Großeinsatz
27-jährige Joggerin aus Endingen vermisst – Suche wird fortgesetzt - Keine neuen Erkenntnisse über Nacht
Am Morgen wird die Suche nach der vermissten Carolin G. am nördlichen Kaiserstuhl wieder aufgenommen. Die 27-jährige war in Endingen zum Joggen aufgebrochen und kam nicht zurück.
Gina Kutkat, jcd (aktualisiert um 8.30 Uhr)
Mo, 7. Nov 2016, 21:31 Uhr
Endingen
Thema: Fall Carolin G.
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Mit einem Großangebot sucht die Polizei am nördlichen Kaiserstuhl nach der 27-jährigen Carolin G.. Sie war in Endingen zum Joggen aufgebrochen und kam nicht zurück. Die Polizei spricht offiziell von einer Vermisstensuche, eine Straftat könne jedoch nicht ausgeschlossen werden.
Montagmittag, 12 Uhr. Eine Gruppe Feuerwehrmänner steht vor dem Eingang des Feuerwehrgerätehauses in der Kenzinger Straße in Endingen. Einige rauchen, einer knabbert an seinem Brötchen. "Wir hoffen natürlich, dass sie gefunden wird", sagt Christian Burkhard, seit April ist er Feuerwehrkommandant. "35 unserer Leute waren ununterbrochen auf der Suche nach ihr." Dann setzt Burkhard sich in sein Auto und fährt für einen Moment davon, er muss die Batterien wieder aufladen. Dieser Einsatz fordert ihn und seine Kollegen besonders: Sie sind auf der Suche nach Carolin Gruber aus Endingen – sie ist die Frau eines ihrer Kameraden.
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Die 27-Jährige ist spurlos verschwunden, nachdem sie am Sonntagnachmittag gegen 14.15 Uhr aus dem Stadtgebiet Endingen zum Joggen aufgebrochen war. Etwa eine Stunde dauert die Laufrunde der jungen Frau normalerweise. Doch sie ist nicht nach Hause gekommen. Zunächst hatte die Familie nach ihr gesucht und dann das Fehlen der Polizei gemeldet.
Ein paar Stunden nach ihrem Verschwinden durchkämmten Polizei, DRK und Feuerwehr ganze Wohngebiete und angrenzende Bereiche, in denen Carolin G. hätte unterwegs sein können. Die Suche weitete sich in die Nacht aus: Helfer der DRK-Suchhundestaffeln Emmendingen, Freiburg und Offenburg rückten aus, ein Helikopter aus Hessen suchte mit einer Wärmebildkamera – erfolglos.
Am Tag nach dem Verschwinden befindet sich Endingen in Schockstarre. Das kleine Städtchen zwischen Sasbach und Riegel liegt am Kaiserstuhl und ist bekannt für guten Wein, gutes Essen und mediterranes Klima. "Kaiserstuhl: Sonnenland, Weinland" steht auf dem Holzschild im Verkehrskreisel am Ortseingang.
Im Hintergrund zeichnen sich Weinberge ab, die Herbstsonne taucht die Terrassen in satte Ocker- und Grüntöne, am Horizont verschwindet ein Rennradfahrer in Richtung Riegel. 9200 Einwohner hat die Kleinstadt – und sie leiden mit der Familie der Vermissten mit. Man kennt Carolin G. und ihren Mann, der nicht nur bei der Feuerwehr, sondern auch im örtlichen Fußballverein aktiv war. Ein DRK-Seelsorger ist vor Ort, er kümmert sich um die Familie der Vermissten, ist aber auch für die Anwohner zur Stelle.
- 27 Jahre alt, 1,70 Meter groß, schlank, lange braune Haare.
- Bekleidung: Schwarze, lange und enganliegende Laufhose (Lauftights/Leggings), schwarzes Stirnband, lila oder türkisfarbene Jacke, blaue Laufschuhe.
Montagnachmittag, 14 Uhr. "So ein Schissdreck", sagt ein älterer Mann, der früher bei der Endinger Feuerwehr aktiv war. Er ist in der Kenzinger Straße vorbeigekommen, um sich nach dem neuesten Stand zu erkundigen. Vorher sei er in den Reben spazieren gewesen, "aber ich glaub’, da isch nichts. Sonscht hätt’ scho ein Spaziergänger was gfunde." Hinter ihm biegen zwei Polizeiwagen auf den Hof ein und parken neben den anderen Dutzend Einsatzfahrzeugen.
