Olympische Winterspiele
Winterspiele 2026 in Italien: Warum die Kritik lauter wird
Ein Jahr vor dem Start der Winterspiele in Italien wehren sich die Unterstützer der Vergabe. Kritik gibt es vor allem an den Baumaßnahmen, die gar nicht hätten durchgeführt werden sollen.
Maximilian Wendl
Di, 4. Feb 2025, 20:00 Uhr
Wintersport
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Von großer Vorfreude auf die Olympischen Winterspiele im eigenen Land ist bei vielen Südtirolern ein Jahr vor dem Start der Wettkämpfe in Italien nichts mehr zu spüren. Kritiker gibt es viele – nicht nur aus den eigenen Reihen. Auch der frühere Ski-Star Felix Neureuther zeigt sich angesichts der gewaltigen Baumaßnahmen wie unter anderem in der Antholzer Biathlon-Arena "ziemlich geschockt", wie er in einer Dokumentation der ARD sagte. Noch 2020 fand im Pustertal die Biathlon-WM statt. Dann wurde die Anlage nach 2006 ein weiteres Mal für mehr als 50 Millionen Euro modernisiert. Gebaut wurden ein unterirdischer Schießstand, eine neue Beschneiungsanlage sowie ein Speicherbecken mitten im Wald. Das rief Umweltschützer und Skeptiker auf den Plan. "Wir investieren in einen Wintertourismus, der längst Schnee von gestern ist", meint Elide Mussner, Gemeindereferentin von den Grünen.
Nachhaltig? "Das geht einfach nicht"
Finanziert wurden die Bauvorhaben mit Geldern aus den Staats- und Landeskassen, die eigentlich gar nicht hätten ausgegeben werden sollen. Denn ursprünglich sollten ausschließlich die bestehenden Anlagen bei den Olympischen Winterspielen vom 6. bis 22. Februar genutzt werden – aus Gründen der Nachhaltigkeit. "Diesen Begriff sollte man im Zusammenhang mit Großereignissen nicht verwenden, das geht einfach nicht", sagte der Klimaforscher Georg Kaser. Nach der Vergabe der Spiele an Italien wurde dann aber beschlossen, dass einige Maßnahmen "notwendig, wesentlich-wichtig, nützlich oder funktionell" seien. 28,5 Millionen Euro sollten allein die Anpassungen in Antholz laut einer Studie kosten.
Inzwischen wird fast doppelt so viel Geld benötigt, wie der Chef des Organisationskomitees (OK) von Antholz, Lorenz Leitgeb, der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. "Wie es bei Studien halt so ist: Es gibt dann auch Überraschungen." Er verwies auch auf enorme Preissteigerungen bei Rohstoffen, was nicht abzusehen gewesen sei: "Das summiert sich dann." Insgesamt sollen sich die Kosten für alle Wettkampfstätten von Mailand und Cortina d'Ampezzo nun auf mehr als fünf Milliarden Euro belaufen.
Ärger um Bobbahn
Noch mehr Ärger als in Antholz gibt es in Cortina. Die Bobbahn muss innerhalb kürzester Zeit für viel Geld komplett neu gebaut werden. Ein Vorhaben, das das Internationale Olympische Komitee (IOC) ablehnte, die italienische Regierung dennoch vorantrieb. Sollte die Bahn nicht rechtzeitig fertiggestellt werden können, sieht ein abstruser Plan angeblich vor, ins mehr als 6000 Kilometer entfernte Lake Placid in den USA zu wechseln – trotz bestehender Weltcup-Eiskanäle in anderen europäischen Ländern.
Schon 2006 fanden in Italien Winterspiele statt, damals in Turin. Die Wettkämpfe der Skispringer wurden in Pragelato ausgetragen. Mitten in den Hang wurden Sprungtürme gebaut, Hotels errichtet – und es wurde Natur zerstört. Gut 19 Jahre später ist diese Sportstätte verlassen.