Ski alpin
99 Siege sind für Mikaela Shiffrin einer zu wenig
Im alpinen Ski-Weltcup steht ein historisches Event an: Mikaela Shiffrin kann eine – lange als unerreichbar eingestufte – Bestmarke knacken. Ein deutscher Ex-Star schwärmt in höchsten Tönen.
Manuel Schwarz undChristoph Lother
Mi, 27. Nov 2024, 20:00 Uhr
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Mikaela Shiffrin tut alles, um nicht an diese magische 100 zu denken. Und auch wenn ihr auf den Skipisten fast alles gelingt, so ist es natürlich unmöglich, vor den Nordamerika-Rennen nicht darauf angesprochen zu werden. Die Ausnahmesportlerin kann als erster Mensch die Schallmauer von 100 Siegen im alpinen Weltcup brechen. Und das auch noch bei den Heim-Events am Wochenende in Killington. Hollywood hätte sich kein kitschigeres Drehbuch ausdenken können.
Nachdem Shiffrin bereits die ersten Slaloms des Winters in Levi und in Gurgl gewonnen hat, zweifelt kaum jemand daran, dass die 100 im US-Bundesstaat Vermont fällt. Am Samstag steht ein Riesenslalom an (18 und 21 Uhr/MEZ/Eurosport und ZDF Livestream), tags darauf mit denselben Startzeiten der Slalom – Shiffrins Paradedisziplin.
Tiefstapelei vor Heim-Event"Es ist nicht unmöglich", sagte die 29 Jahre alte Shiffrin zuletzt auf die Frage nach den Chancen auf ein rundes Sieg-Jubiläum vor heimischem Publikum. "Aber es müssen viele Dinge zusammenpassen. Ich nehme das nicht als selbstverständlich hin."
Neureuthers Lob und famose Statistik
Das ist einerseits natürlich richtig, andererseits aber auch sehr tief gestapelt. Denn wenn Shiffrin im vergangenen Jahrzehnt etwas gezeigt hat, dann, dass sie überall die Schnellste sein kann. Und immer wieder Siege aneinanderreiht, als sei es das Normalste auf der Welt, zuletzt etwa sechs Slalom-Erfolge nacheinander.
"Da fällt einem nichts mehr ein, das ist unfassbar. Sie ist mit Abstand die Größte, die es je gab", sagt der deutsche Ex-Alpin-Star Felix Neureuther. "Für sie gibt es keine Grenzen. Ich traue ihr alles zu. Ich hätte nie gedacht, dass jemand mal 100 Siege im Weltcup feiern kann. Und sie wird auch die Einzige bleiben – ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es jemals wieder so jemanden geben wird."
Shiffrins Weltcup-Statistiken sind phänomenal
Mit 99 Siegen hat sie Schwedens Ski-Ikone Ingemar Stenmark (86) und ihre Landsfrau Lindsey Vonn (82), die ein Comeback plant, längst hinter sich gelassen. Mit bislang 154 Podestplätzen fehlt ihr nur noch ein Top-Drei-Ergebnis, um Stenmark an der Spitze dieser ewigen Bilanz einzuholen. Shiffrin steht bei bislang 273 Weltcup-Starts. Das bedeutet, dass sie in mehr als der Hälfte ihrer Rennen auf das Podest fuhr und mehr als ein Drittel gewonnen hat. In ihrer Parade-Disziplin Slalom holte sie 62 Siege und gewann damit bei mehr als der Hälfte ihrer Starts; in 86 von 114 Rennen schaffte sie es auf das Podest. In Killington, wo der Weltcup-Tross der Frauen am Wochenende Station macht, werden seit 2016 Rennen ausgetragen. Bei sieben Slaloms hieß die Siegerin sechsmal Shiffrin. "Ich versuche, mich zu fokussieren und mein Bestes zu geben", kündigte die US-Amerikanerin an.
Dürr beeindruckt von Shiffrins Nervenstärke
Der Druck wird freilich groß sein auf die Wintersport-Heldin, die Skifahren in den USA auf ein anderes Niveau gehoben hat. Und es war stets eine besondere Zusatzaufgabe für Shiffrin, damit umzugehen. Jahrelang passierte es ihr – gerade auch in Killington – dass sie sich zwischen den zwei Läufen vor Aufregung und Nervosität übergeben musste. Inzwischen hat sie gelernt, besser damit umzugehen.
hren ersten Weltcup-Erfolg feierte Shiffrin im Dezember 2012 im Alter von 17 Jahren, nur wenige Monate später holte sie ihre erste von sieben WM-Goldmedaillen. Mit 18 Jahren wurde sie Olympiasiegerin in Sotschi. "Was mich an ihr fasziniert, ist, dass sie in jungen Jahren schon so gut war und sich trotzdem immer wieder neu motiviert und neu erfindet. Sie hätte längst sagen können: Ich habe alles gewonnen und höre auf. Aber sie verbessert sich immer weiter", lobte Neureuther.
Nun steht Shiffrin, die von einem großen Team an Trainern und Betreuern inklusive ihrer Mutter Eileen durch den Winter begleitet wird, also vor der 100-Siege-Schallmauer. Und sie dürfte auch danach nicht langsamer werden.
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