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Ziemlich kleiner Mann mit ziemlich großem Verstand

Ein bisschen Nachhilfe für den Ethik-Unterricht: Heute vor 200 Jahren ist im ostpreußischen Königsberg der Philosoph Immanuel Kant gestorben.  

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Der große Philosoph Immanuel Kant, der heute vor 200 Jahren gestorben ist, kommt nicht etwa aus extrem verkopften Verhältnissen: Sein Vater war Handwerker. Eher durch Zufall gerät der junge Immanuel an einen Lehrer, der ihn vor allem mit Newtons Theorien vertraut macht. Er liest Texte, gespickt mit mathematischen Formeln, auf Latein mit gerade mal 18 Jahren. Später dann gibt Kant selbst seine "Theorien des Himmels" heraus, gemeinsam mit dem Mathematiker La Place. Zum ersten Mal versucht hier jemand, das Weltall allein mit naturwissenschaftlichen Erklärungen zu beschreiben - zu einer Zeit, in der Deutschland alles andere als aufgeklärt war. Und Kant geht noch einen Schritt weiter: Was wir als die Realität der Welt ansehen, ist zum einen das, was man sieht. Doch das Gesehene unterzieht der Mensch einer kritischen Prüfung und Interpretation.

Was heute mehr oder weniger selbstverständlich klingt, war damals bahnbrechend. Kant gilt aus der heutigen Betrachtung heraus als Universalist: im ging es nicht um den Deutschen, Polen oder Amerikaner, sondern um die Menschheit. Sein Vernunftgedanke hatte den Anspruch, kosmopolitisch zu sein. Kant war also der erste echte Weltbürger. Vielen heutigen Gesetzen hätte er die kalte Schulter gezeigt. Nach seiner Auffassung müsse ein Gesetz so formuliert sein, dass jeder Mensch es versteht und vor allem in seinem Sinn von sich aus akzeptieren kann - ein Plädoyer gegen Vorschriften und für die Nachvollziehbarkeit. In der Schrift vom "Ewigen Frieden" propagierte er bereits 1795 die Einrichtung eines Völkerbundes und setzte damit die Wurzeln der Vereinten Nationen.

Kants kategorischer Imperativ jagt Schülern im Ethik-Unterricht zu Unrecht einen Schrecken ein. Man stelle sich Folgendes vor: Jeder Mensch würde versuchen, von den eigenen persönlichen Belangen abzusehen und einen Standpunkt einzunehmen, der auch andere mit einbezieht. Vorausgesetzt natürlich, dass eben dieser andere auch bereit ist, von seinen persönlichen Egoismen abzuweichen. So kann man seinen Standpunkt formulieren, dass er für andere verständlich wird. Unhaltbar wird damit die Einstellung, was mir dient ist gut und was mir schadet ist schlecht. In den Zeiten der Absahner und Konsumorientierten ist diese aufklärerische Haltung aktueller denn je. Völlig freiwillig, ohne Druck von außen, Aufklärung aus Überzeugung eben. Das eigene Denken wird daraufhin überprüft, ob es auch allgemein gültig ist. Das ist ein Plädoyer gegen Nachbarschaftsstreitigkeiten im Münstertal und gegen Korruption in Berlin. Lobbyismus á la Moritz Hunzinger hätte Kant wohl völlig ins Wanken gebracht: Gute Miene zu bösen Spielen, um daraus Salär zu schlagen - da sind die Vernunft und der Allgemeingedanke völlig ausgeschaltet.

Abschließend noch nutzloses Wissen für die nächste Quizshow der Ethikklausur: Der 1,57 Meter kleine Kant nahm zu jeder Gelegenheit ein dickes Kissen mit, um sein fehlendes Sitzfleisch zu ersetzen.

Martin Müller

Ressort: Zisch

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