Alle sind hinter dem weißen Gold her

Oliver Scherz erzählt vom verlassenen Vergnügungspark.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Was gibt es Aufregenderes, als mit Geschwistern etwas Verbotenes zu unternehmen? Mo ist der Jüngste und steigt mit Schwester Kaja und dem neunjährigen Jonathan in einen verlassenen Vergnügungspark ein. Von der ersten Seite an ist es spannend – "dass sie längst beobachtet wurden, merkten sie erst nicht" – und es geht packend, gruselig und lustig weiter. Denn die Kinder sind in eine surreale Welt eingestiegen, die plötzlich zum Leben erwacht und sie mitspielen lässt. Ein herrliches Abenteuer jagt das nächste bis Mo, dem von den vielen Süßigkeiten und dem Kettenkarussell schon schlecht ist, genug von der Party hat. In letzter Sekunde rettet er seinen großen Bruder vor dem Absturz und spricht den magischen Satz aus: "Ich will nach Hause!" Ob Schabalu, "der Boss im Schloss", sie fortlässt?

Die Geschichte reißt von Anfang an mit: Der strenge, aus Holz geschnitzte Sheriff entdeckt die Kinder. Seine Warnung klingt wie eine Einladung: "Geht nach Hause! Dieser Ort ist für Euch verboten!" Die Kids reiten ihm aber in die Prärie nach – es ist einfach zu verlockend. Die Parkfiguren haben ähnliche Probleme. Ob Dinosaurier, Indianer, Riesen, Geister oder Piraten: Sie sind alle hinter dem weißen Gold her. Und das hat der große Schabalu. Seine Zwerge arbeiten Tag und Nacht, um immer neue Überraschungen aus Zucker zu entwickeln, nach denen das Parkvolk so verrückt ist. Nur der Sheriff scheint immun zu sein und er hat einen tollen Humor: "Schabalu ist eine Witzfigur, nichts als ein Clown, versteht ihr? Er ist nicht aus hartem Holz geschnitzt wie ich. Er ist bloß aus Plastik!"

Wie ein Flitzebogen ist Mo auf diesen Schabalu gespannt und das steckt an. Genauso wie die ausgelassene Stimmung, die schließlich im Schloss herrscht. Schabalu tritt auf, ruft in die tobende Menge "Wer hat Lust auf Geburtstag?" und macht eine Arschbombe in den Riesen-Wackelpudding. Wer wollte schon so eine Party verpassen? Wo man sich auch was wünschen kann: Mo will das weiße Gold sehen, Kaja Prinzessin sein und Jonathan fliegen. Herrlich inszeniert wird diese Welt von Daniel Napp. Seine Illustrationen sprühen vor Energie und Leben: Nicht zu spaßen ist mit dem strammen, holzgeschnitzten Sheriff; köstlich auch, wie unsicher der halbverschimmelte Pirat vor der nur halb so großen coolen Kaja wirkt. Ja, Verbote sind bestimmt wichtig. Aber die Geschichte zeigt vor allem, wie viel Spaß es macht, sie zu übertreten.

Oliver Scherz: Wenn der geheime Park erwacht, nehmt euch vor Schabalu in Acht. Roman. Thienemann Verlag, Stuttgart 2016. 144 Seiten, 12,99 Euro. Ab 6.

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel