Blues-Klassiker auf Elsässisch
Ein Konzertabend mit den beiden Barden Armand Geber und Eric Gracient hat den Startschuss für das Herbstprogramm des Kulturkellers Koffer gesetzt. Er stand unter dem Motto "Vom Elsass, vom Wein und vom Bier". .
Mit Blick auf seine weiß umkränzte Tonsur geht er mit knitzem Lachen in die Offensive: "Ja, frijer, do hammer uns die Hoor lang wachse losse. Des isch jetzt vorbei" – was für das Duo gesprochen wiederum nur die halbe Wahrheit ist, denn Eric Gracient hat sich seine lange Mähne auch mit Silberfäden durchzogen erhalten. "Awer in unserem Herze simmer immer noch diä aldi Rocker!" Wovon sich das in stattlicher Anzahl im Halbkreis um die Bühne sitzende Publikum einen ganzen Abend lang überzeugen konnte.
Den Anfang gemacht haben Geber und Gracient thematisch mit dem Elsass, bei dem die heimliche Hymne vom "Hans im Schnoogeloch" natürlich nicht fehlen darf. Wie deftig-würzig dieser – auch diesseits des Rheins sattsam bekannte – "alte Schinken" aber in der Bluesrock-Version daherkommen kann, das hat diejenigen, die das erste Mal bei Armand Geber im Konzert waren, mehr als staunen lassen. Ebenso süffig der kurz darauf servierte "Gewürztraminer-Blues", das bei Marius Müller-Westernhagen entliehene "Johnny Walker", von Geber der elsässischen Bierkultur entsprechend in "Amer Seidl" umgetextet, oder das humorig-ironische Loblied auf das Einhorn, "La Licorne", Emblem seiner Heimatstadt Saverne.
Doch wer Rocker ist, geht über die Grenzen des Elsass hinaus und landet bei den großen Idolen in Übersee. Ob Otis Redding ("Dock of the bay"), Bob Dylan ("Knocking On heaven’s door") oder Doors ("Riders on the storm") – jedes Mal sind die Zuhörer bass erstaunt darüber, was Geber aus den Songs macht: kraftstrotzende Interpretationen, bei denen er dynamisch in die Saiten drischt und die punktgenau ins Elsässische übertragenen Lyrics mit überzeugender Bluesrock-Röhre rüberbringt. Das macht ihm, dem ehemaligen Postboten, der anfangs als Hobbymusiker auf Tanzveranstaltungen gespielt hat, so schnell keiner nach.
Für Gänsehaut gesorgt hat seine starke Version des Jacques Brel-Klassikers "Amsterdam". Mit diesem ungeschminkt wortmächtigen Milieu-Gemälde versetzten er und Gracient, sein virtuoser Begleiter an E-Gitarre und Background-Gesang, den Saal in fast andächtig-gebannte Stimmung. Aus der aber ein lustiges Elsass-Folklore-Potpourri zum Mitsingen wieder herausführt. Fazit: Hut ab vor diesen im Herzen jung gebliebenen Altrockern mit Blues im Blut!
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