Zischup-Interview
"Betty BBQ ist immer vorn dabei"
Betty BBQ ist eine von Deutschlands bekanntesten Dragqueens und zugleich Aushängeschild für Freiburg und die Kultur im Schwarzwald. Doch wie ist das Leben als Dragqueen und wie wird man zu einer? .
Rebecca Oschwald, Klasse 8c, Geschwister-Scholl-Gymnasium (Waldkirch)
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Betty BBQ: Das ist mittlerweile fast schon 20 Jahre her. Ich habe damit an der Fasnacht angefangen. Das gehört ja auch ein bisschen zur Fasnacht dazu, immer in eine Rolle zu schlüpfen. Diese Rolle hat mir sehr viel Spaß gemacht und so habe ich das jedes Jahr wieder gemacht. Außerdem gibt es in Freiburg ja ein großes Event, den Ball Verqueer, und da hat mein Freundeskreis immer am Kostümwettbewerb teilgenommen und ich habe eben immer eine Frauenrolle gespielt. Ich war zum Beispiel mal die Venus, als das Motto "Römische Götter" war. An den Frauenrollen hatte ich immer wahnsinnig Spaß. Irgendwann hat jemand gesagt: "Du machst das doch so gut und Freiburg hat doch noch keine Dragqueen – wäre das nichts für dich?" Zuerst habe ich aber gedacht: Nö. Einmal im Jahr an Fasnacht, das reicht völlig aus. Dann hat es mich aber nicht losgelassen und ich habe das dann tatsächlich auch mal unterm Jahr gemacht. Das kam dann so gut an, dass ich immer öfter in diese Rolle geschlüpft bin. Und in kurzer Zeit wurde es schon zu meinem Beruf.
Zischup: Wie lange brauchen Sie ungefähr, bis Sie jeweils komplett fertig als Betty BBQ angezogen und auch geschminkt sind?
Betty BBQ: Ich schaffe es tatsächlich in einer Stunde, aber ich nehme mir immer zwei Stunden Zeit. Da kann auch mal was schiefgehen oder man kann sich noch einen Kaffee machen oder den Anruf von der Mama annehmen. Ich brauche also gemütliche zwei Stunden, dann bin ich auch mit mir zufrieden und fühle mich wohl dabei. Es geht aber durchaus schneller, wenn es mal stressig ist.
Zischup: Verhalten Sie sich anders, wenn Sie gerade nicht Betty sind?
Betty BBQ: Ja, ich glaube schon. In meiner Anfangszeit als Betty war ich immer nur ich selbst im Kleid, aber über die Jahre haben sich mittlerweile die zwei Persönlichkeiten anders entwickelt. Das liegt auch daran, dass ich inzwischen privat eher die Ruhe suche, gemütliche Sachen mache und nicht so gerne im Mittelpunkt stehe, während Betty BBQ die Rampensau ist und ein Partyleben führt – immer vorne mit dabei eben. Privat bin ich eher so der Beobachter, aber Betty steht echt gerne im Mittelpunkt.
Zischup: Wenn Sie zurückblicken, was würden Sie Ihrem jüngeren Ich aus der Anfangszeit von Betty gerne sagen?
Betty BBQ: Da würde ich mir sagen, dass sich die ganze Arbeit lohnt und ich durchhalten soll. Wobei ich tatsächlich sagen muss, ich habe rückblickend nicht viel falsch gemacht. Das liegt auch daran, dass ich von Anfang an, also von dem Moment an, an dem mir klar wurde, dass ich Betty auch außerhalb der Fasnacht sein werde, einen sehr professionellen Anspruch hatte. Natürlich bin ich dem selbst damals noch nicht immer gerecht geworden. Aber ich hatte immer schon klar vor Augen, alles ziemlich professionell aufzuziehen. Und das hat sich letztendlich auch ausgezahlt, wie man zum Beispiel an meinen Stadtführungen sieht.
Zischup: Was war früher Ihr Traumberuf?
Betty BBQ: Ich habe meinen Traumberuf tatsächlich erlernt und diesen auch eine Weile gemacht, aber wie das im Leben manchmal so ist, die Wege verändern sich einfach und Dinge, die einen früher erfüllt haben, erfüllen einen vielleicht auch gar nicht mehr oder sind nicht mehr die Herausforderung, die man braucht. In meinem Leben habe ich schon oft die Dinge gemacht, die ich gerne mache, wie zum Beispiel in der Gastronomie zu arbeiten, da ich gerne koche und backe. Da sich so etwas allerdings auch verändert, habe ich nicht das Gefühl, durch Betty irgendwas aufgegeben zu haben oder irgendwas verpasst zu haben. Ich mache einfach das, was mir Spaß macht, kann damit Geld verdienen und abends zufrieden in den Spiegel schauen. Das ist auch sehr viel wert.
Zischup: Was möchten Sie unbedingt noch erreichen, beziehungsweise was ist ein Traum von Ihnen?
Betty BBQ: Das ist eine gute Frage, weil Ziele immer ganz wichtig sind, sonst wird einem auch schnell langweilig. Früher oder später hätte ich tatsächlich gerne eine eigene Bar oder Kneipe. Vielleicht auch ein eigenes Café, wenn man älter wird und nicht mehr so im Nachtleben unterwegs sein kann. "Bettys Schwarzwälderkirschtorten-Café" oder so etwas fände ich ganz cool. Außerdem würde ich wahnsinnig gerne wieder etwas mehr Fernsehen machen, das habe ich zeitweise ja auch gemacht. Vielleicht ergibt sich da auch mal wieder das ein oder andere. Ansonsten tatsächlich so weiter machen wie bisher, viele Gäste haben. Das reicht ja auch schon.
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