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Smog in China

Atemnot in Peking

Dichter Smog liegt über Chinas Hauptstadt / Zum ersten Mal wird die höchste Warnstufe verhängt.  

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Nur mit Mundschutz geht man in Peking auf die Straße.   | Foto: dpa
Nur mit Mundschutz geht man in Peking auf die Straße. Foto: dpa

PEKING. Eine dichte Nebeldicke liegt derzeit über Peking – nur dass es sich bei der grauen Masse nicht um feine Wassertröpfchen, sondern um Smog handelt. Selbst für chinesische Verhältnisse ist die Abgasbelastung derzeit ungewöhnlich hoch. Die Regierung verhängte über die ganze Stadt den Alarmzustand "rot" – zum ersten Mal in der Geschichte des Landes.

"Smogstufe rot", das klingt dramatisch. Für Wang Fei bringt der ganz neue Zustand aber erst einmal ganz praktische Probleme. Weder er noch seine Frau durften am Dienstag mit ihren Autos auf die Straße: Fahrverbot für alle Wagen mit einer ungeraden Endnummer am Kennzeichen. "Viel schlimmer ist aber, dass der Kindergarten geschlossen bleibt", sagt der 32-jährige Angestellte. Die Tochter muss daher bei der Mutter einer Freundin bleiben, die von zu Hause aus arbeitet. Einige Kindergärten in Peking sind zwar geöffnet – doch die Mehrheit der Nachbarn Wang Feis hat sich am Montagabend entschieden, ihre Kinder zu Hause zu lassen.

Peking hat am Dienstag erstmals die höchste Warnstufe für Luftverschmutzung ausgerufen. Die Lage war zwar nicht schlimmer als sonst auch – doch die Stadtväter standen zuletzt unter Kritik, weil sie nicht genug gegen den Smog tun. Sie hatten die Reaktion auf eine Smogfront vergangene Woche viel zu lange verschleppt. Die nationale Regierung hat dem Bürgermeister am Wochenende sogar mit Strafen gedroht, wenn er in Zukunft nicht zügiger reagiert. Kein Wunder: Am Dienstag erreichte der Index für die Luftverschmutzung das 10-Fache des Grenzwerts der Weltgesundheitsorganisation.

Jetzt muss die Hälfte der Autos stehenbleiben – wie die Wangs waren zwei Millionen weitere Fahrzeugbesitzer betroffen. Im Umland mussten Fabriken zwangsweise Urlaub machen. Schwere Laster dürfen nicht in die Stadt. Baustellen machen Pause, auch Abbrucharbeiten sind verboten. Die Stadtreinigung versprüht Wasser, um Straßenstaub zu binden. Auf Feuerwerk und Grillen stehen Strafen. Sportveranstaltungen sollen nach Möglichkeit verschoben werden.

Der dichte Smog in Chinas Hauptstadt kam für die Regierung zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Er ging vergangene Woche ausgerechnet dann los, als Präsident Xi Jinping sich bei der Klimakonferenz in Paris als Vorreiter im Umweltschutz präsentierte. An der Luft in Peking zeigte sich deutlich, wo das Problem liegt: zu viel Verbrennung von Kohle. Sie ist mit einem Anteil von 65 Prozent der wichtigste Energieträger des Landes. Eine Wende hin zu alternativen Stromquellen ist in Arbeit – braucht aber noch mehrere Jahre, um einen sichtbaren Effekt zu erzielen.

Bis dahin wird sich über die Einwohner der chinesischen Großstädte regelmäßig eine dichte Dunstglocke senken. Viele von denen, die in Peking ausharren, leiden derweil unter den Folgen des Feinstaubs. Gerade die kleinsten Teilchen mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern schaden dem Körper: Die Lunge kann sie nicht ausscheiden. Sie setzen sich in Lungenbläschen fest und gehen ins Blut über.

Ressort: Panorama

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