Feiertag 11.11.
Bonndorfer Pflumeschlucker im Fasnet-Fieber: Wo Weißnix, Willnix und Kannnix den Ton angeben
Der 11.11. hat in Bonndorf Feiertagsstatus. Wie sonst würde sich erklären, dass an einem Wochentag mehr als 400 Besucher sowie über 100 Akteure bis Mitternacht den Auftakt zur Fastnacht feiern?
Di, 12. Nov 2024, 16:41 Uhr
Bonndorf
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Anschaulich demonstrierten Akteure den Wandel von Gepflogenheiten, der mit dem Generationenwechsel einhergeht. Beschauliche Trachtenträger wurden von tätowierten Teens in schriller Aufmachung abgelöst, der langsame Narrenmarsch vom fetzigen Pflume-Rap. Felix Schüle stellte dabei einmal mehr seine musikalische Genialität unter Beweis, präsentierte bekannte Textpassagen mit moderner Musiktechnik in völlig neuem Stil. Die außergewöhnliche Showeinlage rundete ein origineller Tanz cooler Jungs ab. Tattoos, Sonnenbrille und schräge Schildkappen wurden mit dem Traditionshäs der Pflumeschlucker kombiniert, Oberteile ins kreischende Publikum geworfen.
Weitaus ruhiger, aber mit brisanter Kritik, gestaltete sich der Auftritt der grauen Herren nach Vorlage des Kinderklassikers "Momo". Bonndorfs Schandflecken, das Absterben innerstädtischen Lebens und anhaltende Zögerlichkeit bei kommunalpolitischen Entscheidungen lassen Momo und Kassiopeia befürchten, dass in Bonndorf nicht nur an der Rathausuhr die Zeit stehen geblieben ist.
Und auch die Badische Zeitung bekam Kritik ab. Die Gestaltung unter dem Begriff "Südschwarzwald", wo Bonndorfer Beiträge auf mehreren Seiten gesucht werden müssten, gefällt offenbar gar nicht. Zudem würden die Leser lokale Themen von allgemeinem Interesse vermissen.
Humorig erscheint derweil die Mutmaßung über rückläufige Geburtenraten, wenn keine Handwerker mehr ins Haus kommen. Was Bonndorfer Kinder sich wünschen, demonstrierte eine Tanzgruppe mit Steckenpferden, dem trendigem "Hobby Horsing". Schauerliche Wikinger legten den Verdacht nahe, Bonndorf sei ein gallisches Dorf, wo Weißnix, Willnix und Kannnix den Ton angeben. Wild bemalte Wikingerfrauen entpuppten sich als exzellente Tänzerinnen, die mit ausgefeilter Akrobatik begeisterten. Bei genauem Hinsehen erkannte man die Leistungsturnerinnen des TuS.
Nach zeitlichem Quantensprung stellte die Schauspieltruppe der Guggenmusik Überlegungen an, dass auf dem ehemaligen Studer-Areal weder Einkaufsmärkte noch Altenheim, sondern vielmehr ein veritabler Weltraumbahnhof geplant seien. Keine Mutmaßung ist das Motto des kommenden Fasnetspiels. Närrinnen und Narren sollen die dunkle Jahreszeit nutzen, um Ideen zum Thema "Bonndorf durch Zeit und Raum" zu kreieren.
Eine Vielzahl von Amateurschauspielern, Tänzerinnen, Musikern und Helfern hinter den Kulissen bescherten am 11.11. närrisch gesinnten Gästen einen höchst unterhaltsamen Abend. Unter diesen war reichlich Lokalprominenz, etwa Bürgermeister Marlon Jost mit Gattin Eva, die Sparkassenvorstände Georg Riesterer und Alexander Graf sowie die Pfarrer Fabian Schneider und Eckhard Kopp, ebenso Ehrennarrenväter, Altnarrenräte und Vertreter befreundeter Zünfte.
Am Ende schlich sich Wehmut ein. Narrenvater Clemens Podeswa dankte dem der Narretei erkennbar zugetanen Dirigenten der Stadtmusik Daniel Weißer mit einer Flasche Pflaumenschnaps für sein närrisches Engagement. Weißer dirigierte am 11.11. ein letztes Mal den Narrenmarsch.
Und auch Clemens Podeswa stand ein letztes Mal als Narrenvater auf der Bühne. Am 6. Januar erfolgt der Stabwechsel an seinen Nachfolger.
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