Zehnjähriges Bestehen
Ambulanter Kinderhospizdienst "Kuckucksnest": Unterstützung für Familien im Hochschwarzwald
Der Verein "Ambulanter Kinderhospizdienst Kuckucksnest" feiert zehnjähriges Bestehen. Der Verein will das Jubiläum nutzen, um auf die wertvolle Arbeit der Ehrenamtlichen im Hochschwarzwald aufmerksam zu machen.
Di, 12. Nov 2024, 19:30 Uhr
Titisee-Neustadt
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Aus einer Gruppe Interessierter entstand ein Verein aus Ehrenamtlichen, die Kinder und Jugendliche begleiten, die aufgrund einer Erkrankung eine kürzere Lebenserwartung haben oder mit einer schweren Beeinträchtigung leben müssen. Bei anderen ist ein Elternteil schwer erkrankt und es gibt Kinder, die trauern. Durch die Betreuung bekommen Kinder – auch gesunde Geschwisterkindern – Zeit und Raum, um ihre Gefühle wahrzunehmen. Es werden ihnen Momente der Normalität geschenkt. Sie sollen spielen, lachen, fragen und weinen – einfach Kind sein dürfen.
Wenn die Ehrenamtlichen von ihrer Arbeit erzählen, stoßen sie oft auf Unverständnis, berichtet Vorstandsmitglied Susann Binz. "Wie kannst du dich dauernd mit dem Tod beschäftigen?", bekämen sie oft zu hören. "In Wirklichkeit begleiten wir aber nicht den Tod, sondern das Leben", sagt Binz. "Zur eigentlichen Vereinsarbeit, den Begleitungen, sind wir in den ersten Jahren gar nicht gekommen", sagt Familien- und Trauerbegleiterin Nadja Marder und ergänzt: "Zuerst mussten wir Geld sammeln, um davon Ehrenamtliche ausbilden zu können."
2017 war es dann endlich soweit, und 15 Familienbegleiter und Familienbegleiterinnen wurden ausgebildet. Erst dann konnte die eigentliche Arbeit losgehen. Ute Stoll war die erste Koordinatorin, ihr folgte 2019 Mariella Burgert und seit März 2024 hat Stefanie Pacher das Amt inne. Pacher hat zwei Jahre in der Palliativmedizin an der Uniklinik in Freiburg gearbeitet und ist als Hospizbegleiterin ehrenamtlich in der Erwachsenenhospizarbeit engagiert. Die Koordinatorin ist erste Ansprechpartnerin für Anfragen. Sie führt die Erstgespräche mit betroffenen Familien, koordiniert, welche Ehrenamtliche in welcher Familie helfen könnte, sie übernimmt die gesamte Organisation sowie die Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit. Natürlich ist sie auch Ansprechpartnerin für die Ehrenamtlichen.
"Anfangs hatten wir nur ein ganz kleines Büro für die Verwaltungsarbeit und unsere Einsätze waren noch überschaubar", berichtet Binz. Inzwischen ist die wertvolle Arbeit der Ehrenamtlichen immer mehr in das Bewusstsein der Bürger und Bürgerinnen gerückt und wird im Hochschwarzwald wahrgenommen. "Ärzte, Kindergärten, Schulen, Kliniken und Therapeuten machen auf uns aufmerksam", freut sich Susann Binz und fügt hinzu: "Unsere Öffentlichkeitsarbeit ist enorm wichtig, damit möglichst viele Menschen erfahren, an wen sie sich bei Bedarf wenden können und welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt."
Als der Verein Tritt gefasst hatte, wurde das zarte Pflänzchen Kinderhospizdienst von Corona ausgebremst. Doch der Verein hat sich im Hochschwarzwald behauptet und hat sein Angebot ausgeweitet. 2021 haben sieben Ehrenamtliche eine Ausbildung zur Trauerbegleiterin für Kinder absolviert, um die Familien bei einem Todesfall weiter begleiten zu können. Die Zahl der Trauerbegleiterinnen ist nun auf zehn Personen angewachsen. Im Januar 2023 bezog das "Kuckucksnest" eine bezahlbare und barrierefrei Wohnung am Hirschenbuckel in Neustadt. "Ein echter Glücksfall für uns, denn die Lage ist zentral und wir werden seither mehr wahrgenommen und angefragt", freut sich Susann Binz und Nadja Marder fügt an: "Die Wohnung ermöglicht uns, den Kindern Angebote zu machen, die zu Hause nicht möglich wären. Alles hat nun einen professionellen Charakter."
Selbstverständlich werden Kinder, die selbst erkrankt sind, weiterhin in den Familien begleitet. Für die Familien ist es wichtig zu wissen, dass ihre Kinder ein paar Stunden gut versorgt sind – zu Hause oder in den Räumen des Kuckucksnests. Ein weiteres Angebot des Vereins ist die im Frühjahr gegründete Trauergruppe für Kinder und Jugendliche. Für die Zukunft hat sich der Verein einiges vorgenommen: Neue Ehrenamtliche, verstärkte Kontakte zu anderen Organisationen, damit Angebote für Familien kombiniert und gebündelt werden können. "Unser Jubiläum nehmen wir zum Anlass, über die Arbeit des Vereins zu informieren und möglicherweise neue Ehrenamtliche zu gewinnen. Die Begleitungen werden aktuell ausschließlich von Frauen geleistet. Wir freuen uns, wenn auch Männer sich für dieses Ehrenamt begeistern könnten", sagt Stefanie Pacher. Es brauche auch Interessierte an klassischer Vereinsarbeit, wie Organisation oder Öffentlichkeitsarbeit. "Wir möchten auch aufklären, dass wir keine medizinischen oder pflegerischen Aufgaben übernehmen. Ein Fokus liegt auf der Aufmerksamkeit und Zuwendung für die gesunden Geschwisterkinder", so Marder.
Spenden sind für den Verein von großer Bedeutung. "Wer die Grundidee und die bundesweite Lobbyarbeit für Kinderhospizdienste finanziell unterstützen möchte, ist beim Bundesverband richtig. Wer mit seiner Spende Familien im Hochschwarzwald unterstützen will, der ist beim Kuckucksnest richtig", sagt Binz.
http://www.kinderhospizdienst-kuckucksnest.de
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