"Anfangs war es schwer, abzuschalten"
ZISCH-INTERVIEW mit Wolfgang Mottl: Der Rettungsassistent erzählt von seinen Einsätzen im Rettungswagen.
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Schläft man schlecht, wenn ein Mensch stirbt? Mit Blaulicht an den Unfallort und in rasantem Tempo mit Verletzten ins Krankenhaus: Traumjob oder harte Knochenarbeit? Die Klasse 4 a aus Rickenbach wollte es wissen und interviewte den Rettungsassistenten Wolfgang Mottl.
Wolfgang Mottl: Dieser Beruf ist sehr abwechslungsreich und man kann Menschen helfen.
Dominic: Hatten Sie schon als Kind diesen Berufswunsch?
Mottl: Nein, erst nach dem Abitur und meinem Zivildienst.
Marius: Bei welchen Gelegenheiten passieren die meisten Unfälle?
Mottl: Die meisten Unfälle sind Motorrad-, Arbeits- und Hausunfälle. Autounfälle passieren hier selten, weil es in unserem Einsatzgebiet keine Autobahn gibt.
Marius: Wo passieren fast keine Unfälle?
Mottl: In der Schule.
Robin: Wie viel schwere Verkehrsunfälle gibt es pro Jahr?
Mottl: Das kann ich nicht sagen, weil ich nicht immer dabei bin. Ich hatte dieses Jahr bei zwei schweren Motorradunfällen Einsatz.
Katja: Was war der schlimmste Motorradunfall?
Mottl: Wir kamen an die Unfallstelle und konnten nicht mehr helfen. Der Motorradfahrer war schon tot.
Simon: Wie fühlt man sich nach einem Einsatz?
Mottl: Normal, manchmal auch ein bisschen traurig. Man darf nicht zu viel darüber nachdenken, sonst kann man diesen Beruf nicht mehr ausüben.
Nathalie: Schläft man schlecht, wenn jemand stirbt?
Mottl: Am Anfang meines Berufes war es sehr schwer abzuschalten. Aber nach 20 Jahren Berufserfahrung gehört es zum Alltag. Bei jungen Menschen oder Bekannten ist es immer noch schlimm und man ist sehr betroffen. Oft werden wir zu älteren Personen gerufen, die eines natürlichen Todes gestorben sind. Der Tod ist dann etwas ganz Normales.
Dominic: Wie ist es, wenn man ein Kind rettet?
Mottl: Ein tolles Gefühl!
Alexander: Wie fühlt man sich, wenn man zu spät kommt?
Mottl: Zu spät kommt man manchmal zu älteren Menschen. Man kann nur noch den Tod feststellen. Ansonsten ist bei Schwerverletzten immer ein Notarzt dabei. Ein Rettungswagen ist wie eine kleine Intensivstation und wir können sehr schnell helfen.
Marius: Kann man nach einem schlimmen Fehler weiter seinen Beruf ausüben?
Mottl: Fehler dürfen nicht passieren. Bei einem schwerwiegenden Fehler würde auch der Staatsanwalt ermitteln.
Robin: Was passiert, wenn bei einem Einsatz ein Unfall gebaut wird?
Mottl: Es passiert nicht viel, denn es wird sofort ein neuer Rettungswagen angefordert.
Peter: Wie schnell fahren Sie bei einem Einsatz?
Mottl: Je nach Strecke. Ich glaube, einmal bin ich auf der Bundesstraße sogar 170 km/h gefahren, aber man muss immer gut aufpassen.
Peter: Wie fühlt man sich, wenn man über eine rote Ampel fährt?
Mottl: Auch hier fährt man sehr vorsichtig in die Kreuzung und lächelt freundlich, wenn ein Blitzgerät aufgestellt ist. Das ist dann richtig witzig.
Devrim: Wie viele Rettungswagen sind in Bad Säckingen im Einsatz?
Mottl: Zwei normale Rettungswagen und ein Rettungswagen für Patienten bis 400 Kilogramm, der in ganz Südbaden eingesetzt wird. Ein weiterer Rettungswagen steht in Segeten.
Katja: Wie sieht der Rettungswagen für die dickeren Leute aus?
Mottl: Alles ist riesig. Da wir Patienten mit 300 Kilogramm nicht heben können, wird ein Luftkissen aufgepumpt. So kann der Patient leicht aufs Bett geschoben werden.
Simon: Wie lange dauert normalerweise ein Einsatz?
Mottl: Zwischen 30 Minuten und zwei Stunden. Eine Reanimation dauert am längsten.
Simon: Wie verläuft ein Einsatz meistens?
Mottl: Der Piepser geht los. Man funkt, dass man einsatzbereit ist und fährt zum Ziel. Nach schweren Einsätzen gibt es eine Nachbesprechung.
Robin: Haben Sie heute auch Ihren Piepser dabei?
Mottl: Nein, ich habe frei.
Dominic: Müssen Sie oft zu Eishockey-Spielen?
Mottl: Es gibt immer wieder Einsätze in der Eishalle.
Alexander: Sind Sie schon einmal zu einer Schießerei gerufen worden?
Mottl: Ja, und die Polizei war schon vor Ort. Das war sehr spannend, aber es ist nicht viel passiert. Katja: Wie behandelt man die Menschen im Rettungswagen?
Mottl: Je nach Krankheitsbild sehr unterschiedlich. Der Blutdruck wird immer gemessen. Und wir Helfer müssen immer ruhig und freundlich bleiben.
Marius: Haben die Patienten oft Panik?
Mottl: Ja, besonders bei akuter Atemnot oder Schmerzen am Herz. Manche haben auch Angst vor einer Spritze.
Leonie: Wie fühlen Sie sich, wenn nachts der Piepser losgeht?
Mottl: Es fällt mir immer schwerer aufzustehen, weil ich älter werde.