Account/Login

"Wir in Seelbach können es schaffen"

Pascal Weber ist der Hauptamtsleiter des Rathauses Seelbach. Im Gespräch mit Zischup-Reporter Mathis Fehse, Schüler der Klasse 9a des Clara-Schumann-Gymnasiums in Lahr, erzählt er, wie seine Gemeinde versucht, Flüchltinge zu unterstützen.  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen

Pascal Weber ist der Hauptamtsleiter des Rathauses Seelbach. Im Gespräch mit Zischup-Reporter Mathis Fehse, Schüler der Klasse 9a des Clara-Schumann-Gymnasiums in Lahr, erzählt er, wie seine Gemeinde versucht, Flüchltinge zu unterstützen.

Zischup: Was beschäftigt Sie in der aktuellen Flüchtlingssituation am meisten?
Weber: Wir wollen natürlich sicherstellen, dass die geflüchteten Menschen hier gut untergebracht sind, dass sie Möglichkeiten haben, sich hier zu integrieren und Bildungschancen zu ergreifen. Den Flüchtlingen unsere menschliche Seite zu zeigen, ist nur eines unserer Ziele.
Zischup: Wie viele Flüchtlinge sollen denn in Seelbach aufgenommen werden?
Weber: Die Containersiedlung soll als vorläufige Unterbringung dienen. Dort sollen 60 Menschen Unterkunft finden. Diese werden jedoch bald in die sogenannte Anschlussunterbringung gebracht. In einer solchen wohnen bereits 25 Menschen. Von dort werden sie dann auf den gesamten Landkreis verteilt, da wird auch Seelbach noch ein paar Flüchtlinge bekommen, für die dann die Gemeinde zuständig ist.
Zischup:
Es gibt also nicht nur die Containersiedlung, sondern auch ein festes Haus, wo Geflüchtete Unterkunft finden?
Weber:
Ja, wir haben einerseits Gemeindewohnungen zum Beispiel in Wittelbach im Rathaus, die wir belegen können, als auch in der Theodor-Simon-Straße in Seelbach. Außerdem konnten wir zu unserer Freude bereits Flüchtlinge in Privatwohnungen einquartieren. Zusätzlich hat die Gemeinde ein Haus erworben, das aktuell als Anschlussunterbringung für Flüchtlinge vorbereitet wird.
Zischup: Wie hoch ist Ihrer Meinung nach die Wahrscheinlichkeit, dass sich auch hier eine Bürgerbewegung wie in Clausnitz gegen Flüchtenden bildet?
Weber: Ich hoffe, dass sich hier keine solche Bewegung bildet, und es zeigen sich auch keinerlei Indizien, um so etwas zu vermuten, denn dafür sind die Bürger zu offen gegenüber den Neuen. Es gibt hier in Seelbach ja sogar schon einen Helferkreis, zu dem zwischen 25 und 40 Leuten gehören. Dieser bietet Sprachkurse an, und hilft den Flüchtlingen beispielsweise beim Einkauf. Bisher haben wir für jede in einer Anschlussunterbringung befindlichen Familie jemanden gefunden, der sie begleitet. Das Konzept funktioniert gut.
Zischup: Welche Maßnahmen werden hier in Seelbach denn für die Integration der Flüchtlinge ergriffen?
Weber: Schulisch gesehen wird den Kindern in Reichenbach eine "Vorbereitungsklasse" angeboten, in der sie den Schulalltag kennen lernen. Hier in Seelbach bekommen sie in der Mensa kostenloses Essen und dürfen in die Ganztagsbetreuung, welche auch die Hausaufgaben betreut. Kürzlich hat sich eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich um das Willkommen in Seelbach kümmert, den Flüchtlingen zeigt, wie manche Dinge in Deutschland funktionieren, angefangen bei der Mülltrennung über den Busverkehr, bis hin zum Anschluss in Vereinen. Oder was man tun muss, um später in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Sozusagen eine Allround-Begleitung, um den Flüchtlingen das Leben und das Eingliedern in die Gesellschaft erleichtern zu können. Die Zusammenarbeit zwischen den Kirchen und der Gemeinde ist sehr eng, worüber wir sowohl der evangelischen Kirche als auch der katholischen Kirche sehr dankbar sind. Im Helferkreis sind beide Kirchen vertreten und engagieren sich sehr gut. Wir hatten auch schon Spendenaktionen, die über die Kirche liefen.
Zischup: Wie sehen Sie die Zukunft von Seelbach in Bezug auf die Flüchtlinge?
Weber: Also ich bin sicher, dass nicht alle, die hier Zuflucht gefunden haben, auch wieder zurückkehren werden. Viele werden in die Städte ziehen. Manche auch nach Syrien zurückkehren. Das wird uns noch lange beschäftigen. Ich sehe Chancen, langfristig von deren Kultur, deren Wissen und auch Denken zu profitieren. Es ist eine große Aufgabe, doch ich denke, wir müssen dem einfach mit offenen Armen entgegengehen. Wir werden Rückschläge erleben, aber wir werden auch tolle Momente haben. Doch wir werden das hinbekommen, indem wir, aber auch die Flüchtlinge, sich anstrengen. So werden wir von dieser Situation langfristig profitieren. Ja, ich denke, dass wir es hier in Seelbach gemeinsam schaffen können, wenn wir alle daran glauben und mithelfen!

Ressort: Schülertexte

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel