Zum Glück ist der Papst ein Mensch und kein Halbgott
Ein Heide auf dem Weltjugendtag: Viele interessante Begegnungen, ein bisschen Fußballatmosphäre und das Bekenntnis zur Religion.
Holger Köpcke
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Mein Ehrgeiz, den Papst zu sehen, um dafür von "Be-ne-detto" kreischenden Italienern und anderen "Papa Ratzi Verrückten" auf den Rheinwiesen erdrückt zu werden, hielt sich auch in Grenzen und im Gegensatz zu den Lesern der Bild-Zeitung glaube ich nicht, Papst zu sein. Nicht einmal vom großzügigen Ablass sämtlicher Sünden kann ich als Heidenkind profitieren.
Trotz aller Skepsis und Zweifel, die in diesen ersten Zeilen gegenüber der katholischen Kirche und dem Massenspektakel Weltjugendtag anklingen, bin ich gerne nach Köln gefahren, glücklich wiedergekehrt und in meinem Vorhaben bestärkt, mich taufen zu lassen.
Am meisten beeindruckt hat mich die so herzliche und zugewandte Begegnung mit vielen Gleichaltrigen, die alle aus der- selben Motivation heraus nach Köln gekommen sind. Menschen aus aller Herren Länder haben sich fröhlich mit mir unterhalten, egal in welcher Sprache, es ging immer irgendwie. Sogar das "Vater Unser" in Gebärdensprache wurde mir beigebracht.
Sicherlich war der Weltjugendtag nicht zu jedem Zeitpunkt und an jedem Ort eine spirituelle Veranstaltung: Die Stimmung war stellenweise ein bisschen wie im Fußballstadion und beim Rockfestival. Auch das Gegröle verschiedener Nationalhymnen am Hauptbahnhof und in den U-Bahn-Stationen war an der Tagesordnung.
Vielleicht war es ja der Papst, der mir durch seinen sympathischen, ja fast schon scheuen Umgang mit der jubelnden Pilgermasse gezeigt hat, dass es nicht um Party und Personenkult, sondern um weitaus mehr geht. Es hat mich jedenfalls beruhigt, einen Menschen und keinen Halbgott predigen zu hören.
Auch wenn mich die theologischen Feinheiten seiner Ausführungen intellektuell überfordert und emotional unbeteiligt gelassen haben: Die Fürbitten beim Eröffnungsgottesdienst, die mehr als 8000 von Kölner Frauen selbst gebackenen Kuchen für das Musikpicknick, die Musiker aus aller Welt, die beim "Bridging the World"-Festvial aufgetreten sind, der Gloria-Gesang und der Friedensgruß der Million auf dem Marienfeld sind einige wenige Beispiele für die vielen Momente, an denen man echte Hoffnung haben konnte.
Hoffnung, dass jeder Pilger etwas vom Weltjugendtag mit nach Hause nimmt, auf dass aus der Freude und Offenheit, mit der dieser Jugendtag gefeiert wurde, etwas mehr Toleranz, Friede und Glück in die Welt getragen werde. Das waren die Momente, an denen ich mir gewünscht habe, auch Teil dieser Kirche zu sein, der es gelingt, so viele junge Menschen auf diese Werte zu besinnen.
Schade, dass man für dieses gemeinsame Bekenntnis eine Entscheidung zwischen Religionen und Konfessionen treffen muss. Doch für die große Mehrheit der jungen Pilger stand genau dieses gemeinsame Bekenntnis zu ihrem Glauben im Mittelpunkt der Veranstaltung. Dadurch haben sich diese internationalen Begegnungstage katholischer Jugendliche den Titel "Weltjugendtag" ein bisschen mehr verdient.
Zum Abschluss interessiert mich aber doch noch eines: Würde der Papst mich nach der Lektüre dieses Artikels auch noch taufen? – Ach weiß Gott!
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