"Wo man hinschaut, sieht man Berge"
SCHÜLERAUSTAUSCH: Amerikanische Jugendliche besuchten das Geschwister-Scholl-Gymnasium / Beeindruckt von Sauberkeit.
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WALDKIRCH/ROYAL OAK. Im Rahmen des GAPP-Austausches besuchten bis letzte Woche eine Gruppe von 22 Schülerinnen und Schülern aus Royal Oak (Michigan) ihre Gastgeschwister aus der Klassenstufe elf des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Waldkirch. Der Amerikaaustausch wird abwechselnd mit der Kimball-High-School und einer Highschool in Newberryport praktiziert. Dieses Angebot nutzte nun auch Nelly Schwartz aus Royal Oak. Die 16-jährige Nelly geht auf die Kimball-High-School und lernt dort seit vier Jahren Deutsch. Urban Dreher (18) sprach mit ihr.
Nelly Schwartz: Ich wollte einfach die Chance nutzen, ein anderes Land zu besuchen, weil ich so die Sprache am besten lerne und eine neue Kultur kennenlernen kann. Alles richtig zu hören und zu sehen, nicht wie es im Buch steht, ist eine tolle Erfahrung. Es ist interessant zu sehen, was den Menschen an verschieden Orten in der Welt wichtig ist.
BZ: Für dich war das die erste Reise nach Deutschland. Was hat dir hier gefallen und was nicht?
Schwartz: Mir haben vor allem die vielen öffentlichen Verkehrsmittel gefallen, mit Bus und Bahn konnte man jederzeit ganz einfach an verschiedene Orte kommen. Außerdem war es toll, mit dem Fahrrad fahren zu können – bei uns in Amerika ist das viel zu gefährlich. Aber vor allem haben mir die Berge gefallen, wo man hinschaut, kann man Berge sehen und alles ist um einiges sauberer und schöner als bei uns. Aber ich fand es komisch, dass man hier für alles bezahlen muss, selbst um auf die Toilette zu gehen. Und was mich auch gestört hat: In allen Getränken war Kohlensäure und wenn nicht, war es Mineralwasser.
BZ: Was war dein Bild von Deutschland vor diesem Austausch und hat dein Aufenthalt in Waldkirch dieses Bild bestätigt?
Schwartz: Es hat meine Meinung zu Deutschland insofern bestätigt, dass ich gesehen habe, dass Amerika ein sehr verschwenderisches Land ist und die Menschen hier in Deutschland dafür arbeiten, mehr wieder verarbeiten zu können und weniger zu verschwenden. Ich hab mir auch immer vorgestellt, dass Deutschland ein sehr schönes Land ist, aber dann hier zu sein, war dann doch ganz anders. Es war toll, weil Deutschland und Amerika so verschieden sind. Ich hätte nicht gedacht, dass die jungen Leute auch nicht anders sind als in den USA. Es gibt aber so viele verschiedene Sachen, die man hier machen konnte, von denen ich nichts wusste. Da Deutschland so viele Nachbarländer hat, habe ich mir gedacht, dass in der Schule großen Wert auf Sprachen gelegt wird. Ich denke, es ist für deutsche Jugendliche sehr wichtig, mehrere Sprachen zu können.
BZ: Wo siehst du die größten Unterschiede zwischen den USA und Deutschland?
Schwartz: Die größten Unterschiede hab ich ja eigentlich schon gesagt. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind aber wahrscheinlich der größte Unterschied neben der komplett anderen Landschaft hier. In Deutschland gibt es einfach viel mehr Grünflächen und weniger Autos als bei uns. Ein anderer großer Unterschied ist, dass die Läden hier schon früh schließen. In Amerika haben die Läden entweder bis sehr spät offen oder sogar 24 Stunden.
BZ: Wo gab es die meisten Schwierigkeiten in Deutschland?
Schwartz: Am Anfang hatte ich Probleme mit dem Jet-Lag, das war anstrengend. Und natürlich war es schwer, sich an die Sprache zu gewöhnen und an die anderen Sitten. Manchmal wussten wir nicht so recht, was auf der Speisekarte im Restaurant stand, und genauso wenig wussten wir am Anfang, wie wir überhaupt bestellen sollten.
BZ: Wie war denn die Umstellung vom "Fast-Food" zu den zünftigen "Bauernmahlzeiten"?
Schwartz: (lacht) Also erst einmal ess ich natürlich nicht die ganze Zeit Fast-Food. Das Essen war am Anfang etwas "anders", aber absolut genießbar. Ich hatte das Gefühl, dass ich immer hungrig war in Deutschland, aber das muss man auch, da wird man richtig gefüttert (lacht wieder). Das deutsche Essen ist aber auch viel reichhaltiger, es macht einen viel schneller satt. Ich war es nicht gewöhnt, so viel Fleisch zu essen, manchmal auch ohne Beilagen. Außerdem wird in Deutschland viel Brot gegessen ... mit Butter, davon gibt es in Deutschland auch mehr als genug. Aber das einzig Schlimme war, wie ich schon gesagt habe, dass alles mit Kohlensäure war.
BZ: Wie hat dir das Schulgebäude und die Stimmung im Gymnasium gefallen?
Schwartz: Das Schulklima war sehr angenehm, aber man hat schon gemerkt, dass hier gelernt wurde. Die Schüler sind aber, glaube ich, überall die gleichen, Hausaufgaben gefallen ja wirklich keinem Schüler. Im GSG gibt es viel mehr Treppen als in amerikanischen Schulen und die Schüler haben viele Pausen, in denen sie rausgehen können, um Essen zu kaufen und sich zu entspannen.
BZ: Wie wurdest du bei politischen Streitfragen, vor allem zum Thema G. W. Bush behandelt?
Schwartz: Zum größten Teil hatte ich in Deutschland nichts mit Politik zu tun. Und wenn, dann war es eben über Bush oder besser gegen Bush. Es war unangenehm, dass die Leute immer gesagt haben, ihr habt einen schlechten Präsidenten und als Amerikaner unterstützt ihr ihn. Ich unterstütze Bush bestimmt nicht, aber die Leute denken wohl, dass man als Amerikaner alles gut findet, was er macht. Wenn die Menschen hier über amerikanische Politik reden, kommt es einem manchmal vor, als wäre Amerika einfach schlechter als alles und man fühlt sich eine Stufe runtergesetzt. Das macht mich sauer, aber ich hab versucht, mich nicht zu ärgern. Ich denke eben, es gibt Sachen, die gefallen den Leuten an Amerika und Sachen, die sie nicht mögen.
BZ: Was hast du von diesem Austausch gelernt außer der deutschen Sprache?
Schwartz: Ich glaube gesehen zu haben, dass die Menschen hier ähnliche Probleme haben wie wir und dass sie wohl die gleichen Träume hegen wie Menschen auf der ganzen Welt. Der Austausch war fantastisch und hat einiges an mir verändert, wie ich die Welt sehe. Ich denke auch, dass ich offener geworden bin. Jetzt hab ich neue Freunde gefunden, die ich auf jeden Fall wieder besuchen werde. Ich würde jedem empfehlen, diesen Austausch mitzumachen.
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