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Fußball-EM

Bereit für Spanien: Nagelsmann will mit der Nationalelf "am Ende Champion sein"

  • Klaus Bergmann, Arne Richter und Ulrike John (dpa)

  • Fr, 05. Juli 2024, 14:14 Uhr
    Fußball-EM

     

Angstschweiß? Nein. "Ich sehe uns vorbereitet", sagt Toni Kroos vor Deutschland gegen Spanien, vor Jamal gegen Yamal, vor dem großen EM-Viertelfinale. Nagelsmann hat mit dem Team Großes vor.

Bundestrainer Julian Nagelsmann mit seinem Co-Trainer Sandro Wagner Foto: Federico Gambarini (dpa)
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Julian Nagelsmann wollte die Brisanz der großen EM-Reifeprüfung gegen Spanien gar nicht künstlich herunterspielen. "Das ist ein Viertelfinale in einer EM. Wenn das keine Brisanz hat, dann gute Nacht um halb Sieben", sagte der Bundestrainer, als er 24 Stunden vor dem Anpfiff im Stuttgarter Stadion die absolute Bereitschaft der deutschen Fußball-Nationalmannschaft vermeldete. "Wir sind präpariert, wir sind guter Dinge!"

Die Spanier halten sich zwar schon für die Größten und Besten, aber Angstschweiß bricht beim DFB-Team um Chefstratege Toni Kroos und Zauberer Jamal Musiala nicht aus. Beim Abschlusstraining präsentierte sich der stets furchtlose Vorkämpfer Robert Andrich am Donnerstag nicht mehr platinblond, sondern plötzlich mit pink gefärbten Haaren. War es eine kleine Botschaft an die Furia Roja, die rote Furie, wie Spaniens Elf genannt wird?

Stärke zeigen, Zeichen setzen, Brust raus: schon vor der Kraftprobe der bislang besten Turnierteams am Freitag (18.00 Uhr/ARD und MagentaTV) waren die verbalen und auch nonverbalen Muskelspiele eröffnet. Die deutsche EM-Party soll auf der drittletzten Station nicht abrupt enden, sondern noch lauter und noch euphorischer in die letzte Turnierwoche gehen. "Wir wollen am Ende die Champions sein im eigenen Land", verkündete Nagelsmann. "Wir fühlen uns gewappnet für ein Spiel auf Augenhöhe", sagte Kapitän Ilkay Gündogan.

Musiala: Wir werden alles tun für das Land

Jungstar Jamal Musiala sprach ebenfalls vom Maximalziel. "Wir werden alles tun, für das Land, für das Trainerteam, für alle, dass wir den Titel holen können. Das ist unsere Motivation", kündige der dreifache Torschütze voller Entschlossenheit bei Sky an.

Jamal gegen Yamal, der 21-jährige Musiala gegen das noch 16 Jahre alte spanische Megatalent Lamine Yamal, das ist nur ein Hingucker bei dieser Kraftprobe mit vielen spannenden Duellen. "Wir werden ihn nicht aus den Socken hauen, sondern wollen den Ball haben", sagte Nagelsmann zur Verteidigung des spanischen Ausnahmetalentes. Außerdem sagte der Bundestrainer: "Mein Fokus liegt weniger auf Yamal als Jamal."

Passmaschine Kroos gegen Spaniens Mittelfeldhirn Rodri. Joshua Kimmich gegen den brillanten Linksaußen Nico Williams mit der auffälligen Haartracht. Oder auch das Duell der Torhüter, Deutschlands Viertelfinal-Spezialist Manuel Neuer gegen Unai Simon von Athletic Bilbao, sind weitere Duelle. Es geht jetzt um Feinheiten, Nuancen, um Schlüsselmomente.

Nagelsmann hat einen neuen Glauben geweckt

Haben sechs Wochen seit dem Vorbereitungsstart im thüringischen Blankenhain ausgereicht, um wieder eine deutsche Turniermannschaft zu formen, die mit den Fans im Rücken so sehr gewachsen ist, um allen Widerständen zu trotzen und unaufhaltsam zur finalen Krönung nach Berlin zieht? Julian Nagelsmann hat seit seinem radikalen Kaderumbruch nach dem Augen öffnenden 0:2 im Testspiel gegen Österreich im November 2023 in mittlerweile acht ungeschlagenen Länderspielen einen neuen Glauben nicht nur gepredigt, sondern geweckt.

"Langsam verstehen sie, wie gut sie sind", sagte der 36-Jährige zufrieden nach dem Blitz-und-Donner-Sieg gegen Dänemark über seine Spieler, die den schweren Rucksack der Murks-Turniere 2018, 2021 und 2022 endlich abschütteln konnten. "Jetzt bleiben die Köpfe oben", sagte Abwehrchef Antonio Rüdiger dem "Kicker" zum Haltungsunterschied, wenn es mal schwierige Spielphasen zu überstehen gelte. Für Nagelsmann ist es an der Zeit, mal wieder ein Turnierspiel gegen die stolzen Spanier gewonnen wird; egal ob nach 90 Minuten, nach Verlängerung oder auch erst in einem dramatischen Elfmeterschießen. Das gelang zuletzt bei der Heim-EM 1988, dem Geburtsjahr von Nagelsmann.

