Hunden sollen dort auch Rinder und Schweine ab dem kommenden Jahr im industriellen Maßstab genetisch reproduziert werden.

"Wir können aussichtsreiche Züchtungen in hoher Qualität und riesiger Zahl herstellen", sagt Xu Xiaochun, Chef der Betreiberfirma Boyalife, chinesischen Medien. "Die Technik des Klonens ist aus der Experimentierphase hinaus und hat die Ebene der wirtschaftlichen Anwendung erreicht." Boyalife investiere insgesamt eine Milliarde Euro in die Klonfabrik, die schon weitgehend fertiggestellt sei. Schon im kommenden Jahr könne die Anlage 100 000 Embryonen herstellen.

Auch in anderen Ländern ist das Klonen von Nutztieren bereits gängige Praxis. Besonders ertragreiche Milchkühe werden mit diesem Verfahren in US-Labors zur Blaupause für exakt ebenso leistungsfähige Jungtiere. Die US-Firma Viagen beispielsweise wirbt mit dem Slogan "Wir vervielfältigen Erfolg". Das EU-Parlament spricht sich dafür aus, das Klonen von Nutztieren zu verbieten: Es schade dem Wohl der Tiere, außerdem seien die Folgen nicht absehbar. Auch Eizellen und Samen von Klontieren dürfen nicht in die EU eingeführt werden.

Die Praxis gilt inzwischen als grundsätzlich beherrscht, doch in den Reagenzgläsern entstehen immer noch viele Embryonen, die nicht lebensfähig sind – die Ausbeute lässt noch zu wünschen übrig. Neu ist in China daher nur das Ausmaß des Projekts. Die Produktion von knapp 300 Tieren pro Tag ist eine ganz andere Größenordnung, als die Betreiberfirma sie bisher anwandte. Sie hat bisher lediglich 550 geklonte Wachhunde an die Sicherheitsbehörden geliefert, wo sie dem Vernehmen nach brav ihren Dienst bei Zoll und Polizei verrichten.

In Tianjin entsteht nun ein ganz neues Hochhaus, um die Fließbänder und Labore für die Massenproduktion zu beherbergen. Das Vorhaben ist absolut ernst gemeint, wie die Gruppe der Kooperationspartner zeigt: Die renommierte Peking-Universität und die Internationale Akademie für Biomedizin der Stadt Tianjin sind mit im Boot.

China will sich einen Vorsprung in der Biomedizin verschaffen. Geringere Ethik-Standards und bessere Arbeitsbedingungen für Gentechniker sollen schneller zu kommerziellen Anwendungen führen als im Westen.

Biomediziner veränderten sogar menschliches Genom

Eine Arbeitsgruppe unter dem Biomediziner Huang Junjiu hat im Frühjahr an der Sun Yat-Sen Universität in Guangzhou sogar das Genom von menschlichen Embryonen experimentell verändert: ein Tabubruch. Der Ehrgeiz der politischen Führung, in Schlüsseldisziplinen ganz vorne mitzuspielen, ist enorm: In einem derzeit laufenden "Fünfjahresplan für medizinische Forschung" sind Ausgaben von 300 Milliarden Euro vorgesehen. Erste Priorität in der Liste: Genomforschung. Nachdem China in der traditionellen Pharmazeutik hoffnungslos hinterherhinkt, will es nun eine Entwicklungsstufe überspringen und gleich mit Biotechnik loslegen.

Die Förderung der gewaltigen Klonfabrik in Tianjin wirkt im Rahmen dieser Strategie als logischer Schritt. Die Wahl der wissenschaftlichen Leitung macht jedoch stutzig. Die technische Seite verantwortet das südkoreanische Unternehmen Sooam Biotech. Dieses betreibt in der chinesischen Stadt Weihai bereits eine Kloneinrichtung, die beispielsweise Kopien lebender Hunde anbietet – für schlappe 100 000 Euro pro Stück.

Der Gründer der Firma, der Tierarzt Hwang Woo Suk, genießt erhebliche Bekanntheit – und zwar als Schwindler. Ursprünglich war er einer der angesehensten Klonforscher Südkoreas. Dann hat er im großen Stil Forschungsergebnisse gefälscht, um weitere Erfolge zu liefern. Die Seoul National University hat ihn deshalb 2006 rausgeschmissen. Doch Hwangs frühere Erfolge mit Klon-Experimenten waren real, ebenso wie die Vervielfältigung von Hunden durch seine Firma in den vergangenen Monaten. Auch Boyalife ist eine Firma mit hohen Ansprüchen. Der Biotech-Anbieter betreibt 28 Labore in 16 chinesischen Provinzen. Was Firmenchef Xu ankündigt, hat Hand und Pfote. "In China machen wir alles in riesigem Maßstab", erklärt Xu. "Und wir tun es nicht nur für den Gewinn, sondern auch, weil wir damit Geschichte schreiben."

In Tianjin soll auch eine DNS-Datenbank entstehen. Boyalife will darin das Erbgut besonders leistungsfähiger Nutztiere, wie auch das aussterbender Arten speichern. Viele Chinesen sehen die Möglichkeit der neuen Techniken als positive Entwicklung. "Ich fände es toll, wenn ich meinen Hund klonen lassen könnte", sagt Haustierbesitzer Chen Xin in Peking. Die Massenproduktion könnte nun auch zu einer Preissenkung führen.

Andere sehen die Entwicklung kritisch. Fleisch von Klon-Rindern sei zwar "praktisch identisch" mit herkömmlichem Fleisch, sagt Zhu Yi, Landwirtschaftsprofessor in Peking. Die langfristigen Konsequenzen seien aber unbekannt. "Es gehört nicht auf den Esstisch."

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