Moskau
Chaotische Wetterverhältnisse in der russischen Hauptstadt
Über Moskau tobt ein Rekordschneesturm. Seit Samstag schneit es ununterbrochen. Es gab Verletzte und einen Toten und so viele Auffahrunfälle, dass viele Autofahrer ihre Blechschäden einfach ignorierten.
Mo, 5. Feb 2018, 20:02 Uhr
Panorama
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Nach Angaben des Hydrometischen Zentrums Russlands fielen am Wochenende 150 Prozent des durchschnittlichen Monatsniederschlags, ein Rekord seit Beginn der Messungen. Und am Montag schneite es weiter. Am Samstag hatte es bei nassem Schnee und starkem Wind ein erstes Opfer gegeben. Ein Mann kam durch einen Stromschlag ums Leben, als er beim Aussteigen aus dem Auto in eine Eispfütze trat, in der ein gerissenes Starkstromkabel lag.
Wegen zerstörter Leitungen brach zwischenzeitlich die Stromversorgung für etwa 40 000 Menschen in Zentralrussland zusammen. In Moskau wurden fünf Menschen durch umstürzende Bäume verletzt. Insgesamt knickten etwa 2000 Bäume unter der Schneelast ein.
Die Temperaturen fielen in der Nacht zum Sonntag auf zwölf Grad unter Null, der Schneematsch fror zu einem eisglatten Untergrund. Seit Samstag wurden in Moskau über 2000 Verkehrsunfälle registriert. Meist ging es nur um Blechschäden, dennoch wurden 32 Menschen verletzt. Mehr als 100 Flüge auf den vier Moskauer Passagierflughäfen mussten allein am Montag verlegt werden. "Das war ein Jahrhundertschneefall", erklärte Bürgermeister Sergei Sobjanin. "Aber ein Kollaps oder eine Katastrophe sind ausgeblieben, die Stadt arbeitet normal." Tatsächlich meldete das Verkehrsportal Yandex Probki für Montag eine Staudichte von 60 Prozent – nur zehn Prozent mehr als üblich. Allerdings gebe es viele ungewöhnliche Staus im Moskauer Umland.
Laut der Zeitung Komsomolskaja Prawda räumten in der Nacht auf Montag 70 000 Gemeindearbeiter und 5000 U-Bahnbedienstete den Schnee weg. Dennoch fragen sich viele Bürger, warum nur wenige der offiziell 11 000 Räumfahrzeuge der Stadt zu sehen waren. "Achtung. In Moskau gab es den Diebstahl des Jahrhunderts", spottet der Blogger Stopliksutow. "Dem Moskauer Rathaus wurden 11 000 Schneepflüge entwendet." Viele Menschen stiegen auf S- und U-Bahn um. Passagiere schoben Autobusse mit durchdrehenden Reifen an, überall in der Stadt stemmten sich Passanten gegen Autos, die in zugeschneiten Parklücken festsaßen.
Auf der Krasnaja Presnaja gibt es nach sechs Minuten den nächsten Unfall. Ein schwarzer Nissan kollidiert beim Ausparken mit einem weißen Opel und hinterlässt ein paar schwarze Streifen auf dessen Blechflanke. Beide Fahrer stehen im Schnee und palavern. "Wir müssen auf die Polizei warten", sagt der geschädigte Opelfahrer. "Aber ich habe keine Lust, mich so lange mit diesem Schwachsinn aufzuhalten, und du hast Kinder im Auto!" "Was schlägst Du vor?" "Nichts", antwortet der Opelfahrer. "Wir steigen wieder ein und fahren weiter." Russen sind nicht kleinlich – erst recht nicht, wenn sie in einen Jahrhundertschneesturm geraten sind.
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