Gesundheit und Soziales
Zwischen symbolischem Euro und Spitzenpreis
Kauf und Übernahme von Apotheken verteuerte sich im vergangenen Jahr und rund zwölf Prozent / Apothekenverbünde als beliebte Unternehmensformen
Fr, 8. Nov 2019, 14:36 Uhr
Beruf & Karriere
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Die Kaufpreise von Apotheken variieren nach wie vor sehr, im Schnitt sind sie 2018 gegenüber dem Vorjahr um 73 000 Euro auf 458 000 Euro angestiegen. Dieser Zuwachs sei auch ein Grund, warum Existenzgründer im Jahr 2018 durchschnittlich zwölf Prozent mehr investierten, um sich durch Übernahme einer Apotheke niederzulassen. Das zeigt eine Analyse der Apothekengründungen, die die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apo-Bank) jährlich durchführt.
Allerdings bleibe der Markt insgesamt gespalten: 2018 habe zwar jede vierte Apotheke einen Verkaufspreis von mehr als 600 000 Euro erzielt. Dem stehe jedoch ein fast genauso großer Anteil (23 Prozent) von Apotheken mit einem Kaufpreis von unter 150 000 Euro gegenüber. "Wir registrieren schon seit längerer Zeit zwei entgegengesetzte Entwicklungen", sagt Daniel Zehnich, Leiter des Bereiches Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik bei der Apo-Bank. Auf der einen Seite steige der Anteil der sehr gut laufenden Apotheken, für die auch die Existenzgründer bereit sind, hohe, teils siebenstellige Kaufpreise zu bezahlen. Auf der anderen Seite stünden zahlreiche kleine Apotheken zum Verkauf, für die nur geringe Preise gezahlt werden. Tatsächlich sei es ein schmaler Grat zwischen den Apotheken, für die nur ein kleiner oder gar symbolischer Preis gezahlt wird und denen, die mangels Nachfolger schließen und vom Markt verschwinden.
Insgesamt bleibe der Gründungsmarkt nahezu unverändert und sei bereits seit Jahren ein klassischer Übernahmemarkt: Die meisten Gründer kaufen eine Bestandsapotheke, um sich in dieser niederzulassen: 2018 waren es 55 Prozent. Lediglich drei Prozent entschlossen sich für die Neugründung einer Einzel- beziehungsweise Hauptapotheke und investierten dafür durchschnittlich 440 000 Euro. 31 Prozent hätten sich entschieden, ihre Apothekentätigkeit zu erweitern und eine Filiale zu gründen. Auch in diesen Fällen hätten lediglich fünf Prozent Filialen neu gegründet, denn in der Regel übernahmen die Apotheker auch dafür eine bereits bestehende Offizin (2018: 26 Prozent).
Neben der klassischen Übernahme einer Einzelapotheke würde etwa ein Fünftel der Apotheken im Verbund gekauft. Auch hierfür haben sich 2018 die durchschnittlichen Gesamtinvestitionen erhöht; ausschlaggebend für den Zuwachs ist auch hier der Anstieg des Kaufpreises von 1,22 Millionen Euro im Vorjahr auf 1,32 Millionen Euro. Denn die Übernahme der Warenlager (325 000 Euro) und weitere Investitionen (77 000 Euro) in die Modernisierung und Ausstattung lagen im Schnitt unter den Vorjahreswerten. Der erneute Anstieg der Übernahmepreise spreche dafür, dass größere Apothekeneinheiten an Bedeutung gewinnen. Die kleinste Verbundvariante aus Haupt- und einer Filialapotheke kommt am häufigsten vor. Doch größere Verbundübernahmen, also mit zwei oder drei Filialen, nähmen zu.
Der Apothekenmarkt verzeichne immer mehr Offizinen, die als Offene Handelsgesellschaften (OHG) organisiert sind. Diese Form biete eine Möglichkeit, sich mit anderen Apothekern gemeinsam niederzulassen. Die Apo-Bank-Analyse zeigt, dass sich 2018 acht Prozent der Apothekengründer als Gesellschafter für die OHG entschieden haben. "Der Trend zur gemeinsamen beziehungsweise geteilten Selbstständigkeit scheint sich unter den Apothekern langsam durchzusetzen", sagt Zehnich. "Bei Ärzten und Zahnärzten sehen wir diese Entwicklung schon seit langem etabliert. Der generelle Kooperationsgedanke der jungen Gründer entspricht oftmals besser ihren Lebensentwürfen, in der die Work-Life-Balance eine wichtige Rolle spielt. Aus unseren Studien und dem Beratungsalltag wissen wir, dass finanzielle Belastung, Bürokratie und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie die größten Vorbehalte der jungen Apotheker gegen die Selbständigkeit sind. In einer OHG können allerdings die Investitionen und die unternehmerischen Aufgaben verteilt werden. Gleichzeitig lässt sich die Vertretung auf kurzen Wegen organisieren."
2018 waren die Existenzgründer, die sich zum ersten Mal niedergelassen haben, 36,3 Jahre alt und damit rund zwei Jahre jünger als in den Jahren davor. Ein Blick auf die Altersgruppenverteilung zeige, dass der Anteil jüngerer Existenzgründer (bis 39 Jahre) stark gestiegen ist: 73 Prozent der Apothekengründer waren 2018 unter 40 Jahre alt (2017: 60 Prozent). Der Anteil der Gründer ab 45 Jahren sei hingegen deutlich zurückgegangen. "In der Vergangenheit konnten wir noch vermehrt beobachten, dass sich insbesondere langjährig angestellte Apothekerinnen beziehungsweise Apotheker, nicht selten in Filialleitungsfunktion, für einen späten Schritt in die Selbstständigkeit entschieden haben", sagt Zehnich. Diese hätten oft die Apotheke ihrer bisherigen Chefs übernommen, auch um eine mögliche Komplettschließung oder Fremdübernahme zu vermeiden. Diese Entwicklung habe sich 2018 deutlich abgeschwächt. "Umso erfreulicher ist es aber, dass jüngere Gründer die Selbstständigkeit nicht scheuen und sich häufiger als in den Vorjahren für die berufliche Zukunft in einer eigenen Apotheke entscheiden."
existenzgruendung.apobank.de
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