Ziemlich kleiner Mann mit ziemlich großem Verstand
Ein bisschen Nachhilfe für den Ethik-Unterricht: Heute vor 200 Jahren ist im ostpreußischen Königsberg der Philosoph Immanuel Kant gestorben.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Was heute mehr oder weniger selbstverständlich klingt, war damals bahnbrechend. Kant gilt aus der heutigen Betrachtung heraus als Universalist: im ging es nicht um den Deutschen, Polen oder Amerikaner, sondern um die Menschheit. Sein Vernunftgedanke hatte den Anspruch, kosmopolitisch zu sein. Kant war also der erste echte Weltbürger. Vielen heutigen Gesetzen hätte er die kalte Schulter gezeigt. Nach seiner Auffassung müsse ein Gesetz so formuliert sein, dass jeder Mensch es versteht und vor allem in seinem Sinn von sich aus akzeptieren kann - ein Plädoyer gegen Vorschriften und für die Nachvollziehbarkeit. In der Schrift vom "Ewigen Frieden" propagierte er bereits 1795 die Einrichtung eines Völkerbundes und setzte damit die Wurzeln der Vereinten Nationen.
Kants kategorischer Imperativ jagt Schülern im Ethik-Unterricht zu Unrecht einen Schrecken ein. Man stelle sich Folgendes vor: Jeder Mensch würde versuchen, von den eigenen persönlichen Belangen abzusehen und einen Standpunkt einzunehmen, der auch andere mit einbezieht. Vorausgesetzt natürlich, dass eben dieser andere auch bereit ist, von seinen persönlichen Egoismen abzuweichen. So kann man seinen Standpunkt formulieren, dass er für andere verständlich wird. Unhaltbar wird damit die Einstellung, was mir dient ist gut und was mir schadet ist schlecht. In den Zeiten der Absahner und Konsumorientierten ist diese aufklärerische Haltung aktueller denn je. Völlig freiwillig, ohne Druck von außen, Aufklärung aus Überzeugung eben. Das eigene Denken wird daraufhin überprüft, ob es auch allgemein gültig ist. Das ist ein Plädoyer gegen Nachbarschaftsstreitigkeiten im Münstertal und gegen Korruption in Berlin. Lobbyismus á la Moritz Hunzinger hätte Kant wohl völlig ins Wanken gebracht: Gute Miene zu bösen Spielen, um daraus Salär zu schlagen - da sind die Vernunft und der Allgemeingedanke völlig ausgeschaltet.
Abschließend noch nutzloses Wissen für die nächste Quizshow der Ethikklausur: Der 1,57 Meter kleine Kant nahm zu jeder Gelegenheit ein dickes Kissen mit, um sein fehlendes Sitzfleisch zu ersetzen.
Martin Müller
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