Volksentscheid in der Schweiz
Bergbauer kämpft gegen Abschneiden von Hörnern
Ein Schweizer Bergbauer kämpft dafür, Kühen und Ziegen ihre Hörner zu belassen. 120.000 Unterschriften hat er zusammengetragen. Nun muss sogar das Volk entscheiden.
dpa
Fr, 13. Mai 2016, 0:00 Uhr
Panorama
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MOUTIER (dpa). Kühe und Ziegen gehören zur Schweiz wie der Käse und die Schoggi. Doch richtig natürlich sehen sie auf den Almwiesen oft nicht mehr aus, denn meist werden ihnen in jungen Jahren die Hörner gezogen. Dagegen kämpft ein uriger Bergbauer – und ist damit nicht allein. 120 000 Unterschriften hat er in den vergangenen Wochen zusammengetragen. Nun muss das Volk über die Zukunft der Hörner abstimmen.
Nun hat Capaul einen großen Erfolg errungen: Gemeinsam mit nur wenigen Helfern sammelte der 64-Jährige rund 120 000 Unterschriften. Nach den Spielregeln der direkten Demokratie in der Schweiz sind das 20 000 mehr als erforderlich, damit über eine Volksinitiative abgestimmt wird. Von einem "basisdemokratischen Wunder" war in Zeitungen zu lesen – nachdem Capaul anfangs als "Hornkuh-Spinner" verspottet wurde.
"Wer das Enthornen für richtig hält, soll das weiter tun dürfen", sagt der Viehwirt, den man sich mit seinem Rauschebart und der Strickmütze auch gut in einem Werbespot für Kräuterbonbons oder Bergkäse vorstellen könnte. Ihm und seinen Mitstreitern von der IG Hornkuh gehe es darum, die vorhandenen Agrarsubventionen der Schweiz anders als bisher zu verteilen. "Weniger für die industrielle Landwirtschaft, ein wenig mehr für Bauern, die aus Respekt vor der Natur ihren Tieren die Hörner lassen."
Konkrete Summen nennt die "Hornkuh-Initiative" nicht. Capaul schweben pro Jahr etwa 500 Franken (455 Euro) für jede Kuh und 100 Franken (91 Euro) für jede Ziege mit Hörnern vor. "Das sollte als Direktzahlung an Bauern gewährt werden, die ihren Tieren die Hörner lassen. Unter anderem, weil sie dafür mehr Platz brauchen in einem Freilaufstall."
Noch hat der Schweizer Bauernverband SBV keine offizielle Empfehlung für die Abstimmung ausgesprochen. Die Meinungen gingen in der Bauernschaft auseinander, es werde "sehr emotional" diskutiert, sagte SBV-Präsident Markus Ritter dem Zürcher Tages-Anzeiger. Bei der Abstimmung rechnet Capaul fest damit, dass ihn die Mehrzahl der Schweizer Frauen unterstützen wird. "Frauen bringen einfach mehr Gefühl für Tiere auf", sagt er und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: "Wer unseren Sieg an der Urne verhindern will, der müsste vorher das Frauenstimmrecht abschaffen." Der Althippie, der seinen Kühen auch gerne etwas vortanzt oder sie mit Pink Floyd beschallt, gibt sich siegesgewiss und kämpferisch: "Wir nehmen die Schweizer Landwirtschaftspolitik auf die Hörner."
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