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Alle Kinder haben Rechte

ZISCH-INTERVIEW mit Eva Blencke-Illmann und Stefanie Elfgang von Unicef über die Entstehung und die Bedeutung der Kinderrechtskonvention.  

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Blencke-Illmann Foto: Privat
Die Zisch-Reporter hatten viele, viele Fragen für die beiden Unicef-Mitarbeiterinnen Eva Blencke-Illmann und Stefanie Elfgang vorbereitet.

Zisch: Was ist eigentlich Unicef?
Blencke-Illmann: United Nation International Childrens Emergency Fund – das heißt: Internationale Kindernothilfeorganisation der Vereinten Nationen.

Zisch: Wieso gibt es überhaupt Rechte?
Elfgang: Rechte muss es geben, damit man in einer Gesellschaft zusammenleben kann. Ebenso Regeln. Aber manche Menschen denken, dass sie besser sind als andere und wollen mehr Rechte haben. Damit jeder die gleichen Rechte hat und sagen und denken kann, was er will, gibt es die Menschenrechte. Kinder haben besondere Rechte und Bedürfnisse und brauchen mehr Schutz als Erwachsene. Deshalb gibt es die Kinderrechtskonvention. Damit haben die Kinder spezielle eigene Rechte. Das heißt auch, dass Kinder nicht wie Haustiere behandelt werden dürfen, sondern wie eigene Persönlichkeiten und sagen können: "Ich habe Rechte: Ich möchte heute Fußball spielen und nicht zum Geigenunterricht gehen."

Zisch: Habe ich das Recht, so weit zu gehen, dass ich jemandem schade?
Elfgang: Nein! Rechte gehen immer nur soweit, wie sie anderen nicht schaden. Rechte beinhalten auch Pflichten: Ich habe das Recht, in die Schule zu gehen. Ich habe dann aber auch die Pflicht, das zu nutzen und zu lernen.

Zisch: Warum werden in manchen Ländern die Kinderrechte nicht eingehalten?
Blencke-Illmann: Viele Länder haben Krieg und im Krieg ist sowieso alles viel schwieriger. Ein ganz wesentlicher Punkt ist auch, dass die Länder zum Teil sehr arm sind. Man braucht für Schulen Geld, man braucht für Lehrer Geld, die Familien brauchen Geld, damit die Kinder zur Schule gehen können. In manchen Ländern müssen die Kinder arbeiten, damit die Familie überleben kann, und damit können auch die Rechte schwer eingehalten werden.

Zisch: Spenden Sie persönlich auch Geld für die armen Leute?
Blencke-Illmann: Wir spenden primär unsere Zeit. Unicef sammelt Spenden, die weitestgehend in ärmere Länder gehen, zum Beispiel in die Flüchtlingslager, die gesundheitliche Versorgung, den Bau von Schulen und in die Ausbildung von Lehrern. Die Spenden werden nicht in Deutschland verwendet, weil Deutschland ein reiches Land ist, das andere Möglichkeiten hat, Bedürftigen zu helfen.

Zisch: Welchen Beruf braucht man, um bei Unicef zu arbeiten?
Elfgang: Wer in Deutschland bei Unicef arbeitet, macht das ehrenamtlich, das heißt, wir bekommen kein Geld für unsere Arbeit. Wir haben verschiedene Aufgaben: Bei uns kümmert sich eine Gruppe um die Weihnachtsmärkte, eine um Aktionstage, eine Gruppe um den Weltkindertag, Wir zwei gehen in die Schulen und informieren über die Kinderrechte. Das ist kein Beruf, deshalb kann man auch bei Unicef keine Ausbildung machen. Jeder kann sich melden und sich einer Gruppe anschließen. Es gibt auch Kinder- und Jugendgruppen, die bestimmte Aktionen machen. Ihr könntet bei eurem Schulfest eine Aktion für Flüchtlingskinder organisieren. Da könnt ihr Kuchen backen oder Sachen verkaufen. An vielen Schulen gab es bereits Projekte zum Recycling, da werden aus alten Sachen neue hergestellt. Es gibt auch das Spendenprojekt "Lesen für Unicef". Da wird an Schulen vorgelesen, und das gespendete Geld geht an Unicef. Und es gibt den Spendenlauf: Jedes Kind sucht sich Sponsoren, die pro Runde etwas spenden. Ein Teil des erlaufenen Geldes bleibt für Schulprojekte an der Schule, der andere geht an Unicef für Schulprojekte, zum Beispiel in Afrika.

