Johannesburg
Zehn Millionen Äthiopier hungern
Eine schwere Dürre bedroht die Menschen in Äthiopien. Bereits zehn Millionen sind auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. 1,4 Milliarden Dollar sind zur Ernährung der Bevölkerung notwendig.
Mi, 3. Feb 2016, 0:00 Uhr
Panorama
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JOHANNESBURG / ADDIS ABEBA. Eine schwere Dürre bedroht die Menschen in Äthiopien. Bereits zehn Millionen sind auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Die Vereinten Nationen schätzen, dass 1,4 Milliarden Dollar zur Ernährung der Bevölkerung notwendig sei.
Inzwischen, drei Monate später, schlägt Äthiopiens Regierung andere Töne an. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon wurde am Wochenende mit dem Hubschrauber in die südlich der Hauptstadt gelegene Region Ogolcho geflogen und plötzlich redet auch Demeke Mekonen, der den UN-Chef begleitete, von der schlimmsten Dürre seit mehr als 30 Jahren: In Ogolcho sind offenbar mehr als 65 Prozent der Bevölkerung auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen.
Noch wird die derzeitige Situation nicht mit der äthiopischen Jahrhundertkatastrophe 1984 verglichen, die mehr als einer Million Menschen das Leben kostete. Doch die Zahl der von der Dürre in Mitleidenschaft gezogenen Äthiopiern muss wöchentlich nach oben korrigiert werden. Mittlerweile sind mehr als zehn Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Diese Zahl könne sich "ohne weiteres verdoppeln", warnen die UN-Experten: Möglicherweise seien in einigen Monaten bis zu einem Viertel der über 80 Millionen Einwohner des zweitbevölkerungsreichsten Staates Afrikas vom Hunger betroffen. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen spricht von 1,4 Milliarden Dollar, die zur Ernährung der äthiopischen Bevölkerung in diesem Jahr nötig seien – gerade mal ein Drittel davon sind bislang jedoch zugesichert worden. Alle Blicke der Welt seien derzeit auf den Krieg in Syrien gerichtet, klagen Experten.
Die in manchen Teilen Äthiopiens bereits seit drei Jahren anhaltende Dürre wird auf die "El Nino" genannte Erwärmung des Pazifiks zurückgeführt. So verheerend wie in diesem Jahr hat sich das periodisch auftretende Wetterphänomen allerdings lange nicht mehr ausgewirkt.
Äthiopiens ehrgeiziger Regierung kommt die Krise äußerst ungelegen. Sucht sie doch ausländische Investoren derzeit davon zu überzeugen, dass die Wirtschaft des ostafrikanischen Staates mit zweistelligen Raten wächst und vor einem historischen Industrialisierungsschub steht.
Bereits im vergangenen Jahr hat Addis Abeba mehr als 270 Millionen Dollar für Nahrungsmittelhilfe zur Verfügung gestellt, in diesem Jahr sollen es nochmals 110 Millionen werden – enorme Summen für einen der ärmsten Staaten der Welt. Insgesamt sind nach UN-Angaben 60 Millionen Afrikaner von der Dürre betroffen – außer in Ostafrika vor allem im Süden des Kontinents, wo in diesem Jahr historische Rekordtemperaturen von weit über 40 Grad gemessen wurden.
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