Zigaretten für Bully

Wenn ein fremder Geist in ein Meerschwein fährt.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Leichen im Keller zu haben ist Valentine als Tochter eines Bestattungsunternehmers gewohnt. Und auch an dem neuen Kunden, der eben im Versorgungsraum zurechtgemacht wird, kann die resolute Dreizehnjährige nichts Außergewöhnliches entdecken. Dann aber knabbert ihr Meerschweinchen Bully das Föhnkabel durch, der Strom fällt aus und das Tier liegt ohnmächtig neben der Bahre. Noch mal Glück gehabt! Umso entsetzter ist Valentine, als mitten in der Nacht eine griesgrämige Männerstimme aus dem Käfig mault, weil sich Unvorstellbares ereignet hat: In ihren süßen Bully ist der Geist des verstorbenen Kriminalkommissars Kilian gefahren – und der ordert Kaffee und Zigaretten, bevor er sich in die Ermittlung seines eigenen Todesfalls stürzen will.

Blöd nur, dass Kilian als Meerschweinchen quasi handlungsunfähig ist und niemand außer Valentine sein aufgeregtes Gepfeife verstehen kann. Also erklärt er die aufmüpfige Göre am nächsten Morgen zur Hilfsdetektivin, klettert in die Bauchtasche ihres Kapuzenpullis und scheucht sie schnurstracks zu seiner Wohnung, um Spuren zu sichern. Die Kinderbuchautorin Brigitte Endres hat einen ebenso verrückten wie spannenden Krimi geschrieben, der Größen- und Machtverhältnisse fantasievoll auf den Kopf stellt und in bester Tatort-Manier von seinem exzentrischen Ermittlerteam lebt: Die neunmalkluge Valentine ist überzeugte Einzelgängerin, mit dem Appetit eines Holzfällers und der Kurzsichtigkeit eines Maulwurfs geschlagen, ihr selbsternannter Chef ein oberkorrekter Eigenbrötler, der nichts als eine grandiose Aufklärungsquote und seinen untröstlichen Hund Marlowe hinterlässt. Den immerhin mögen beide.

Bis sich die zwei Außenseiter aber zusammenraufen und sogar Respekt füreinander empfinden, braucht es noch jede Menge Reibereien und Diskussionen. Dabei wird schnell klar, dass die Polizei tatsächlich geschlampt hat und Kilian nicht an Herzversagen gestorben ist, sondern an vergifteten Pralinen. Aber ist die Täterin wirklich die liebestolle Internetbekanntschaft Janine, die ihn seit Monaten stalkt? Oder war das falsch adressierte Päckchen für jemand anderen bestimmt, und der Mörder plant schon einen weiteren Anschlag? Temporeich, mit Situationskomik und pointierten Dialogen lässt Endres ihre Heldin von den turbulenten Ermittlungen in Zwangsgemeinschaft mit dem bärbeißigen Kilian erzählen. Ein starkes Team – und witzig-intelligentes Schmökerfutter.
– Brigitte Endres: Der Tag, an dem mein Meerschweinchen Kriminaloberkommissar wurde. Roman. Thienemann Verlag, Stuttgart 2015. 240 Seiten, 12,99 Euro. Ab 10.

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel