Tausende besuchten das Lirum-Larum-Lesefest im Stadttheater
Beim 21. Lirum-Larum-Lesefest im Theater gab’s ebenso Klassiker wie aktuelle Flüchtlingsschicksale.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Es ist dunkel, Nebel wabert auf die Bühne. Und dann ist da dieses dumpfe Grollen. "O schaurig ist’s, übers Moor zu gehen", raunt Sylvia Schopf. Alle hören gebannt zu, wie sie Annette von Droste- Hülshoffs Ballade "Der Knabe im Moor" erzählt. Die nächste Geschichte denken sich die Kinder im Kleinen Haus des Theaters selbst aus, mit Motiven aus Eduard Mörikes "Der Feuerreiter". Alte Klassiker für junge Leser: Das war gestern eines der Angebote beim 21. Lirum-Larum-Lesefest im Theater mit Tausenden Gästen – der Start für eine Woche mit Lesungen und Filmen.
Auf der Bühne erfindet eine Gruppe Kinder spontan eine eigene Geschichte, Sylvia Schopf gibt nur sechs Stichworte vor, sonst nichts. Und es wird ziemlich gruselig: Fünf Handelsleute sitzen an einem Lagerfeuer und erleben mit, wie der Geist eines Müllers im Feuer erscheint und sie zu seinem Gerippe in der Mühle führt. Im "Feuerreiter" in Sylvia Schopfs Balladenbuch "Wer reitet so spät durch Nacht und Wind" ist alles nochmal ein bisschen anders – wieder hören alle zu und gruseln sich. Danach ist Adrienne Greiner, die Mutter von Bennet und Lennard, mindestens so begeistert wie ihre Söhne – zu dritt ziehen sie los zum Autogrammstand von Sylvia Schopf und kaufen das Buch mitsamt Widmung.
An jeder Ecke ist irgendwas geboten: Im Winterer-Foyer basteln die Kleinsten mit Buchstaben, im Foyer gibt’s, wie bei jedem Lesefest, mehrsprachiges Vorlesen. Vor dem Theater in der Sonne sitzen Kinder und Eltern, essen Kuchen und Waffeln und schmökern im Bücherbus und dem Bücherflohmarkt. Zoe (7) hat ihr gesamtes Taschengeld mitgebracht: 5,50 Euro. Das will sie in Hörspielkassetten und Bücher umsetzen, einen Stapel Kassetten hat sie schon zusammen – "Die drei Fragezeichen" und Enid Blytons "Fünf Freunde". Außerdem ein Buch mit Pferdegeschichten – jetzt kann sie noch drei Sachen aussuchen, 50 Cent kostet jedes Stück. Zoe liebt Geschichten, sie liest jeden Abend vorm Einschlafen.
Auch für Mischa (12) gibt’s keinen Tag ohne Bücher – er mag Fantasy, am liebsten "Die Klippenland-Chronik" von Paul Stewart. Er wartet mit seiner Schwester Lara (9) auf die "Black stories" mit Rätseln von Holger Bösch. Da wird’s schon wieder gruselig: Eine brünette Frau wird tot in ihrem Auto an einer Böschung gefunden – was steckt dahinter? "Jemand hat von hinten mit dem Messer geworfen", glaubt ein Mädchen, Holger Bösch schüttelt sich vor Entsetzen: "Puuuh, nein." Seine Lösung ist banaler: Sie hat Blasen mit ihrem Kaugummi gemacht und eine davon hat ihre Brille verklebt, so dass sie die Böschung nicht sehen konnte.
Bei so vielen aufwühlenden Geschichten ist es gut, dass die meisten Kinder ihre Eltern zum Sichsicherfühlen dabei haben. Das gilt auch, als Mehrnousch Zaeri-Esfahani die Geschichte des "Mondmädchens" erzählt – gleichzeitig zeichnet ihr Bruder, der Illustrator Mehrdad Zaeri, live. Die phantasievolle Geschichte hat einen ernsten autobiografischen Hintergrund: Mehrnousch Zaeri-Esfahani, 1974 im Iran geboren, war neun Jahre alt, als sie mit ihrer Familie fliehen musste. Davon erzählt sie. Bis 2003 hat sie in Freiburg gelebt und Sozialpädagogik studiert, inzwischen wohnt sie in Heidelberg und hat 2012 mit dem Schreiben begonnen.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