Zisch-Schreibwettbewerb Frühjahr 2014 II

Wissensdurst und Nilfpferdhunger

Von Liliana Reichmann, Klasse 4b, Weihermatten Grundschule Bad Säckingen  

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An einem schönen sonnigen Tag reiste das Nilpferd Trobi in das ferne Braseco, um sich für einige Tage am Strand zu erholen. Als es mit dem Flieger dort landete, ging Trobi zu aller erst an den Strand vor seinem Hotel. Verwundert rief es auf nilpferdisch: "Nilonaniona lila Nani!", übersetzt "Huch, schwarzer Sand!". So etwas hatte Trobi noch nie zuvor gesehen. Während es so am Strand stand und den Sand genauer unter die Lupe nahm, näherte sich ihm ein Fotograf, der anfing, Fotos von dem Nilpferd zu schießen. Der Fotograf war nämlich kein gewöhnlicher Fotograf, sondern ein Wilderer, der gerade sein neues Opfer näher in Augenschein nahm. Als Trobi sich beobachtet fühlte und umdrehte, bemerkte es zwar den Mann in seiner Nähe, aber nicht die Gefahr, in der es bereits steckte.

Das Nilpferd widmete sich lieber dem Sand in schwarz. Nach dem Einchecken in das Hotel B.Zetti versuchte Trobi im Internet über den schwarzen Sand von Braseco zu recherchieren. Leider fand es keine Einträge darüber, was nicht weiter verwunderlich war, denn das Nilfpferd schrieb statt "Schwarzer Sand" "Sarser Sant". Das war sein selbstverschuldetes Pech, denn Trobi hatte in der Schule im Deutsch-Nilpferdisch-Unterricht nicht immer gut aufgepasst. Deshalb gab das Nilpferd kurze Zeit später das Recherchieren auf und begab sich lieber wieder an den Strand, um ein wenig im Meer zu plantschen, denn Nilfpferde sind gute Plantscher.

Kaum war Trobi am Strand angelangt, erfüllte plötzlich ein lauter Knall die Luft und die Kugel einer großen Schusswaffe verfehlte das Nilpferd nur knapp. In völliger Panik floh Trobi vom Strand zurück in das Hotel und durch die Hintertür wieder hinaus. Es rannte im Zickzack, sprang über Steine, hetzte dann wieder zurück zum Strand und flitzte so schnell wie seine kurzen Beine es zuließen über den schwarzen Sand, dass er nur so aufwirbelte. Nach zwei weiteren Schüssen wurde Trobi getroffen und kippte bewusstlos in das weiche Schwarz. Aus der Ferne sah das graue Nilpferd auf dem dunklen Untergrund aus wie eine misslungene Sandburg. Schnell eilte der Jäger aus seinem Versteck zu dem verletzten Tier und schleppte Trobi mit Hilfe einer Armee gemeiner Krebse in eine große Kiste auf Rädern.

Der Wilderer fuhr das Nilpferd in einem alten Lastwagen zu seinem Versteck mitten im Herzen des Dschungels Brirlo, der an das Meer grenzte. Trobi bekam von der Reise nichts mit, denn es lag immer noch bewusstlos in der großen Kiste. Sicher in seinem Versteck angekommen, zeigte der Jäger seine Beute einem großen Mann, der dessen Anführer zu sein schien. "Ich werde das Nilpferd morgen nach dem Aufstehen gleich ausweiden, damit es nicht anfängt zu stinken.", meinte dieser. "Danach kannst du mit dem Ausstopfen beginnen. So werden wir viel Geld auf dem Schwarzmarkt erzielen.", freute sich der Anführer. Der Jäger stimmte zu und sie versteckten dann gemeinsam die Kiste am Rande ihres Lagers. Einige Meter weiter entfernt entzündeten sie ein Lagerfeuer, nahmen eine spärliche Mahlzeit ein und schliefen alsbald tief und fest ein. Die Wilderer bekamen daher nicht mit, wie kurze Zeit später zwei Polizisten auf Patrouille sich ihrem Versteck näherten und auf eine große braune Kiste auf Rädern aufmerksam wurden. Die Jäger verpassten auch den Moment, als einer der Polizisten ein lautes Schnaufen aus der großen Kiste vernahm und sie deshalb sofort aufbrach. Als sie Trobi vorfanden, untersuchten die Gesetzeshüter das Nilpferd sogleich auf Verletzungen und entdeckten eine Schussverletzung an der rechten Pobacke, aus der es zum Glück nur leicht heraus blutete. Die Verletzung am Po war sicherlich sehr schmerzhaft, aber bei dieser Menge Pospeck glücklicherweise nicht tödlich. Schnell kombinierten die Polizisten nach ihrem Notruf per Funk und machten sich auf leisen Sohlen auf die Suche nach den Tätern. Sie fanden die Wilderer nicht weit von der Fundstelle und nahmen sie ohne große Schwierigkeiten fest.

Als am nächsten Morgen Trobi, das Nilpferd die Augen aufschlug, fand es sich in seinem weichen Hotelbett wieder. Als es versuchte, sich aufzurichten, durchfuhr seine rechte Körperhälfte ein stechender Schmerz. Trobi tastete vorsichtig seinen Unterleib ab und spürte auf der rechten Seite eine Kuhle, die es dort vorher nicht gegeben hatte. In diesem Moment fielen dem Nilpferd die Geschehnisse des gestrigen Tages wieder ein. Da es jedoch nach dem dritten Schuss bis gerade eben bewusstlos gewesen war, wunderte Trobi sich, wie und wann er wohl in sein Hotelzimmer gekommen war. Das Nilpferd grübelte jedoch nicht lange, denn eine viel wichtigere Frage beschäftigte es. Zunächst gönnte sich Trobi ein Schaumbad und planschte ausgiebig, wobei es seine Wunde im Po schnell vergaß. Das Nilpferd beendete nach einer genüsslichen Stunde sein Bad, zog sich an und ging hinunter an die Rezeption. Dort hoffte er, eine Antwort auf die ihm wirklich wichtige Frage zu bekommen. Ein freundlicher Kakadu mit blauer Fliege kam angeflogen und erklärte, dass der schwarze Sand von Braseco nichts weiter war als zerbröseltes Lavagestein eines in den Bergen liegenden Vulkans, der vor über tausend Jahren ausgebrochen war. Trobi staunte nicht schlecht über des Rätsels Lösung und freute sich, dass sein Wissensdurst nun für das Erste gestillt war. Jetzt aber bemerkte das Nilpferd, dass ihn nach seinem Durst ein fast genauso großer Hunger überkam, bedankte sich bei dem Vogel mit der blauen Fliege und ging auf direktem Wege zum Buffet frühstücken.

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