Lebensraum Ozean
Auch im der Arktischen Ozean leben Tintenfische und Kabeljau
Wissenschaftler des Forschungsschiffs Polarstern finden Meerestiere viel weiter nördlich als bislang angenommen. Sie scheinen dort genug Nahrung zu finden, um zu überleben.
dpa
Fr, 18. Feb 2022, 21:51 Uhr
Panorama
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Lange Zeit sei die Wissenschaft davon ausgegangen, dass es keine Fische im zentralen Nordpolarmeer gebe – und wenn, dann nur sehr kleine, sagte Hauke Flores, Biologe am Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven.
Die Forschenden fingen während der von 2019 bis 2020 dauernden Expedition unter anderem drei Exemplare des Atlantischen Kabeljaus, der eigentlich ein Küstenfisch ist. Einer maß 67,5 Zentimeter. "Das war eine totale Überraschung", so Flores. Im Labor zeigte sich, dass die Tiere aus norwegischen Laichgründen stammten und bis zu sechs Jahre alt waren.
"Eine kleine Anzahl von Individuen scheint genug Nahrung zu finden, um über längere Zeit zu überleben", sagte Pauline Snoeijs Leijonmalm, Koordinatorin des EFICA-Konsortiums und Professorin für Meeresökologie an der Universität Stockholm. Mithilfe einer Tiefseekamera wurden bei der Expedition auch Kalmare und Leuchtsardinen entdeckt. "Die Verfügbarkeit von kleinen und sogar einigen größeren Fischen in der atlantischen Wasserschicht könnte erklären, warum Robben, Walrosse und Eisbären sogar am Nordpol zu finden sind", sagte Flores.
Die Forschenden betonen zugleich, dass der niedrige Nährstoffgehalt in der Zentralarktis eine größere Population von Fischen verhindere. Veränderungen seien aber durch den Klimawandel möglich, gleichzeitig sei das Befahren einer eisfreien Zentralarktis im Sommer nur noch eine Frage von Jahrzehnten.
Vorsorglich sei daher 2021 ein internationales Übereinkommen in Kraft getreten, das unter anderem die USA, Kanada, Russland und die Europäische Union unterzeichneten. "Dieses Abkommen verhindert für mindestens 16 Jahre jegliche kommerzielle Fischerei", sagte Pauline Snoeijs Leijonmalm. Die Wissenschaft habe somit Zeit, die Fischbestände weiter zu erforschen. Dies sei ein "guter Anfang auf dem Weg zu einem umfassenden Schutz", sagte die Wissenschaftlerin.