Südbaden
Ausbildungsbetriebe buhlen um Schüler - auch um Abiturienten
Es gibt beliebte und weniger beliebte Ausbildungsberufe. Um die Bewerber besser zu verteilen, soll die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Betrieben verstärkt werden.
Di, 13. Nov 2018, 10:47 Uhr
Wirtschaft
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Denn nicht alle Berufszweige haben Probleme mit dem Nachwuchs. Wer Verkäufer für Bekleidung, Elektronik oder Fahrzeuge werden möchte, bewegt sich auf einem Markt, der noch immer umkämpft ist. 0,2 Stellen kommen auf einen Bewerber. Anders sieht es aus beim Verkauf von Lebensmitteln, in der Hotellerie oder der Drucktechnik. Die Agentur für Arbeit in der Ortenau meldet 10,3 Stellen, auf die man sich bewerben kann. "Wir haben offene Stellen, wo die Bewerber nicht hinwollen und Bewerber da, wo es keine Stellen gibt", findet Andreas Finke von der Arbeitsagentur Lörrach. Im Bereich Freiburg sind 48, im Bereich Lörrach 52 und in der Ortenau 25 Bewerber unversorgt. Finke sieht das Problem in der mangelnden Mobilität der Bewerber, schlechten Schulabschlüssen – aber auch bei falschen Berufsbildern.
Genau da will Horst Sahrbacher, Chef der Agentur in Offenburg, ansetzen. Die Berufsorientierung müsse früher beginnen und intensiviert werden. Betriebe und Schulen müssten verstärkt zusammenarbeiten, um Jugendlichen nicht nur zu vermitteln, was hinter einer Berufsbezeichnung steckt. Sondern auch, welche Berufe es überhaupt gibt. Die Top Ten der Wunschberufe zumindest haben sich weder im Bereich der Agentur Freiburg noch in der Ortenau geändert. Bei den Frauen steht noch immer die Medizinische Fachangestellte, bei den Männern der Kfz-Mechatroniker beziehungsweise der Industriemechaniker an erster Stelle.
Steffen Auer, Präsident der Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein, setzt auf das neue Fach Wirtschafts/Berufs- und Studienorientierung, das ab diesem Schuljahr in allen weiterführenden Schulen unterrichtet wird. "In den Realschulen hat das schon gut funktioniert", so Auer.
Sowohl die IHK als auch die Handwerkskammer und die Agentur für Arbeit wollen die Eltern mit ins Boot holen – auch die der Abiturienten. Das Programm Spurwechsel der Agentur für Arbeit zum Beispiel richtet sich an Abiturienten ab der neunten Klasse, bei denen die Noten kritisch sind. Es soll angehende Abiturienten und Eltern davon überzeugen, dass nicht immer ein Studium folgen muss.
Aber auch unter denen, die sich tatsächlich auf eine Ausbildungsstelle bewerben, beginnt nur etwas mehr als die Hälfte die Ausbildung. Das melden die Arbeitsagenturen Offenburg und Freiburg. Etwa ein Fünftel entschließt sich doch für ein Studium oder geht an eine weiterführende Schule. Zwischen zwei und drei Prozent machen einen Berufsfreiwilligendienst oder ein freies soziales Jahr. Und immerhin rund neun Prozent gehen in die Erwerbstätigkeit über. Laut den Arbeitsagenturen handle es sich dabei vor allem um Flüchtlinge, die angesichts eventuell zu versorgender Familienangehörigen auf mehr Geld angewiesen seien. Zirka 15 Prozent machten keine Angaben über ihren Verbleib.