Sexuell Missbraucht

Zehnjährige aus Paraguay darf nicht abtreiben

Ein Mädchen in Paraguay ist nach sexuellem Missbrauch durch ihren Stiefvater schwanger / Debatte um Schwangerschaftsabbruch.  

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Das Schicksal des zehnjährigen  Mädche...uay ist kein Einzelfall (Symbolbild).   | Foto: kmiragaya (fotolia.com)
Das Schicksal des zehnjährigen Mädchens aus Paraguay ist kein Einzelfall (Symbolbild). Foto: kmiragaya (fotolia.com)

PUEBLA. Sie ist zehn Jahre alt, 1,39 Meter groß, wiegt 34 Kilogramm und ist im fünften Monat schwanger nach einer Vergewaltigung durch ihren Stiefvater. Ihr Fall hat in Paraguay eine hitzige Debatte vom Zaun gebrochen. Darf sie abtreiben oder nicht? Das Gesetz erlaubt dies nur, wenn das Leben der werdenden Mutter in Gefahr ist.

Den Ärzten zufolge geht es dem Mädchen aber gut, und auch die konservative katholische Kirche sieht keinen Anlass für eine Abtreibung. "Abtreibung ist Mord an einem unschuldigen, noch im Entstehen begriffenen Leben", sagte Bischof Claudio Gimenez bei seiner Messe vergangenen Sonntag. Das Gesundheitsministerium lehnte den Antrag auf Schwangerschaftsabbruch ab.

Die Mutter hingegen befürwortet ihn, ebenso wie Frauen- und Menschenrechtsorganisationen. Sie berufen sich dabei auf Statistiken der Weltgesundheitsorganisation, wonach Schwangerschaften von Müttern unter 16 viermal riskanter sind als bei über 20-Jährigen, da ihr Körper nicht voll ausgebildet ist. Das sei bei dem paraguayischen Mädchen nicht der Fall, selbst für ihr Alter sei sie klein und dünn, so Amnesty International. Die Organisation startete deshalb eine Kampagne unter dem Hashtag #NiñaEnPeligro, Mädchen in Gefahr. Es sei Folter, die Kleine zum Austragen dieser Schwangerschaft zu zwingen, so die Organisation.

Die Zehnjährige lebte am Rande der Hauptstadt Asunción mit ihrer Mutter und dem Stiefvater. Wenn ihre Mutter unterwegs war, so die ersten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, nutzte der Stiefvater die Situation und verging sich an dem Mädchen.

Weil die Mutter vor einem Jahr bereits einmal Anzeige erstattet hatte, die sie dann wieder zurückzog, wurde sie wegen Verletzung der Aufsichtspflicht inhaftiert. Bekannt wurde der Fall erst, als sie mit ihrer Tochter Ende April wegen angeblicher Magenschmerzen ein Krankenhaus der Hauptstadt aufsuchte. Dort entdeckten die Ärzte die Schwangerschaft und schlugen Alarm.

Der Stiefvater ergriff daraufhin die Flucht. Die Polizei entdeckte den 43-Jährigen in einer Hütte in einem Wald 260 Kilometer außerhalb von Asunción. Ihm drohen 15 Jahre Gefängnis. Er stritt die Vorwürfe ab. Er sei medizinisch nicht in der Lage, jemand zu schwängern, erklärte er und verlangte einen Vaterschaftsnachweis. Das Mädchen wird derweil von einer Psychologin betreut.

2014 registrierten die paraguayischen Behörden 684 Geburten, deren Mütter jünger als 15 Jahre waren. In den meisten Fällen handelt es sich den Ärzten zufolge um Missbrauch. Wenig hilfreich für die Opfer sind die strikten Abtreibungsgesetze und eine machistische Justiz. Länder wie Paraguay, Nicaragua, Haiti, Honduras und El Salvador machen nicht einmal bei Vergewaltigungen Ausnahmen. In Nicaragua sind laut UN-Statistiken zufolge 4,4 Prozent der Mütter jünger als 15, in El Salvador wurden elf Prozent der unter 18-Jährigen bereits einmal schwanger. Derzeit verbüßen 16 Salvadorianerinnen Haftstrafen von bis zu 30 Jahren, weil sie abgetrieben haben oder eine Fehlgeburt erlitten, die von Richtern als Abtreibung gedeutet wurde. Legal mit einer Fristenregelung ist Abtreibung in Uruguay, Kuba und Mexiko-Stadt.

Bei illegalen Abtreibungen sterben in Lateinamerika jedes Jahr Hunderte. Um dies zu unterbinden, fordern Frauen- und Menschenrechtsorganisationen seit langem die Legalisierung. "Das Verbot der Abtreibung diskriminiert vor allem die Ärmsten, denn reiche Frauen, die ungewollt schwanger werden, fahren ins Ausland", sagt Carmen Pompa vom Lateinamerikanischen Komitee zur Verteidigung der Frauenrechte. "Die Armen riskieren Gefängnisstrafen oder schwere, gesundheitliche Komplikationen bei Kurpfuschern." Pompa fordert deshalb prinzipiell Straffreiheit für Abtreibungen von unter 14-Jährigen. Sie kritisierte außerdem die Justiz, die wie in Paraguay die Mütter zuerst einsperre und den Mädchen damit die einzige Stütze nehme.

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