Sozialer Wandel
Wie Schönheitsideale in afrikanischen Ländern wieder diverser werden
Ohne Glätteisen und Hautaufheller: Die optischen Ideale in afrikanischen Ländern werden wieder diverser und besinnen sich auf ihre Wurzeln. Doch die sozialen Medien üben auch hier großen Einfluss aus.
dpa
Di, 22. Nov 2022, 18:36 Uhr
Panorama
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
So verschieden wie Essen und Landschaften, so divers sind auch die Schönheitsideale auf dem Kontinent.
Einen Blick auf die Ausgangslage vor den Einflüssen aus Europa wirft die tansanische Künstlerin Rehema Chachage, die sich mit jahrhundertealten Schönheitsidealen in Ostafrika beschäftigt hat. "In Tansania gibt es mehr als 100 ethnische Gruppen, und jede hat ihren eigenen Schönheitsstandard, der von der Region und der traditionellen Beschäftigung abhängt", sagt sie. In sesshaften, ackerbaubetreibenden Gemeinschaften seien füllige Menschen attraktiv, in nomadischen Gruppen, die überwiegend Viehzucht betreiben, große und schlanke Menschen. Alles dazwischen finde sich in anderen Gruppen.
Besonders in westafrikanischen Ländern wie Nigeria sind hautaufhellende Cremes noch immer verbreitet, trotz der Gesundheitsrisiken, die sie mit sich bringen können. Genauso wie chemische Glättemittel für die Haare. Der Kosmetikmarkt machte 2021 umgerechnet zwei Billionen Euro Umsatz. Ein wachsender Teil setzt auf natürliche Produkte. "Es ist nichts schlecht daran, wenn afrikanische Frauen ihr Haar glatt tragen wollen, oder eine Perücke", sagt Bagolun. "Aber man muss die Haare auch natürlich tragen können und schön sein und Respekt verdienen können."
In Nigeria gilt seit Oktober ein Gesetz, das ausländische Models in der Werbung verbietet. Es gehe darum, lokale Talente und Wirtschaftswachstum zu entwickeln, erklärt die zuständige Behörde. Schon bisher kostete es Gebühren von rund 1000 Euro, wenn ausländische Models in der Werbung vorkamen. Viele Unternehmen nutzten aber ausländische Schauspielerinnen und Schauspieler für ihre Werbung. Rund 500 Millionen Euro werden nach Schätzungen der Unternehmensberatung PwC pro Jahr in der nigerianischen Werbebranche umgesetzt. So viel wie möglich will die Regierung gerne im Land behalten. Der Verband der Werbewirtschaft stellt sich gegen das neue Gesetz.
"Ich bin der Meinung, dass Repräsentation, gerade in den Medien, wichtig ist", sagt hingegen Ade Balogun. "Wenn du Sachen siehst, die mehr wie du aussehen, dann hilft es dir dabei, zu wissen, was du selbst schaffen kannst." In den vergangenen Jahren habe sich in Nigeria schon viel geändert. "Es geht heute weniger darum, ob ich meine natürlichen Haare trage, sondern wie ich sie trage."
Am Ende aber, meint Ade Balogun, könne sich heute niemand dem Druck entziehen, den soziale Medien auf Frauen weltweit ausüben: "Es gibt immer noch Schönheitsstandards, die nicht damit übereinstimmen, wie wir nun mal aussehen", sagt sie. "Egal woher du kommst, du musst wie Kim Kardashian aussehen." Mit ihrem Salon setzt Balogun andere Akzente. Und vermittelt auch über die Grenzen hinweg Selbstbewusstsein jenseits der aufgezwungenen Ideale: Sie expandiert ihr Geschäft Locitude gerade in die USA.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