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Fußball ohne Abseits wäre niveaulos
Geht Fußball auch ohne Abseits? Oliver Bierhoff, Manager der deutschen Nationalmannschaft, würde das gerne mal testen. Aber: Fußball ohne Abseits wäre total einfältig.
Do, 2. Mär 2017, 0:18 Uhr
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Nichts ist gegen den Vorschlag einer Testphase einzuwenden. Gar nichts. Aber damit sollte es auch genug sein. Denn Fußball ohne Abseits ist wie Windräder ohne Wind, Karottensalat ohne Essig oder Windeln wechseln ohne Inhalt. Ohne Abseits ist alles im Fußball nichts. Wird die Regel abgeschafft, würde die Deutungshoheit über ein Spiel verlagert, von selbsternannten Experten, genannt Fans, auf Laien, die die Abseitsregeln weder in einem Satz erklären noch verstehen können. Das darf nicht sein.
Fußball ist ein einfaches Spiel – und wird es auch bleiben. Aber wenn es in diesem einfachen Spiel eine große intellektuelle Herausforderung gibt, dann ist es das Abseitsstellen des Gegners. Es ist die kreativste Möglichkeit einer verteidigenden Mannschaft, dem angreifenden Team den Ball zu stehlen, ohne ihn direkt zu erobern. Mit dieser Variante kann eine Abwehr, selbst wenn sie nur aus ein, zwei Feldspielern besteht, ein ganzes Heer von anstürmenden Gegenspielern aufhalten. Es ist die ideale Methode, mit der David dem Goliath ein Schnippchen schlagen kann. Zudem ist Abseits die einzige Form des Fußballsports, bei der dieser dem Schachspiel ähnelt: intelligent, königlich, großartig.
Man muss doch nicht mit jeder Tradition brechen. Klar, auch der Fußball hat von Änderungen profitiert (Rückpassregel), hat sich immer wieder entwickelt und angepasst. Aber Abseits ist nun mal Abseits.
Dabei darf die historische Komponente dieser aus dem Rugbysport stammenden Regel nicht außer Acht gelassen werden. Denn das Abseits wurde im Fußball vor etwa eineinhalb Jahrhunderten eingeführt mit der Begründung, es sei unfair, hinter dem Rücken des Gegners ein Tor zu erzielen. Kaum etwas macht den Fußballsport mehr kaputt als angreifende Feldspieler, die sich in der Nähe des gegnerischen Tors platzieren, faul auf den Ball warten und ihn dann womöglich mühelos ins Tor schießen. Das ist Kindergartenfußball – ohne Esprit und total einfältig.
Für die Leser, die bis jetzt nur Bahnhof verstanden haben, darf an dieser Stelle noch die Abseitsdefinition in ihrer einfachsten Variante erwähnt werden: "Ein Spieler befindet sich in Abseitsstellung, wenn er der gegnerischen Torlinie näher ist als der Ball und der vorletzte Gegenspieler." Was wäre dieser Sport ohne diesen Satz? Nichts. Mehr zum Thema:
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