Trickbetrüger
"Wir haben Ihren Hund"
Wenn hinter dem Finder ein Krimineller steckt: Trickbetrüger nutzen Vermisst-Anzeigen von Tieren aus, um Geld zu erpressen. Die Polizei empfiehlt ein gesundes Misstrauen gegenüber angeblichen Findern.
dpa & Theresa Steudel
Do, 14. Feb 2019, 7:26 Uhr
Panorama
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"Bereits vier Mal wurden wir von verschiedenen Personen aufgefordert, Geld zu zahlen, damit wir Schnipsel wiederbekommen", berichtet die Studentin der Tiermedizin. In einem Schreiben habe es zum Beispiel geheißen: "Wenn Du dich an die Bedingungen nicht hältst, ist dein Hund bald weg". 1000 Euro sollte die Familie zahlen. Ein weiterer vermeintlicher Finder habe angegeben, mit dem Hund nach Österreich gereist zu sein. Nur nach Überweisung einer größeren Summe sei ein Transport nach Berlin möglich.
Maxi Schwebig und ihre Eltern gehen davon aus, dass es sich um Trittbrettfahrer handelt, die auf eine Suchanzeige der Familie reagierten. Auf die Betrugsversuche sind sie nicht eingegangen. "Wir haben Anzeige bei der Polizei erstattet, doch dort hat man uns keine Hoffnung gemacht", sagt sie. Versuche, Geld zu erpressen, kennt auch der Verein Tasso, bei dem Halter ihre Tiere kostenlos registrieren lassen können, sodass Finder die Halter schnell ermitteln können.
"Die Betrüger durchsuchen im Internet systematisch Suchmeldungen zu vermissten Tieren, in denen private Kontaktdaten, insbesondere Telefonnummern der Halter angegeben sind", sagt Sprecherin Laura Simon. Ihr seien in den vergangenen Jahren einzelne solcher Fälle bekannt geworden. "Unter gefälschten Telefonnummern rufen sie bei den Betroffenen an und geben vor, unter anderem im Auftrag von Tierkliniken, Tierheimen oder Rechtsanwälten anzurufen, zu denen das Tier gebracht worden sei. Der Halter könne es dort gegen eine Gebühr abholen", erläutert Simon die Masche.
Hin und wieder werde auch behauptet, das Tier sei verletzt und man müsse die Behandlungskosten erstatten. "Auch das öffentliche Ausschreiben eines Finderlohns kann leider dazu beitragen, Betrüger auf den Plan zu rufen", sagt Simon. Sie empfiehlt dieses Vorgehen daher nicht.
Beim Polizeipräsidium Freiburg sind bisher keine Fälle bekannt. Auch beim Präsidium Offenburg wurden keinerlei dieser Fälle angezeigt. Dessen Sprecher Rüdiger Schaupp empfiehlt ein "gesundes Misstrauen" im Gespräch mit angeblichen Findern. Wer sein Tier in Freiburg verliert, sollte bei einem Anruf mit Berliner Vorwahl zum Beispiel stutzig werden.
Er empfiehlt, sich über Messenger-Dienste ein aktuelles Bild des Tieres schicken zu lassen, um zu überprüfen, ob es sich um den Finder handelt. "Falls bei einer Übergabe Geld verlangt wird, kann mit dem Verdacht der Nötigung auch die Polizei informiert werden", sagt Schaupp. Dann könne man zusammen weiteres Handeln beraten.
Laura Simon von Tasso empfiehlt, die eigenen Kontaktdaten nicht öffentlich im Internet oder auf Suchplakaten anzugeben. Vereine wie Tasso oder Findefix bieten Suchplakate an, über die Finder zunächst Kontakt zum Verein aufnimmt, der wiederum den Halter informiert. Polizeisprecher Schaupp weist daraufhin, zumindest sorgsam mit den eigenen Daten umzugehen. Eine Anzeige in der Zeitung mit Chiffre oder eine Absprache mit dem Tierheim, dass das Tier dort abgegeben wird, könnten Alternativen zu öffentlich einsehbaren Daten sein.
Die Berliner Familie wird weiter nach der Dackeldame Schnipsel suchen. Die Mutter sei noch nicht über den Verlust hinweggekommen. "Sie hat schon zehn Kilo abgenommen, kann kaum noch essen und schlafen. Schnipsel war für sie wie ein zweites Kind", sagt ihre Tochter.