Zwischen Aufwärmtraining und Anpfiff zum Abitur
JUZ-INTERVIEW mit dem jungen Sportclub-Spieler Tobias Willi über Stress und Spaß im Profifußball - und den Weg dorthin.
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Etliche haben im vergangenen Jahr Abitur gemacht, nur wenige sind seither in Lohn und Brot als Bundesligaspieler. Tobias Willi ist mit 21 Jahren einer der jüngsten Spieler beim Sportclub Freiburg. Außerdem ist er U-21-Nationalspieler. Für die JuZ sprachen Tobias Hentschel und Johannes Ortlieb mit ihm über die Anfänge, das Abitur und erste Aufstellungen.
Tobias Willi: Bis 1992 habe ich von der F-Jugend an in Pfaffenweiler gespielt. Aber weil mein Vater früher auch beim SC gespielt hatte, konnte ich in der C-Jugend zum SC wechseln.
JuZ: Sieht der Wochenablauf eines Profis so stressig aus, wie man ihn sich vorstellt?
Tobias Willi: Auf den ersten Blick zumindest scheint das alles relativ locker. Montags haben wir in der Regel frei. Dienstags und donnerstags ist zwei Mal Training, mittwochs nur ein Mal. Der Freitag ist entweder frei oder Reisetag zu Auswärtsspielen. Samstags sind dann meistens die Spiele und am Sonntag folgt die Nachbesprechung des letzen Spieles.
In der A-Jugend fand ich es zeitweise jedenfalls stressiger - da wurde vier Mal in der Woche trainiert und nebenher habe ich mein Abi gemacht.
JuZ: Müsst ihr als Profis eure Trainingsklamotten selber waschen und richten?
Tobias Willi : Nein, wir bekommen alles gestellt, gewaschen und gebügelt, so dass man es einfach nur aus seinem Fach nehmen muss. In der Jugend bekommt man das Trainingszeug auch gestellt, aber man muss es selber waschen.
JuZ: Wie verständigt ihr euch in der Mannschaft, in der doch viele ausländische Spieler mitspielen?
Tobias Willi: Der Trainer selbst spricht richtig gut Englisch und Französisch - und er legt viel Wert darauf, dass die ausländischen Spieler gut integriert werden und eben auch Deutsch lernen. Es gibt deshalb ja auch eine fest angestellte Lehrerin beim SC.
JuZ: Wie ist der private Kontakt der Spieler untereinander?
Tobias Willi: Ein bisschen wie in einer Jugendmannschaft - also gut. Das liegt daran, dass wir so viele junge Spieler sind.
JuZ: Geht man dann nach dem Spiel noch einen trinken oder in die Disco?
Tobias Willi: Nee, meistens geht man nach Hause, was essen und schlafen. Und einen trinken? Höchstens mal in der Sommerpause, denn während der Saison guckt da wirklich jeder drauf, ob man was trinkt.
JuZ: Bedauern Sie, nicht mehr in den Genuss des geplanten Jugendleistungszentrums gekommen zu sein?
Tobias Willi: Na, auf jeden Fall wird das für alle, die in den Genuss davon kommen werden, eine unglaubliche Chance. Da wird dann konsequent trainiert mit optimaler Abstimmung mit der Schule, nicht knallhart, aber eben durchdacht. Das sind dann einfach ideale Trainingsbedingungen, die die beste Nachwuchsarbeit ermöglichen.
JuZ: Besteht dann nicht die Gefahr, dass die Jugendlichen, die da trainieren, zu "Fußballtrotteln" werden?
Tobias Willi: Diese Gefahr besteht ohnehin, wenn man 15 Jahre Fußball spielt und sonst kaum noch zu was kommt. Man muss halt auch mal etwas anderes machen. Ich überlege mir zum Beispiel, ob ich zum Ausgleich ein Fernstudium in Richtung Management belege.
JuZ: Heißt das, Sie haben noch was anderes vor als nur Fußball spielen?
Tobias Willi: Ich möchte noch zehn Jahre spielen und anschließend möchte ich auch weiterhin in diesem Bereich tätig sein, wie genau, weiß ich allerdings noch nicht - vielleicht Richtung Management, wie gesagt.
JuZ: Sie wurden sehr jung und unverhofft bei einem Bundesligaspiel eingesetzt - was war das für ein Gefühl?
Tobias Willi: Ein komisches Gefühl war das, in Stuttgart vor ausverkauftem Haus. Da stand ich plötzlich all den Stars auf dem Rasen gegenüber, die ich selbst ja auch nur aus dem Fernsehen kannte. In den ersten zehn Minuten hatte ich ein etwas flaues Gefühl in der Magengegend, aber danach ging es nur noch ums Spiel - und alle waren nur noch ganz gewöhnliche Spieler, wie ich auch einer bin.
JuZ: Was raten Sie aus Ihrer Erfahrung jungen Spielern?
Tobias Willi: Sie sollten so früh wie möglich zum Sportclub kommen. Im Ernst. Nicht, um die kleinen Vereine zu schädigen, sondern weil hier einfach seit Jahren die qualifizierteste Jugendarbeit in Südbaden geboten wird.
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