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Am Nager scheiden sich die Geister

"Der Biber ist mehr wert als der Mensch", kritisiert Landwirt Klaus Willmann / Stadtverwaltung hebt auf das Biberkonzept ab.  

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Auswirkungen des Biberdaseins am Eisweiher in Titisee Foto: antje ganter

TITISEE-NEUSTADT. "Der Biber ist mehr wert als der Mensch", kritisierte Klaus Willmann beim Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft im Jostalstüble. "Überall, wo der Biber auftaucht, haben wir in der Landwirtschaft ein Riesenproblem." Uli Straub vom Naturschutz der Stadtverwaltung sagte, die Stadt arbeite an einem Biberkonzept (die BZ hat ausführlich berichtet). "Er darf sich nicht unbegrenzt ausbreiten. Man muss nicht alles hinnehmen, was der kleine Nager da fabriziert."

Klaus Willmann ist Landwirt in Titisee und selbst vom Biber betroffen. Das Tier staue das Wasser in den Bächen, sodass schnell nicht nur einige Quadratmeter, sondern ganze Hektar überschwemmt seien, berichtete er. "Mit der Biberbeauftragten diskutieren wir im Kreis herum." Unter der Brücke im Aigen sei das Wasser in der jüngsten Zeit trotz extremer Trockenheit bis an die Oberkante des Bachbetts gestanden. Er frage sich, wie lange die Brücke das noch aushalte und wie man den Zugang zum Privatgrundstück dahinter gewährleisten will. Der Bach sei zudem zugeschwemmt mit Kies, aber die Behörde sage, das Wasser solle seinem natürlichen Lauf folgen und man dürfe ihn nicht ausbaggern. So komme es teils zu Hochwasser. Zudem verliere der Bach seine Funktion als Grenze zwischen den Grundstücken, da er seinen Verlauf teilweise schon geändert habe.

"Man kann sich über den Biber freuen", sagte Willmann, aber wenn er da sei, könne man nichts mehr machen. "Hier sieht man, wie wenig so eine Fläche wert ist. Da kommt eine Biberfamilie und macht, was sie will." Wie werden die Behörden reagieren, wenn die Tiere sich in der Stadt ausbreiten und Hochwasser verursachen würden, so seine Frage. Beim Eisweiher in Titisee sei es genauso. "Das war ein toller Weg für die Leute" um den See herum, "das war Natur pur". Nun habe sich der Biber angesiedelt und der Weg sei gesperrt. Das Tier sei mehr wert als der Mensch.

Uli Straub von der Stadtverwaltung verwies auf den Arten- und Naturschutz. "Es gibt gesetzliche Regelungen, die einzuhalten sind." Mit der Biberbeauftragten Bettina Sättele könne man aber durchaus reden. Es gebe Möglichkeiten, Areale für den Biber unattraktiv zu machen und ihn dadurch zu vertreiben. Diese funktionierten aber nicht immer. So habe man etwa den Seespiegel im Aigen abgesenkt, dann aber gesehen, dass dort nicht nur einer, sondern "ganz viele Biber" hausten. Deshalb habe man den Wasserspiegel schnell wieder angehoben. "Weil sie sonst das ganze Tag in Beschlag genommen hätten." Die Gutach sei mittlerweile an einigen Stellen mit Gittern versehen. Derzeit erarbeite die Stadt ein Biberkonzept, sagte Straub. Das Jostal führte Straub als weiteres Beispiel an. Hier gelte die klare Regel, dass an Stellen, die eigens für den Wasserablauf angelegt wurden, neu entstandene Biberdämme entfernt werden dürfen. Stadtförster Dierk Weißpfennig erklärte nochmals, warum der Weg um den Eisweiher gesperrt wurde. Der Biber habe teils unterhalb des Wegs und der Fußstege gegraben, sodass diese teils weggebrochen und einsturzgefährdet seien.

Auch hier denke man über ein Konzept nach, "damit der Eisweiher wieder von den Menschen genutzt werden kann".




Ressort: Titisee-Neustadt

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