Helmbrechts

Buddha-Statue wirbelt bayerischen Friedhof auf

Eine kleine Buddha-Statue sorgt auf einem bayerischen Friedhof für erhitzte Gemüter. Als Grabschmuck auf dem Friedhof der evangelischen Kirchengemeinde ist sie unerwünscht.  

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Eine kleine Buddha-Statue sorgt auf ei...rischen Friedhof für erhitzte Gemüter.  | Foto: Sven Weber/fotolia.com
Eine kleine Buddha-Statue sorgt auf einem bayerischen Friedhof für erhitzte Gemüter. Foto: Sven Weber/fotolia.com
Eigentlich steht sie für Ruhe und Meditation, doch im oberfränkischen Helmbrechts hat eine kleine Buddha-Statue große Aufmerksamkeit erregt. Als Grabschmuck auf dem Friedhof der evangelischen Kirchengemeinde ist sie unerwünscht.

"Jesus würde sich schämen für Sie." Eine "Lachnummer" sei er, ein "Auslaufmodell", ein "intoleranter Mensch". Ausdrücke wie diese muss Gemeindepfarrer Thomas Berthold im oberfränkischen Helmbrechts seit Tagen über sich im Internet lesen. In Online-Kommentaren und Facebook-Diskussionen steht der evangelische Theologe im Kreuzfeuer, weil eine Buddha-Figur von einem Grab auf dem kirchlichen Friedhof verschwinden soll.

Eigentlich ist die 9300 Einwohner-Stadt ein lebensfroher Ort. So mutet der aktuelle Disput um die 25 Zentimeter große Buddha-Figur auf den ersten Blick recht kleinkariert an. Seit dem Sommer hat die Figur ihren Platz auf einem Familiengrab in Helmbrechts. Was viele Zeitgenossen als exotisch-meditative Dekoration bezeichnen würden, will Bernd Fickenscher ebenfalls nicht als religiöses Bekenntnis verstanden wissen.

Er sehe es als Symbol der Ruhe und des Friedens auf dem elterlichen Grab, wie er in Interviews sagte. Und liegt dennoch im Zwist mit der evangelischen Kirchengemeinde, für den der kleine Buddha einen Verstoß gegen die Friedhofsordnung darstellt. Im Paragraf 25 heißt es dort: "Insbesondere ist es verboten, an den Grabmälern etwas anzubringen, was im Widerspruch mit christlichen Anschauungen steht."

Diese Formulierung ist kein Helmbrechtser Sonderweg, sondern findet sich so wörtlich oder sinngemäß in fast allen Satzungen, die von kirchlichen Trägern als Hausordnungen für ihre Friedhöfe erlassen werden. Zur christlichen Grabkultur, auf die sich die kirchlichen Friedhofsordnungen berufen, werden auch regionaltypische Traditionen gezählt, beispielsweise schmiedeeiserne Kreuze.

Dass auf vielen Gräbern heutzutage dennoch "viel Nippes herumsteht", räumt Pfarrer Berthold im Gespräch ein. Engelfiguren aus dem Billigmarkt sieht er nicht gern, für Kindergräber, auf denen Plüschtiere oder Spielzeug niedergelegt werden, hat er jedoch Verständnis. Die Buddha-Figur auf dem Familiengrab allerdings sei ein Symbol einer Religion, deren Lehre von der Wiedergeburt im Gegensatz zur christlichen Hoffnung auf Auferstehung stehe. Und sie verletze damit den entsprechenden Paragrafen der Friedhofsordnung. Die hat der Kirchenvorstand nach langen Diskussionen im Jahr 2011 verabschiedet und damit die vorherige, laut Berthold "wesentlich rigorosere" alte Satzung abgelöst.

Im vergangenen Oktober erging die erste Aufforderung an Bernd Fickenscher, die Figur zu entfernen – bislang ergebnislos. Der "Helmbrechtser Buddha-Streit" ist seit Dezember ein Thema in den regionalen und überregionalen Medien. Auf deren Internetseiten wurde Berthold zur Zielscheibe. "Es ist schon eine Art Shitstorm", so der Theologe. Die Angriffe will er aber nicht an sich heranlassen. Dass man ihm Intoleranz unterstellt, trifft ihn allerdings schon. Die Regeln für einen christlichen Friedhof seien bekannt und auch zu respektieren. Nach seiner Beobachtung kommen die meisten kritischen Stimmen nicht aus der Region.

Vor wenigen Tagen trafen sich Berthold und Fickenscher zu einem persönlichen Gespräch, bei dem noch einmal die Argumente ausgetauscht wurden. Man verschob dabei die weiteren Schritte aufs Frühjahr, wenn die nächste Friedhofsbegehung ansteht. "Jetzt herrscht erst einmal Winterruhe", sagt der Pfarrer.
Schlagworte: Thomas Berthold, Bernd Fickenscher

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