Zisch: Wie kamen Sie auf die Idee, bei Unicef mitzumachen?
Blencke-Illmann: Ich bin Kinderärztin und habe mein Leben lang für Kinder gearbeitet. Als ich nicht mehr so viel arbeitete, habe ich mir eine Aufgabe gesucht, bei der ich etwas für Kinder tun kann. Ich wollte mich gerne für Kinderrechte einsetzen, habe mich über verschiedene Organisationen informiert und Unicef hat mir am meisten zugesagt. Es gibt aber auch viele andere gute Organisationen, da muss sich jeder selber informieren.

Elfgang: Ich habe Jura studiert, das ist Recht. Da habe ich etwas über die Kinderrechtskonvention erfahren. Das fand ich so toll, dass ich über die Umsetzung auch eine Masterarbeit geschrieben habe. Dann hatte ich die Idee, mit einem Team in die Schulen zu gehen und den Kindern zu erklären, welche Rechte sie haben. Viele Kinder wissen das gar nicht, das finde ich ziemlich schade. Um das zu ändern, bin ich zu Unicef gegangen.

Zisch: Gibt es auch Kinder in der Politik?
Blencke-Illmann: Du möchtest wissen, wie Kinder sich einbringen können? Es gibt regelmäßig einen Kindergipfel bei den Vereinten Nationen, bei dem auch Kinder und Jugendliche sprechen. Das letzte Mal hat Greta Thunberg da gesprochen. In manchen Ländern gibt es Kinderparlamente, zum Beispiel in Indien. In manchen Städten können sich auch Kinder engagieren, in Freiburg gibt es das Projekt "Kinderdetektive", die schauen in den Stadtvierteln, ob etwas geändert werden muss. Aber jeder von euch kann aktiv werden und sich mit seinen Mitschülern Projekte überlegen. Unicef kann euch auch dabei helfen.

Zisch: Wie kann ich helfen, die Kinderrechte zu verbessern?
Elfgang: Indem du die Kinderrechte verbreitest. Wenn du deinen Freunden und deinen Eltern von den Kinderrechten erzählst, wissen wieder mehr Leute darüber Bescheid. Dann kannst du selbst aufmerksam sein. Wir nehmen als Beispiel das Kinderrecht auf gewaltfreie Erziehung: Wenn du mitbekommst, dass es einem Kind schlecht geht, dann kannst du mit deinen Eltern oder Lehrern darüber sprechen und sie auf das Problem aufmerksam machen, um das Kinderrecht durchzusetzen.

Zisch: Wieso haben die Staaten die Kinderrechte festgelegt?
Blencke-Illmann: Weil sie gesehen haben, dass es vielen Kindern in vielen Ländern schlecht geht. Kinder müssen arbeiten, leben unter schlechten Bedingungen, es wird über sie bestimmt, sie dürfen keine eigene Meinung haben. Für die körperliche und seelische Entwicklung eines Kindes braucht es eine andere Aufmerksamkeit als für Erwachsene. Kinder brauchen ein anderes Gesundheitssystem, eine andere Ausbildung, andere Wohnmöglichkeiten, und um das umzusetzen, wurden die Kinderrechte in der Konvention festgelegt. Diese wurde von fast allen Ländern der Welt unterschrieben, die nun für ihre Umsetzung sorgen müssen.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 29. November 2019: PDF-Version herunterladen

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