Steigende Preise

Bauern bekommen mittlerweile mehr für die Milch

Milch und Milchprodukte sind für Verbraucher seit Herbst deutlich teurer geworden. Die steigenden Preise haben nach einer langen Talfahrt zu wieder höheren Auszahlungspreisen für die Milcherzeuger geführt.  

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Die Milchwirtschaft ist für die Landwirte wieder ein wenig lukrativer geworden.   | Foto: DPA
Die Milchwirtschaft ist für die Landwirte wieder ein wenig lukrativer geworden. Foto: DPA
Im Januar kosteten Milch und Eier drei Prozent mehr als vor einem Jahr, Butter war sogar ein Viertel teurer. Laut dem Fachblatt Agrar heute liegen die Auszahlungspreise der Molkereien für konventionell erzeugte Kuhmilch im Bundesdurchschnitt aktuell bei 31,90 Cent pro Kilo (alle Zahlen ohne Mehrwertsteuer). Die Molkerei Friesland-Campina hat nach eigenen Angaben den Milchgarantiepreis für Februar gegenüber dem Vormonat sogar um 0,5 Cent auf 35 Cent angehoben.

Die baden-württembergische Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft (LEL) sieht seit Oktober einen Aufwärtstrend bei den Auszahlungspreisen der neun Molkereien des Landes. Die Preise stiegen vom Tiefpunkt 23,8 Cent auf 32,7 Cent im Dezember. Dem Fachblatt BW-Agrar zufolge lag die Spanne zwischen 30 und 35,9 Cent. Im Durchschnitt des Jahres wurden laut LEL 27,2 Cent pro Kilo bezahlt, drei Cent weniger als 2015 und 11,3 Cent weniger als im Rekordjahr 2014.

Welchen Effekt haben staatliche Hilfen?

Die Freiburger Molkerei Schwarzwaldmilch nennt keine aktuellen Zahlen. Sie nimmt für sich in Anspruch, überdurchschnittliche Auszahlungspreise zu bieten. Im Rekordjahr 2014 hatte sie ihren Lieferanten 42 Cent pro Kilo bezahlt. Die Frage ist: Sind die Preise gestiegen, weil die Landwirte angesichts des Preisverfalls aus eigenem Antrieb ihre Produktion gedrosselt haben, was das Angebot verknappt und die Preise in die Höhe getrieben hat? Oder hat die Hilfe der Politik diesen Effekt bewirkt? Denn für jedes nicht produzierte Kilogramm (das entspricht einem Liter) Milch bekommen Milchbauern 14 Cent. 116 Millionen Euro an Hilfen stehen dafür allein in Deutschland bereit.

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Für den Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV) ist klar: "Der Milchpreis steigt vor allem wegen des sinkenden Angebots", sagt ein Sprecher. Auch der Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM) sieht in den Stützungen den entscheidenden Punkt. Der Verband kämpft seit vielen Jahren für eine Mengenbegrenzung bei Milch.

Internationale Nachfrage gestiegen

Dass allein finanzielle Hilfen der Auslöser für den Preisanstieg waren, bezweifelt Andreas Gorn. Er ist Marktanalyst für Milch und Milchprodukte bei der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI). Bereits im vergangenen Sommer, also bereits vor dem Kürzungsprogramm, seien die Auszahlungspreise gestiegen, sagt Gorn. Grund dafür waren aus seiner Sicht die geringfügig steigende internationale Nachfrage im vergangenen Jahr.

Zudem seien etliche Landwirte aus finanzieller Not gezwungen gewesen, ihren Kühen weniger von dem teuren Kraftfutter zu füttern. Das führe sofort zu einer geringeren Milchproduktion. Dadurch sei das Angebot kleiner gewesen als die Nachfrage, erklärt der Experte. Folglich stiegen die Auszahlungspreise. "Je höher aber die Milchpreise, desto mehr steigt die Motivation der Milchproduzenten, wieder mehr zu erzeugen", erklärt Gorn. Diesen Negativeffekt, dass die Preise gleich wieder sinken, haben aus seiner Sicht die Ausgleichszahlungen der EU und die finanziellen Hilfen des Bundes gebremst.

Debatte um den Milchmarkt

Andreas Schneider, der Geschäftsführer der Schwarzwaldmilch, hatte den Nutzen von politischen Stützmaßnahmen stets bezweifelt. Als die Debatte um Hilfen für die Milcherzeuger 2015 begann, argumentierte er gegenüber der Badischen Zeitung, der Milchmarkt sei globalisiert. Um nennenswert Wirkung zu erzeugen, müsste man weltweit die Milchmengen begrenzen.

Beim Regierungspräsidium Freiburg, als der für Südbaden zuständigen Stelle, haben sich für den Zeitraum Oktober bis Dezember 174 Betriebe gemeldet, die etwa 2,16 Millionen Kilo weniger Milch erzeugen wollten. In einer zweiten Antragsrunde, von November 2016 bis Ende Januar 2017, waren es 29 Betriebe, die ihre Milchlieferung um 600.000 Kilo Milch drosselten. Die Auszahlung erhalten die Milchbauern im März und April.

Biomilch ist eine Ausnahme

Die Auszahlungsanträge, mit denen die Milcherzeuger nachweisen müssen, welche Menge sie tatsächlich geliefert haben, werden derzeit gestellt. "Wie viel ausgezahlt wird, ist noch nicht absehbar, weil derzeit noch offen ist, ob alle Betriebe einen Zahlungsantrag stellen werden", teilt das RP auf BZ-Anfrage mit.600.000 oder gar zwei Millionen Kilo Milch sind eine große Menge, im Verhältnis gesehen aber ist die Menge winzig.

Die kleine Molkerei Schwarzwaldmilch verarbeitet pro Jahr 220 Millionen Kilogramm Milch, in der EU werden rund 150 Milliarden Kilo im Jahr erzeugt. Bei Biomilch blieb der enorme Preisverfall aus. Weil die Nachfrage höher ist als das heimische Angebot, blieben die Auszahlungspreise für die Bauern stabil über 50 Cent pro Kilo.

Größter Exporteur ist Neuseeland

Der Milchindustrieverband (MIV), der die deutschen Molkereien vertritt, erwartet, dass die Milchbauern in diesem Jahr weniger Milch liefern werden als im vergangenen Jahr. Derzeit liegt den MIV-Zahlen zufolge die Milchmenge in der EU um fast vier Prozent niedriger als vor einem Jahr, in Neuseeland, dem weltgrößten Exporteur von Milch und Milchprodukten sind es sogar 4,5 Prozent. Zudem mache der niedrige Eurokurs Exporte leichter, so der Verband.

Das spricht für stabile Auszahlungspreise. Der BDM ist da skeptischer. Die aktuelle Markterholung stehe auf ganz wackeligen Beinen, sagte Verbandssprecher Hans Foldenauer kürzlich. "Ob sie anhält, hängt maßgeblich davon ab, wie sich das Anlieferungsverhalten der Milchviehhalter entwickelt." Das Preisniveau ist dem BDM ohnehin bei weitem zu niedrig. Obwohl sich die Märkte für Milch positiv entwickeln, machten die Milchviehhalter noch immer mit jedem Liter Milch, den sie melken, Verluste, heißt es in einer Pressemittelung. Nötig wären aus Sicht des Verbandes etwa 43 Cent.

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