Kroos, Gündogan, Rüdiger im Spanien-Fokus

Der königliche Kroos, der nach seinem triumphalen Abschluss im Trikot von Real Madrid als nationaler Meister und Champions-League-Sieger nicht ausgerechnet von den Spaniern in den Fußball-Ruhestand geschickt werden möchte, sprach von "einem anderen Glauben" in der DFB-Elf, die er bei seiner Rückkehr im März voller Verunsicherung vorgefunden hatte. "Ungarn, Schweiz, Dänemark - man sieht unsere Schritte", sagte der 34-Jährige vor seinem letzten, vorletzten oder drittletzten Spiel seiner Karriere: "Ich sehe uns vorbereitet!"

Kroos (34), Gündogan (33), Rüdiger (31), die drei Ü30-Routiniers von Real und Barcelona, müssen als Achsenspieler vorangehen gegen die bisherigen Allesgewinner aus ihrer Wahlheimat. Kroatien (3:0), Italien (1:0), Albanien (1:0) mit einer B-Elf und Georgien (4:1) - kein bisheriger EM-Gegner war der Wucht des spanischen Ballbesitzfußballs gewachsen.

Nagelsmann mauert bei Sané oder Wirtz

Um Ballbesitz, um Dominanz, um die Spielregie wird es entscheidend gehen. "Solche Spiele werden in der Mitte entschieden", sagte Kroos. Also da, wo sein Revier ist. Ruhe, Kontrolle, Stabilität, das sind die Faktoren, die gerade er wie kein anderer einbringen könne, bemerkte Leroy Sané: "Die Schwäche hat uns Toni komplett genommen."

Sané oder Florian Wirtz? Das ist die größte Personalfrage, die Nagelsmann offen ließ. Er ließ sich in der Pressekonferenz nicht locken. "Ich kann die Frage beantworten, ich will sie aber nicht beantworten." Sané steht für Tempo, Wirtz für mehr Lösungen aus der Mitte des Spiels im offensiven Verbund mit Gündogan, Musiala und Kai Havertz. "Ich bin von Lee und von Flo überzeugt", sagte Nagelsmann.

Neben Abwehrchef Rüdiger wird wieder Jonathan Tah erwartet nach verbüßter Gelb-Sperre. Und der kräftige David Raum dürfte wohl den Auftrag erhalten, Spaniens Teenie-Star Yamal zu bekämpfen. "Wir werden viele Eins-gegen-eins-Situation lösen müssen", sagte Nagelsmann voraus.
Gestrafftes Tagesprogramm: Der Countdown zum Spanien-Spiel

Die letzten Stunden vor dem EM-Viertelfinale gegen Spanien sind bei der Nationalmannschaft genau verplant. Im Vergleich zum Dänemark-Duell bleibt dem Bundestrainer weniger Zeit.

Die frühe Anstoßzeit um 18.00 Uhr führt zu einem straffen Spieltagsprogramm von Julian Nagelsmann zur Vorbereitung auf das EM-Viertelfinale gegen Spanien. Unverändert zu den jüngsten 21.00-Uhr-Spielen steht das Frühstücksbuffet für die Fußball-Nationalspieler bis 10.00 Uhr bereit.

Anschließend bittet der Bundestrainer zu einer Abschluss-Besprechung, bei der besonders die Pläne für Standardsituationen nochmals im Fokus stehen. Danach folgt die sogenannte Aktivierung, das heißt, moderate körperliche Betätigung meist mit Gymnastik oder Übungen an Fitnessgeräten.

Rund 18 Kilometer zum Stadion

Für 12.30 Uhr ist im Teamhotel am Stuttgarter Flughafen das Mittagessen angesetzt. Wer dann die Energiespeicher nochmals auffüllen will, kann das um 14.30 Uhr beim sogenannten Pre-Match-Meal tun. Um 15.30 Uhr folgen letzte Instruktionen von Nagelsmann, bevor der Teambus dann zur rund 18 Kilometer langen Fahrt zum Stadion aufbricht.

Im Gegensatz zum Gruppenspiel gegen Ungarn (2:0) wohnt die DFB-Elf diesmal nicht in dem Hotel im Stadtzentrum, das auch schon beim Spiel um Platz drei bei der WM 2006 das Domizil war, sondern in einem Hotel am Flughafen. Als nach UEFA-Ansetzung formales Heimteam durften die Spanier zuerst ihr Hotel aussuchen, dem DFB blieb nur die zweite Wahl.

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