FSJ

Caritas in Neustadt

Immer mehr Menschen leisten ein Freiwilliges Soziales Jahr. Bei Caritas in Neustadt arbeiten auch regelmäßig junge Menschen aus dem Ausland. So will sie dem Fachkräftemangel entgegenwirken.  

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Die Nachfrage nach Plätzen für das Freiwillige Soziale Jahr ist wieder gestiegen. Foto: contrastwerkstatt (stock.adobe.com)
Die Zahl der jungen Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) leisten, steigt. Dieses Jahr haben sich in Baden-Württemberg im Vergleich zum Vorjahr 14 Prozent mehr junge Menschen für das FSJ entschieden. Dies sei der zweithöchste Stand seit der Einführung des Sozialen Jahrs, teilt das Landessozialministerium mit. Das FSJ ist ein praktisches Bildungsangebot für junge Menschen und wird in gemeinwohlorientierten Einrichtungen geleistet. Ein Soziales Jahr dauert in der Regel zwölf Monate, muss aber mindestens sechs und darf maximal 18 Monate geleistet werden. Für ihren Dienst erhalten die Freiwilligen ein Taschengeld. Aktuell beträgt es mindestens 450 Euro, der Höchstsatz liegt bei 644 Euro monatlich.

Samantha Okumu ist eine der Freiwilligen, die ein Soziales Jahr absolvieren. Besser gesagt absolvierte – denn heute hat sie ihren letzten Arbeitstag bei der Caritaswerkstätte in Neustadt. Im April vergangenen Jahres trat die 23-jährige Kenianerin hier ihren Dienst an.

Okumu sagt, sie sei im FSJ verantwortungsbewusster geworden

Während ihres FSJs arbeitete Okumu im Wohnheim und in der Caritaswerkstätte. Gestartet hat der Arbeitstag um sechs Uhr in der Früh. Die junge Frau unterstützte die Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung beim Anziehen und Frühstücken. "Danach sind wir gemeinsam in die Werkstätte gefahren und ich habe die Gruppenleiter bei Kontrolltätigkeiten und zum Beispiel beim Verpacken unterstützt."

Okumu freut sich über das Soziale Jahr bei der Caritas. "Ich bin selbstständiger und verantwortungsbewusster geworden, habe gelernt, geduldig mit anderen Menschen zu sein." Das FSJ habe ihr geholfen, sich selbst besser kennenzulernen und ihre Deutschkenntnisse verbessert. Besonders schätzt die junge Frau, neue Menschen kennengelernt zu haben. Die Arbeit beschreibt sie als sinnvoll und wertvoll.

Okumu lebt nun schon seit zwei Jahren in Deutschland. Vor ihrem FSJ in Neustadt war sie als Au Pair in Kassel. "Damals habe wir einen Ausflug nach Genf gemacht. Bei einem Zwischenstopp in Freiburg habe ich das Münster gesehen und war total begeistert von der Stadt", erzählt sie in den Räumen der Caritaswerkstätte in Titisee-Neustadt. Ihre guten Deutschkenntnisse hat sie dem kostenfreien Deutschkurs der Caritas während des Sozialen Jahrs zu verdanken, sagt sie.

Nach dem Ausflug nach Genf suchte sie im Internet nach FSJ-Stellen im Freiburger Raum. "Ich interessiere mich sehr für Pflege. Deshalb war von Anfang an klar, in welche Richtung ich gehen möchte." Bei ihrer Recherche stieß Okumu auf die Caritas.

Für Menschen, die während des FSJ oder einer Ausbildung eine Wohnung brauchen, steht immer ein gewisses Kontingent an Zimmern zur Verfügung. Das wird von der Caritas-Stabstelle in Freiburg koordiniert, berichtet Christoph Funk, Leiter der Zweigwerkstätte Hochschwarzwald.

Caritas bietet kostenloses Wohnen und Sprachkurse an

Nach dem FSJ will Okumu eine Ausbildung in Freiburg als Generalistik-Pflegefachkraft beginnen. "Danach kann ich sowohl als Krankenschwester oder als Pflegekraft arbeiten", sagt sie.

Nora Kelm, Pressesprecherin des Caritasverband Freiburg, berichtet, dass es mittlerweile seltener junge Erwachsene nach dem Abitur, sondern oft Menschen aus dem Ausland seien, die ein FSJ bei der Caritas machen. Viele kämen aus nichteuropäischen Ländern wie Madagaskar oder Kenia, die Caritas stellt Wohnungen und Sprachkurse zur Verfügung. "Für uns haben diese Menschen eine große Bedeutung, denn sie sind oft die Nachwuchsfachkräfte von Morgen", sagt Kelm. Durch ein FSJ besteht die Möglichkeit, die Arbeit, das Land und die Sprache kennenzulernen und bei Interesse dient es als Eingangstür in den Caritasverband. "In diesen Ländern sind wir als Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb bekannt – durch Soziale Medien und weil es sich rumspricht."

Paul Zepf absolviert derzeit ein Soziales Jahr in der Hebelschule Neustadt, Maurizio Vitacca macht hier einen Bundesfreiwilligendienst (Bufdi). "Ich wusste nach dem Abitur noch nicht genau, in welche Richtung ich beruflich gehen möchte", sagt der 19-jährige Zepf. Als er auf eine Anzeige der Hebelschule stieß, rief er kurzerhand an und bewarb sich für ein FSJ. Der 18-Jährige Vitacca war einst selbst Schüler der Hebelschule. "An der Abschlussfeier wurde ich gefragt, ob ich Lust habe, hier ein Bufdi zu machen." Dieses Angebot nahm Vitacca gerne an, denn die Arbeit mit Kindern macht ihm Spaß.

Zu den Tätigkeiten der jungen Männer zählt die Unterstützung der Lehrkräfte im Unterricht, die Nachmittagsbetreuung und der Pausenverkauf. "Ich finde es super, wenn ich selber etwas einbringen kann – zum Beispiel im Sportunterricht oder in Ethik", sagt Zepf. Vitacca schätzt vor allem den Perspektivwechsel. "Plötzlich steht man vor einer Klasse, anstatt drin zu sitzen und bloß zuzuhören." Die Erfahrungen, die sie während des FSJs sammeln, sagen den jungen Männern so zu, dass ihr Interesse für einen pädagogischen Beruf geweckt wurde. Paul Zepf möchte sich bei der Pädagogischen Hochschule Freiburg für einen Lehramt-Studiengang bewerben. "Ich kann mir vorstellen, an einer Realschule zu unterrichten – mir macht der Umgang mit den Schülern einfach total Spaß."

Maurizio Vitacca hat sich bei Ausbildungsstätten für Erzieher beworben und wartet derzeit auf Rückmeldung. "Ich kann einfach gut mit Kindern – ich habe große Freude bei der Arbeit."
Schlagworte: Samantha Okumu, Maurizio Vitacca, Paul Zepf
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