Account/Login

Grünes Umfragetief

Wie stehen die Chancen für Cem Özdemir, 2026 Ministerpräsident in Baden-Württemberg zu werden?

Schaut man auf die aktuellen Umfragen, muss Cem Özdemir viel Rückstand aufholen, wenn er Ministerpräsident in Baden-Württemberg werden will. Wie schätzt der Freiburger Politologe Michael Wehner seine Chancen ein?  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Cem Özdemir will 2026 neuer Ministerpräsident in Baden-Württemberg werden.  | Foto: Kay Nietfeld (dpa)
Cem Özdemir will 2026 neuer Ministerpräsident in Baden-Württemberg werden. Foto: Kay Nietfeld (dpa)

Trotz schlechter Umfragewerte und dem miesen Ansehen der Ampel-Bundesregierung sehen Experten durchaus Chancen für Cem Özdemir (Grüne) bei der nächsten Landtagswahl in Baden-Württemberg. "Das Rennen ist offen – aber Özdemir muss einen Hundertmeterlauf zehn Meter hinter der Startlinie beginnen", sagte der Freiburger Politikexperte Michael Wehner der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart.

Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir hatte am Freitag verkündet, er wolle Spitzenkandidat der Grünen bei der nächsten Landtagswahl in Baden-Württemberg werden. In einem Brief an die Bürgerinnen und Bürger schrieb Özdemir, er wolle ihnen als Ministerpräsident dienen und alles für das Land geben. Amtsinhaber Winfried Kretschmann (Grüne) tritt 2026 nach 15 Jahren als Ministerpräsident nicht mehr an. Der wohl aussichtsreichste Herausforderer Özdemirs dürfte der neue CDU-Landesvorsitzende und Fraktionsvorsitzende Manuel Hagel werden.

Politologe: Derzeit wenig Interesse an Umweltthemen

Ein Nachteil für Özdemir ist aus Sicht von Politologe Wehner, der als Professor an der Universität Freiburg lehrt und die dortige Außenstelle der Landeszentrale für politische Bildung leitet, das aktuelle Image der Grünen. "Die Grünen sind derzeit mit dem Etikett der Verbotspartei belegt", sagte Wehner. Zudem seien mit Migration, Sicherheit und Wirtschaft Themen auf der Tagesordnung, die man nicht mit der Partei verbinde. "Bei den aktuellen Rahmenbedingungen wird Ökologie als politisches Problem zweiter Ordnung wahrgenommen", erklärte Wehner.

Als Malus sieht Wehner auch den schlechten Ruf der Ampelregierung, der Özdemir seit 2021 als Bundeslandwirtschaftsminister angehört. Deren Ansehen sei ein Problem für den Politiker. Er geht aber davon aus, dass Özdemirs Bekanntheit und seine politischen Ansichten das aufwiegen können. "Der Bekanntheitsbonus und der realpolitische Bonus überwiegt aus meiner Sicht die mögliche schlechte Bewertung seiner Zeit in der Ampelkoalition", sagte der Politologe.

Bundestagswahl dürfte entscheidende Rolle spielen

Nicht gerade rosig sehen zudem die Umfragewerte für die Grünen in Baden-Württemberg aus. In Meinungsumfragen lag die CDU im Südwesten zuletzt mit 16 Prozentpunkten Vorsprung deutlich vor den Grünen – auch bei der Europawahl musste die Ökopartei teils heftige Verluste in allen Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs hinnehmen.

Umfragen könnten sich aber auch schnell ändern, sagte Politikexperte Wehner – auch wenn der Abstand derzeit groß sei. Bis zur Wahl im Frühjahr 2026 gingen noch einige Tage ins Land, auch die Themenkonjunktur könne sich noch verändern. "Eine entscheidende Rolle für den Ausgang der Wahl wird auch die Bundestagswahl spielen und die Frage, wer danach im Bund regiert und wie diese Regierung wahrgenommen wird." Denn bricht die Ampelkoalition nicht vorzeitig, findet die nächste Bundestagswahl im September 2025 statt und damit recht knapp vor der Landtagswahl im Südwesten.

Michael Wehner, Leiter der Außenstelle...ale für politische Bildung in Freiburg  | Foto: Patrick Seeger (dpa)
Michael Wehner, Leiter der Außenstelle der Landeszentrale für politische Bildung in Freiburg Foto: Patrick Seeger (dpa)

Nach der Ankündigung der Spitzenkandidatur Özdemirs forderte der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Bundestagsfraktion, Thorsten Frei, den Minister auf, seine Aufgaben im Bund nicht zu vernachlässigen. "Die Landwirte haben einen Anspruch auf einen Minister, der sich mit ganzer Kraft ihren Sorgen und Nöten widmet", sagte Frei der "Rheinischen Post" (Samstag). Er warf Özdemir vor, dem "Ampel-Chaos" in Berlin entfliehen zu wollen. Anstatt sich jedoch vorzeitig Gedanken darüber zu machen, "wie seine persönliche Karriere nach dem Ende dieser Bundesregierung weitergehen könnte, sollte er sich vor allem um seine Aufgaben in Berlin kümmern".

Türkische Gemeinde sieht in Özdemir-Kandidatur Signal

Die Türkische Gemeinde in Deutschland begrüßt die Kandidatur Özdemirs. Diese sei "in vielerlei Hinsicht ein wichtiges Signal, darunter auch für Menschen mit Migrationsgeschichte. Sie ist eine Erfolgsgeschichte für unser Land", sagte der Vorsitzende Gökay Sofuoglu dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). "Cem Özdemir hat sich als Politiker und als Vertreter der schwäbischen Kultur einen Namen gemacht. Und ich kenne ihn als lupenreinen Demokraten, der mit Differenzen umgehen kann. Er wandelt auf den Spuren von Winfried Kretschmann, Erwin Teufel und Lothar Späth und könnte sich zu einem Landesvater entwickeln."

Ressort: Südwest

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare (1)

Um Artikel auf BZ-Online kommentieren zu können müssen Sie bei "Meine BZ" angemeldet sein.
Beachten Sie bitte unsere Diskussionsregeln, die Netiquette.

Sie haben noch keinen "Meine BZ" Account? Jetzt registrieren

Martin Synowzik

7075 seit 21. Jun 2018

Wenn nicht kurz vor der Wahl irgendwo auf der Welt ein Tsunami ein Atomkraftwerk zerstört, dürften die Chancen der Grünen noch sehr, sehr, sehr viel schlechter werden. Warum? Die Antwort lautet negative Multiplikatoreffekte. Der wirtschaftliche Abschwung hat gerade erst begonnen und wird jetzt erst noch durch Zweit- und Drittrundeneffekte verstärkt. Gerade die Automobilzulieferer in Baden Württemberg wird es hart treffen. Verursacht und besonders verstärkt wurde das durch grüne Themen, die auch und idiotischer Weise von den anderen Parteien übernommen wurden. Die ganzen Wenden sind aber grüne Themen, die in den ökonomischen Abgrund führen. Und Realpolitiker hin oder her Özdemir steht für diese Themen. Ich glaube daher eher an 8 Prozent wie Herr Kretschmann!

https://youtu.be/W-ife3CBfhs

Glauben Sie mir und der BZ nicht alles, denken und lesen Sie mit einem Schmunzeln weiter und lassen Sie es sich gutgehen! :-)

Herzliche Grüße (…)
M. Synowzik


Weitere Artikel