Zombiekämpfe in Zeitlupe
Der Film "Herr der Ringe" ging beim Golden Globe leer aus, trotzdem: der Run auf den Fantasy-Streifen lässt nicht nach.
Dennis Roth
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Ein ganzes Jahr müssen wir nun warten. Warten auf Teil zwei von "Herr der Ringe". Bis dahin können wir uns Teil eins, "Die Gefährten", ja noch ein paarmal anschauen - jetzt sind die Warteschlangen nicht mehr endlos, auch wenn der Run anhält. Denn, auch wenn er bei der Filmpreisverleihung des "Golden Globe" leer ausging: selbst Skeptiker sind von diesem Film beeindruckt. Warum? Dennis Roth hat sich dazu Gedanken gemacht.
Dem Regisseurs dieses eher größenwahnsinnigen Unternehmens, Peter Jackson, gelang ein kluger Schachzug vor allem auch mit der Besetzung. Allen voran wird - sehr zu Recht - gelobt: Elijah Wood in der Rolle des Frodo. Dessen Androgynität bietet die ideale Projektionsfläche für die Phantasie des Zuschauers. Jeder nämlich kann sich seine eigenen Vorstellungen in dieses Gesicht hineindenken und kann auf diese Weise den Film intensiver, quasi "in der ersten Person", miterleben.
Aber nicht nur Elijah Wood glänzt durch seine intensive und packende, immer auch etwas schüchterne Spielweise, sondern ebenso Ian McKellen, der den alten Gandalf verkörpert: Seine brillante, feingliedrig nuancierte Mimik wird von der Kamera auffallend oft aus nächster Nähe eingefangen, jede Falte hat in diesem geistvollen Gesicht etwas zu sagen. Und auch Cate Blanchett füllt ihre facettenreiche (wenn auch kurze) Rolle mit aristokratischer Rätselhaftigkeit. Liv Tyler hingegen verbreitet mühelos Romantik und Wärme.
Manche Nebenrolle bleibt blass und wenig plastisch, richtig vielschichtig ist hier niemand, zu viele, zu belanglose Figuren - wie zum Beispiel einer der Gefährten, der bärtige Zwerg: der kommt über eine Bud-Spencer-Parodie nicht hinaus. Dem Film fehlt insgesamt das, was man gerne "psychologische Tiefe" nennt. Und die wenigen humoristischen Versuche bleiben ein bisschen unbeholfen und deplatziert.
"Kulissen erinnern an Wagner-Opern. Dörfer wie aus Grimms Märchen."
Der eigentliche Star in "Der Herr der Ringe" ist sowieso die imposante Landschaft Neuseelands. In ausschweifenden Großaufnahmen und rasanten Flügen kameratechnisch brillant eingefangen, fügt sie sich hervorragend in das märchenhafte Geflecht des phantasiegesättigten Bilderbogens ein. Stilistisch wie ästhetisch ist Peter Jackson ein großer Eklektiker: Er mischt Elemente der Artus-Sage mit Versatzstücken aus Homers Odyssee, romantisiert das Rittertum (manche Kulissen erinnern an Wagner-Opern), leiht sich das Pathos aus "Krieg der Sterne" und zeigt Action in unglaublichem Tempo, idyllische Dörfer und Wiesen wie aus Grimms Märchen, düstere Burgen und klischeehafte Zombiekämpfer - Fantasy eben.
Der Film hält seine Spannung relativ konstant aufrecht. Richtig spannend ist es in der ersten Stunde, wenn sich das unfassbar Böse in die Idylle schleicht und im Geheimen wütet - das ist tatsächlich um vieles spannender als die direkte Konfrontation auf dem Schlachtfeld. Computereffekte sind als solche immer wieder erkennbar, doch werden sie zuweilen richtig gut eingesetzt. Nämlich etwa zur Erschaffung noch nie gesehener, nie für möglich gehaltener Landschaften. Oder zu einzelnen Überraschungsmomenten, wenn sich zum Beispiel das Gesicht des alten Hobbit in Sekundenbruchteilen zu einer gierigen, schaurigen Fratze verzerrt.
Diese spärlichen, ungemein effektvoll platzierten Schockszenen lassen den Zuschauer erschaudern. Auffallend, fast schon aufdringlich die Verwendung der Zeitlupe: Als Stilmittel, zur Erhöhung der Spannung, immer dann, wenn die schwarzen Reiter den Bildschirm füllen. Der Regisseur versteht sein Handwerk, das steht außer Frage. Dennoch ist "Der Herr der Ringe" für mich kein wirklich großartiger Film, kein echtes Meisterwerk, sondern "nur" ein guter und letzten Endes auch vorzüglich unterhaltender Film.
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