"Wir veranstalten keine Beerdigung"

BZ-INTERVIEW mit Jörg Junhold, dem Direktor des Leipziger Zoos, über den Tod des schielenden Opossums Heidi.  

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Das Augenstellung hat sie berühmt gemacht: Opossum Heidi Foto: Fotos: dapd

FREIBURG. Heidi ist tot. Das Opossum mit dem Silberblick wurde am Mittwoch im Leipziger Zoo eingeschläfert. Über den Tod des tierischen Stars sprach BZ-Mitarbeiter Daniel Mandel mit dem Direktor des Zoos, Jörg Junhold.

BZ: Herr Junhold, am Mittwoch ist das Opossumweibchen Heidi gestorben: Ist das ein großer Verlust für den Zoo?
Jörg Junhold: Als Zoodirektor habe ich zunächst eine professionelle Sicht auf den Tod des Tieres. Wie alle anderen Tiere auch besitzen Opossums eine begrenzte Lebenserwartung. Mit dreieinhalb Jahren liegt Heidi über der natürlichen Lebenserwartung von zwei bis drei Jahren. Insofern gehen wir damit professionell um und nehmen den Tod als natürlich hin. Um auf ihre Frage zurückzukommen: Wir werden Heidi als Botschafterin des Zoos natürlich in guter Erinnerung behalten.
BZ: Heidi ist wegen ihrer Altersschwäche eingeschläfert worden – war das wirklich notwendig?
Junhold: Aufgrund von normalen Alterserscheinungen darf man selbstverständlich kein Tier einschläfern. Wir stellten allerdings vor etwa vier Wochen fest, dass sich der gesundheitliche Zustand von Heidi massiv verschlechterte. Sie konnte sich nicht selbstständig bewegen, war ab dem Hinterteil völlig gelähmt, konnte weder selbständig trinken, noch essen und saß in ihrem eigenen Kot. Dieser Zustand war auch im Hinblick auf das Tierschutzgesetz unverantwortbar. Die Entscheidung für die Einschläferung wurde zu 100 Prozent von allen Tiermedizinern mitgetragen.
BZ: Mit mehr als 300 000 Facebook-Freunden, einer großen Fangemeinde und einem Auftritt bei der Oscarverleihung im Februar hat Heidi weltweit für Aufsehen gesorgt. Meinen Sie, dass der Kult trotz des Todes weiter gehen wird?
Junhold: Bereits als der Rummel aufkam, war ich davon überzeugt, dass er sich bald wieder legen würde. Ich musste mich aber im Lauf der Zeit eines besseren belehren lassen, und so weiß ich wirklich nicht, wie es mit dem Kult weitergeht. Vielleicht wird Heidi als Symbol weiterbestehen – wer weiß?
BZ: Irritiert Sie dieser Medienrummel?
Junhold: Natürlich irritiert mich das. Im Grunde schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Zum einen waren wir froh, dass Heidi als Botschafterin für unsere neue Anlage Gondwanaland warb. Allerdings sind wir zum Teil auch in diesen Hype hereingezogen worden. Und wenn ich bedenke, dass Heidi vor den Nachrichten über Sarkozy und Merkel steht, dann frage ich mich, ob das noch verhältnismäßig ist.
BZ: Was geschieht nun mit der toten Heidi? Wird es eine Beerdigung geben?
Junhold: Wir werden für Heidi keine Beerdigung veranstalten. Wie unsere anderen toten Tiere auch wird sie hier am Institut pathologisch untersucht. Ihr Körper wird dann präpariert und bleibt erhalten.
BZ: Gibt es bereits einen Ersatzstar, der in Heidis Fußstapfen treten könnte?
Junhold: (lacht) Wir haben nicht die Absicht eine offensive Starsuche zu betreiben. Wir konnten das auch bei Heidi nicht erahnen. Grundsätzlich gilt, dass das Tier im Vordergrund steht, nicht dessen Vermarktung.

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