Seit dem Morgen ist ein Großaufgebot unterwegs, um die Joggerin zu finden: Neben den 35 Endinger Feuerwehrleuten, 15 Beamten aus dem Bereich des Polizeipräsidiums Freiburg sowie 22 DRK-Helfern mit einem Dutzend speziell ausgebildeten Hunden suchen weitere 50 Bereitschaftspolizisten mit. Endinger bewirten sie mit Brötchen und Getränken, damit sie bei Kräften bleiben. "Kann ich etwas tun? Bei der Suche helfen?", fragt ein Anwohner. Auch der Fußballverein will mit einer Suchaktion unterstützen, wird aber von der Polizei zurückgerufen. "Das ist gut gemeint, aber nicht gewünscht", sagt Polizeisprecher Walter Roth. "Sie könnten Spuren verwischen oder die professionelle Suche behindern."
Montagnachmittag, 14. 30 Uhr. Wieder und wieder rücken Polizeikonvois aus, um das Gebiet um Endingen systematisch abzusuchen. Wer sich von Freiburg der kleinen Stadt nähert, kann die Polizeiautos sehen: Sie stehen am Anfang der Reben, hinter Büschen, am Rand der Felder. Das Suchgebiet ist in Zonen unterteilt, die akribisch durchkämmt werden. Das Gelände ist vielseitig: In den Reben hügelig, am Waldrand unwegsam. "Es gibt hier so viele mögliche Laufstrecken, sie könnte überall langgelaufen sein", sagt ein helfender Feuerwehrmann.
Erfolglos ist die Suche im Südosten der Stadt und in den Neubaugebieten im Osten und Norden. Auch der Helikopter, der das westliche Stadtgebiet überfliegt, findet nichts. "Die Suche ist schwierig, weil wir nicht wissen, welche Strecke die junge Frau gelaufen ist", sagt Polizeisprecher Roth. Auf Nachfrage bestätigt er, dass die Vermisste beim Joggen ihr Handy dabei hatte. Die Ortung nach dem Gerät blieb bis Redaktionsschluss ohne Erfolg.
Montagnachmittag, 15 Uhr, in der Nähe eines Bahnübergangs zwischen Endingen und Riegel. Hier reiht sich Ackerfläche an Ackerfläche, viele Menschen nutzen die Fahrradwege zwischen den beiden Ortschaften – auch zum Joggen. In einem Maisfeld direkt neben den Gleisen findet die Polizei eine Blutspur. Gerichtsmediziner untersuchen die Proben und stellen fest, dass es sich um Tierblut handelt. "Von der vermissten Frau gibt es weiterhin keine Spur", sagt Polizeisprecher Roth kurz danach – und das wird bis zum Abend so bleiben.
Schon am Vormittag hatten Polizei und Familie ein Foto veröffentlicht, in der Hoffnung auf Hinweise. Daraufhin meldeten sich Zeugen, die zur betreffenden Zeit eine Joggerin gesehen haben wollen. Ob es sich in den Beobachtungen um Carolin Gruber handelt, ist nicht sicher. Dennoch geht die Polizei davon aus, dass die Vermisste tatsächlich joggen gehen wollte.
Montagabend, 17 Uhr. Die Polizei veröffentlicht ein zweites Foto. Carolin G. trägt darauf die Laufkleidung, in der sie verschwand: ein schwarzes Stirnband, eine lilafarbene Jacke. Außerdem trug sie eine enge schwarze Laufhose. Die Polizei spricht weiterhin offiziell von einer Vermisstensuche, schließt aber eine Straftat nicht aus. Gibt es womöglich einen Zusammenhang mit dem Fall der getöteten Studentin Maria L. aus Freiburg? "Darauf gibt es keinerlei Hinweise", sagt Polizeisprecher Walter Roth.
Dann wird es dunkel. Die Polizei unterbricht die Suche, bis es hell wird. Endingen gibt die Hoffnung nicht auf.
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