Rap
Apache 207 aus Ludwigshafen setzt Trends
Ein Hüne mit langen geölten Haaren startet durch: Der Ludwigshafener Rapper Apache 207 veröffentlicht den letzten Teil seiner EP-Reihe "2sad2disco". An Erfolg ist er gewöhnt.
So, 5. Dez 2021, 19:00 Uhr
Rock & Pop
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Nachahmer von Apache 207 gibt es noch erstaunlich wenige. Dabei scheint die Erfolgsformel des 24-Jährigen so einfach: Synth-Pop der 1980er trifft auf Rap und Schlager. Dazu sticht er mit Sonnenbrille, langen geölten Haaren und Lederjacke auch optisch unter all den Rappern mit rasierten Schädeln und Gucci-Uniformen heraus. Wie erfolgreich der Ludwigshafener damit ist, zeigt ein Blick auf seine Musikverkäufe: 22-mal Gold, 16-mal Platin, einmal Diamant. Am vergangenen Freitag erschien der vierte Teil seiner EP-Reihe "2sad2disco". Klickzahlen bei Spotify in zweistelliger Millionenhöhe lassen erahnen, dass der Erfolg nicht abreißen wird.
Apache 207 heißt eigentlich Volkan Yaman. Über das Leben des Zwei-Meter-Hünen ist nur wenig bekannt. Interviews gibt er keine. Das Regio-Portal Ludwigshafen24 konnte 2020 zumindest über das Management einige biografische Eckdaten abklopfen. Nach dem Abitur studierte Yaman Rechtswissenschaften in Mainz. Weil er 2018 aber erste Erfolge mit der Musik feierte, brach er das Studium nach zwei Semestern ab. Spielberichte in der Lokalpresse zeigen zudem, dass Yaman als Jugendlicher Fußball gespielt hat.
Wer noch mehr über Apache 207 erfahren möchte, muss seine Musik hören. "Zum Scheiße fressen verdammt, zahlten Süßigkeiten mit Pfand / Heut’ kennt mich das ganze Land", heißt es in "Stimmen". Vom Tellerwäscher zum Superstar – eine Geschichte, die so häufig wie im HipHop vermutlich nirgendwo erzählt wird. In "Fame" rappt Yaman: "Mama, schau her, dein Sohn hat es endlich geschafft / Du wurdest eine Millionärin über Nacht." Doch Geld und Statussymbole kommen für den Musiker – so behauptet er es zumindest – nur an zweiter Stelle. Tatsächlich betont der Rapper immer wieder, dass ihm das Schöpferische am wichtigsten sei. "Du hast noch nie akzeptiert / Es ging um Kunst, nicht Habgier", rappt er in "Beifahrersitz".
Yaman hat die Mittelschicht übersprungen. Dass er trotzdem nicht vergessen hat, woher er kommt, macht er an seinem fahrbaren Untersatz fest: "Fettes Auto, doch krieg’ keine Luft drin / Fenster runter, ich muss nie mehr kurbeln", heißt es in "Unterwegs". Werte und Loyalität sind ihm wichtig. Das schwört er auf seine AMG-Felgen. Wer das Augenzwinkern herausliest, hat einen Teil der Faszination verstanden, den Apache 207 auf seine jugendliche Hörerschaft ausstrahlt. Denn seine Geschichten über den sozialen Aufstieg würzt er immer wieder mit Humor und Ironie. Dass die Lieder ungemein eingängig sind, krönt das Ganze.
Musikalisch bedient sich der Rapper einer riesigen Bandbreite an Stilen. Das Grundgerüst bleibt HipHop, wird aber so weit aufgebrochen, dass sich die Musik in ihren wildesten Momenten kaum einordnen lässt. Elektro wie auf dem Rummelplatz, Synth-Pop wie bei Alphaville und Erasure – dazu Rap und Gesang, der hier und da mit dem Stimmverzerrer verfremdet wurde. Dieser Mix klingt dann, als hätten Helene Fischer, Falco und Tupac Shakur eine Band gegründet. Oder wie es Volkan Yaman sagen würde: "Apache, der Gangster, der ab und an sein Tanzbein schwingt."
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