Frankreich
Beuteltier-Alarm an der Seine: Bei Paris leben 100 Kängurus
Eiffelturm, Notre Dame – und wilde Kängurus. Tatsächlich könnten Touristen beim Besuch von Paris und seinem Umland den australischen Beuteltieren begegnen. Warum fühlen sie sich da wohl – und wo kommen sie her?
Winnie Bennedsen
Mi, 30. Sep 2015, 0:00 Uhr
Panorama
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Lange wussten nur wenige Eingeweihte, was da südwestlich von Paris durch den Wald hoppelt. "Vor 20 bis 25 Jahren war das alles noch ein großes Geheimnis", sagt Stéphane Walczak vom regionalen Jagdverband. Doch inzwischen sind die kleinen Kängurus so etwas wie das inoffizielle Maskottchen der Region – selbst die Schülerzeitung der Grundschule im Ort Émancé trägt das Beuteltier im Namen. Seit Ende der 1970er Jahre leben die Bennett-Kängurus in freier Wildbahn im Waldgebiet von Rambouillet. Wahrscheinlich büxten damals 25 Tiere aus einem Gehege aus. Die Wildparkbetreiber hätten das nicht an die große Glocke gehängt, so Walczak. Die Kängurus kamen mit der Freiheit gut klar und zeugten schnell Nachwuchs, inzwischen sind es Schätzungen zufolge etwa 100 Tiere.
In den 1990er Jahren hätten Studenten gelbe Hinweisschilder mit Kängurusymbolen aufgestellt. Das Outback war nun offiziell in Rambouillet angekommen. "Mensch und Känguru kommen gut miteinander klar", erzählt die Bürgermeisterin von Émancé, Christine David. Auch wenn es hin und wieder zu Zwischenfällen kommt: Verirrt sich eines der Tiere in einen Vorgarten, muss schon mal die Feuerwehr anrücken. Und die Gemeinde ist darauf eingestellt, nach Zusammenstößen von Autos und Kängurus Bescheinigungen auszustellen – sonst glaube die Versicherung den Fahrern nicht.
Seitdem die französische Presse das Thema für sich entdeckt hat, werden immer öfter Känguru-Sichtungen gemeldet. Meistens handele es sich aber um Rehe, die aus der Ferne nur schwer von den Beuteltieren zu unterscheiden sind, so Munilla. Denn Kleinkängurus zeigten sich nur ungern: "Sie sind Einzelgänger, und ihr Sozialverhalten ist schwach ausgeprägt." Am liebsten sind sie nachts oder frühmorgens unterwegs. Auf der Suche nach Nahrung bewegen sie sich in einem Radius von 20 bis 40 Kilometern.
Das 200 Quadratkilometer große Waldgebiet ist laut der Experten für die Kängurus ein idealer Lebensraum. Unter dem Schutz einer dichten Laubdecke finden sie alles, was ihnen schmeckt: Blätter, Gräser und kleine Sträucher. Natürliche Feinde haben die Tiere kaum, selbst der Fuchs wagt sich nicht an die bis zu 20 Kilogramm schweren Männchen mit ihren scharfen Klauen heran.
Einziger Konkurrent ist das Reh. Selbst im Winter, bei knapperem Nahrungsangebot, schlagen sich die Kängurus tapfer. Französische Jäger nehmen die Beuteltiere nicht ins Visier, sie stehen nicht auf der Liste jagbarer Wildtiere – obwohl sie nicht unter Naturschutz stehen. "Eine friedliche Koexistenz zwischen Mensch und Känguru", sagt Bruno Munilla. Allerdings werden zwischen 15 und 20 Tiere jährlich Opfer des Straßenverkehrs. Einer der Gründe, warum sich die Känguru-Population in Rambouillet auf gleichbleibendem Niveau hält. 2014 ertrank sogar ein Känguru in einem privaten Pool. Auch sei es schwer, das Ausflugsgebiet mit zehn Millionen Besuchern jährlich als friedlichen Rückzugsort zu beschreiben, sagt Walczak. Die geschützte Zone im Süden des Waldes ist außerdem begrenzt. Die australische Heimat der tierischen Zuwanderer ist eben deutlich weniger dicht besiedelt.
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