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"Bücher schreiben ist harte Arbeit"

ZISCH-INTERVIEW mit der Kinderbuchautorin Regina Rusch über ihren Beruf und ihre Geschichten für Kinder.  

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Foto: Stephan Koscheck

Bücher schreiben macht Spaß! Das erfuhren die Kinder der Klasse 4 v der Viktor-von-Scheffel-Schule bei einer Autorenlesung in der Teninger Gemeindebücherei. Dort stellte die Autorin Regina Rusch ihr Buch "Nicht mit Timo" vor. Anschließend gab sie den Zisch-Reportern Marie Bührer, Sophia Kopfmann, Frederik Schulz, Celina Wricke und Letitia Willaredt ein Interview.

Zisch: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Bücher zu schreiben?

Regina Rusch: Ich habe immer ganz viel Spaß daran gehabt, mir Geschichten auszudenken, schon als ich so alt war wie ihr. Wenn ich zum Beispiel ein Bild gesehen habe, habe ich sofort angefangen zu erzählen, was da passierte sein könnte.

Zisch: Haben Sie Vorbilder?

Rusch: Auf jeden Fall, und zwar zwei. Das eine Vorbild ist ein Mann, von dem ihr sicher schon alle etwas gelesen habt. Das ist nämlich Erich Kästner. Er hat "Das fliegende Klassenzimmer", "Pünktchen und Anton" und "Das doppelte Lottchen" geschrieben. Mir gefallen seine Bücher sehr gut, weil er oft die Wirklichkeit und die Fantasie vermischt. Mein zweites Vorbild ist Astrid Lindgren. Ich bin groß geworden mit Pippi Langstrumpf.
Zisch: Arbeiten Sie mit Kollegen zusammen?

Rusch: Nein, das mache ich nicht. Ich arbeite alleine. Nur ganz wenige Autoren und Autorinnen schreiben gemeinsam ein Buch. Meine Ideen entstehen im Kopf und im Herzen, und ich finde es schwierig, wenn ich erst alles jemand anderem erzählen muss. Aber ich frage manchmal meine erwachsenen Kinder um Rat, wenn ich danach suche, etwas besonders passend auszudrücken.
Zisch: Verdienen Sie viel Geld?

Rusch: Ich verdiene mit meinem Beruf insgesamt so viel, dass ich gut davon leben kann. Allein vom Bücher schreiben könnte ich aber nicht leben. So kostet zum Beispiel das Buch "Nicht mit Timo", aus dem ich euch heute vorgelesen habe, im Buchladen 5,95 Euro. Ich bekomme beim Verkauf ungefähr 47 Cent, mehr ist das nicht. Denn bis ein Buch fertig ist und verkauft werden kann, sind ja noch ganz viele andere Leute mit ihm beschäftigt, die Leute vom Verlag, die in der Druckerei und jemand, der das Titelbild und die Bilder im Buch malt. Auch der Buchhändler muss etwas bekommen und ebenso der Großhandel.
Zisch: Können Sie gut davon leben?
Rusch: Ja, ich kann trotzdem gut von meinem Beruf leben, weil ich sehr oft unterwegs bin und vor Schulklassen und in Bibliotheken lese. Dafür bekommt man natürlich ein Honorar.
Zisch: Haben Sie Situationen aus Ihren Büchern auch selbst schon erlebt?

Rusch: Ja, ganz viele Situationen habe ich selbst erlebt, entweder als Kind oder als Mutter meiner Kinder. Manche Situationen wurden mir auch erzählt. Das, was in meinen Büchern steht, sind fast alles Erlebnisse, die irgendjemandem passiert sind. Ich mag es sehr gerne, aufs richtige Leben zu gucken, vor allem auch auf das, was Kinder in eurem Alter erleben und was sie empfinden.

Zisch: Mal ganz ehrlich: Gibt es Tage, an denen Ihnen keine Ideen kommen?

Rusch: Eindeutig ja! Es gibt sogar viele solche Tage. Dann sitzt man da und rauft sich die Haare und denkt: "Oh Gott, wäre ich bloß etwas anderes geworden als Schriftstellerin." Hier hilft nur, etwas anderes zu tun. Man muss spazieren gehen, die Treppe putzen, Wäsche waschen oder einen Kuchen backen. Irgendwann hat man eine Idee. Und schon kann man weiterschreiben.

Zisch: Macht es Ihnen Spaß, Bücher zu schreiben?

Rusch: Ja, auf jeden Fall! Obwohl es nicht immer nur Spaß ist, Bücher zu schreiben. Es ist oft mühselig und eine harte Arbeit, aber Spaß macht es trotzdem.

Zisch: Wie viele Bücher haben Sie schon geschrieben?

Rusch: Insgesamt sechzehn. Das heißt, einige dieser Bücher habe ich nicht selbst geschrieben, einige sind von Kindern geschrieben worden, ich habe sie nur herausgegeben. Sie enthalten zum Beispiel Kindertexte zu den Fragen "Was ist eigentlich Arbeit?" oder "Was ist denn Gewalt?" Die anderen Bücher, in denen ich mir Geschichten ausgedacht habe, die sind natürlich von mir geschrieben. Das Buch Nummer sechzehn ist gerade in der Druckerei und kommt im nächsten Monat heraus. Es ist ein Buch für Erstleser, für Kinder, die eingeschult werden und heißt "Zwei Schultüten für Lissy".

Zisch: Wie lange arbeitet man an einem Buch?

Rusch: Die Frage kann ich nicht allgemein beantworten, sondern nur für mich selbst. Ich schreibe sehr langsam. Am Tag schaffe ich höchstens drei bis vier Seiten. Ich brauche ein halbes Jahr, bis ein Buch fertig ist, also sechs Monate, in denen ich von morgens bis abends daran sitze.

Zisch: Haben Sie viel Freizeit?

Rusch: Das ist eine schwierige Frage, weil sich bei mir die berufliche Tätigkeit und die Freizeittätigkeit oft überschneiden. Allerdings bin ich seit einiger Zeit Rentnerin und bekomme jeden Monat Rente. Jetzt muss ich nicht mehr ganz so häufig auf Lesereisen gehen und kann schon sagen, dass ich viel Freizeit habe. Ich muss auch noch eins erzählen: Ich habe seit einiger Zeit ein Hundemädchen, sie ist sechs Monate alt. Seit ich sie habe, bin ich den ganzen Tag mit ihr beschäftigt und habe nicht einen Satz geschrieben.

Zisch: Welches Ihrer eigenen Bücher gefällt Ihnen am besten?

Rusch: Das ist eine schwere Frage. Ich mag alle Bücher, aber es gibt ein Buch, das mir besonders nahe ist. Dieses Buch heißt "Zappelhannes" und ist die Geschichte eines Jungen, der nicht stillsitzen kann. Wahrscheinlich kennt ihr auch so jemanden in eurer Klasse. Das Buch heißt "Zappelhannes", aber eigentlich müsste es "Zappelwilli" heißen. Willi ist der Name meines Sohnes. In dem Buch steht sehr viel über mich und über meinen Sohn, der beste, liebste und tollste aller Söhne.

Zisch: Wann haben Sie Ihr erstes Buch geschrieben?

Rusch: Das ist ungefähr 25 Jahre her. Vorher habe ich auch schon viel geschrieben, nämlich als Journalistin für Zeitungen und Zeitschriften. Erst als ich Kinder bekommen habe, habe ich mich daran erinnert, wie toll das ist, sich Geschichten auszudenken. So habe ich angefangen, Kinderbücher zu schreiben.

Ressort: Zisch-Texte

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